
Stil (Spielzeit): Punk-Rock (46:54)
Label/Vertrieb (VÖ): Interscope / Universal (17.11.06)
Bewertung: 7/10
Link: www.plusfourtyfour.com
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Vor einiger Zeit habe ich mir +44 live angesehen – und war doch recht enttäuscht von den recht lahm wirkenden Songs und einer Show, die nicht über den gängigen Standard hinaus ging. Damals hatte ich die Hoffnung, dass die Songs auf Platte runder rüberkommen und mehr fesseln – und genau das ist auch der Fall beim Debüt der Jungs um Mark Hoppus und Travis Barker, einst beide Mitbegründer der legendären BLINK-182.
„Wir sind immerhin 2/3 von BLINK-182, also müssen wir auch keine Angst haben, dass wir nach BLINK klingen könnten“, erklärte Hoppus kürzlich. „Wir sind gar nicht daran interessiert, die Vergangenheit über den Haufen zu werfen. Vielmehr wollen wir auf der Vergangenheit aufbauen bzw. auf diesen Erfahrungen aufbauend etwas Neues kreieren. Wie alle Musiker, wollen wir letztlich einfach nur weiterkommen und die Latte immer höher legen.“ Barker stimmt ihm zu: „Die Chemie zwischen Mark und mir war schon immer etwas ganz Besonderes, und das hat sich im Laufe der letzten Jahre sogar noch intensiviert! Insofern ist +44 definitiv eine Fortsetzung dessen, was wir als BLINK-182 gemacht haben, aber es ist zugleich auch etwas Neues, etwas Anderes. Damals waren wir auch lange Zeit die Underdogs, und genau dieses Gefühl ist es, das wir jetzt noch einmal auskosten können.“
Mit diesen Worten ist schon Vieles gesagt – Fans von BLINK werden auch von „When Your Heart Stops Beating“ begeistert sein, für mich klingt das Debüt sogar eine ganze Ecke emotionaler und erwachsener. Für eine Punkrock-Combo, die +44 unweigerlich sind, haben bemerkenswert viele ruhige, melancholische Melodien ihren Weg auf die Platte gefunden. So beim balladesk-süßlichen „Little Death“, dem getragenen „Lillian“, dem traurigen „Weatherman“ oder dem deutlich lebhafteren Titel „155“, und selbst ein Arschtreter wie „When Your Heart Stops Beating“ kommt nicht ohne Moll-Akkord aus. Mich freut das sehr, denn das hebt +44 aus der Flut von unbeschwert-fröhlichen Pop-Punk-Bands und gibt auch dem Album mehr Tiefe. Dass live die rotzigeren Songs besser funktionieren, erklärt das lahme Konzert – von echten Punkrock-Krachern lassen +44 vorerst die Finger, aber auf Platte stört mich das überhaupt nicht.
Wie schon beim Konzert fällt mir zudem das Schlagzeugspiel sehr positiv auf: Herr Barker hat weit mehr auf dem Kasten als stumpfe Punkrock-Beats. Dennoch wurde bei „Make You Smile“ zu Anfang mit vergleichsweise schnöden Electro-Beats gearbeitet, allerdings passend wie ich finde. Eine Sängerin verpasst dem Titel als Duett-Partnerin von Mark Hoppus jede Menge zusätzlichen Charm. – Ein Highlight der Platte.
„When Your Heart Stops Beating“ ist ein angenehm poppiges, recht ruhiges und Moll-durchtränktes Debüt geworden. Auch textlich zeigen +44 sich nachdenklich, kommen da jedoch leider nicht weiter als viele Emo-Bürschchen mit ihren postpubertären Schluchz- und Heul-Lyrics. Dennoch, eine prima Scheibe - wie geschaffen für den nahenden Winter, in dem es so manchem Punk-Rocker sicherlich auch ein wenig dunkler ums Herz wird als gewohnt.

Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock, meine bevorzugten Genres sind jedoch Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!