Nikola Sarcevic - Roll roll and flee




Stil (Spielzeit): Singer/Songwriter, Country, Folk (34:03)
Label/Vertrieb (VÖ): Burning Heart / SPV (27.10.06)
Bewertung: 6/10
Link: http://www.myspace.com/nikolasarcevic
MILLENCOLIN haben mit „Tiny Tunes“ 1994 einen wichtigen Beitrag zu meiner musikalischen Sozialisation als Punkrocker beigetragen und mit Songs wie „Leona“ oder „Mr. Clean“ einige Melodycore- (dem damaligem Metalcore, was den Hypefaktor betrifft) Perlen vorgelegt, die dich mitsingen und im Kinderzimmer gegen die große, böse Welt rebellieren haben lassen.
Allerdings hielt der Höhenflug der Band bei mir persönlich nicht sehr lange, da ich immer zwei Sachen an ihnen auszusetzen hatte. Zum einen der Sound (die Drums klangen in meinen Ohren manchmal wie eine Umhängesnare für Kinder) und zum anderen der Gesang. Fragt mich nicht warum, aber irgendwie mochte ich NIKOLA SARCEVIC nicht mehr hören, da er für mich immer klang, als hätte er ein zu großes Bonbon im Mund. Als dann die allgemeine Schweinerock-Phase über die Musikwelt hereinbrach und MILLENCOLIN sich dem auch anpassten, war es für mich ganz vorbei. Seitdem hab ich ihre Platten nur noch aus der Ferne mitbekommen. Und jetzt liegt hier auf einmal „Roll roll and flee“, das zweite Soloalbum des Sängers auf meinem Schreibtisch.
Leider hab ich sein erstes Album „Lock-Sport-Krock“ nicht gehört, mir aber sagen lassen, dass es ziemlich ruhig gewesen ist. Bei seinem Zweitwerk versucht er nun wohl etwas mehr Balance für die Kids zu schaffen, die ihn vor allem als MILLENCOLIN-Sänger sehen. Nein, hier finden sich keine Punksongs, aber ab und zu geht es doch etwas mehr nach vorne (z.B. „Tybble Skyline“ der so was wie das Sarcevice` „Passenger“ sein könnte). Aber im Großem und Ganzen findet man hier das, was man sich vorstellt, wenn man sich die Zutaten des Albums ansieht: Country, Singer/Songwriter, Folk, Pop und die Stimme von MILLENCOLIN (und so gut wie keine Gitarrenverzerrer). Als ich die Platte zum ersten Mal einlegte, musste ich an OLLI SCHULZ und die Soloplatten von MIKE NESS (allerdings ohne den Dreck in der Stimme und dem Sound) denken, aber zumindest der OLLI SCHULZ-Vergleich erledigt sich ziemlich schnell. Zwischendurch geistert mir auch K`s CHOICE als Vergleich im Kopf herum. Am besten gefallen mir allerdings die ruhigeren und intimeren Songs wie z.B. der Titelsong oder „Love Is Trouble“. Denn grade hier kommt die Instrumentation (unter Anderem Orgel, Banjo und Percussions) zum Tragen.
Die Songs sind alle relativ ruhig (aber trotzdem mit Bandbegleitung, bei der ein paar Musiker von THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES beteiligt sind) und lassen sich mit Sicherheit wunderbar mit einem Glas Rotwein vor dem Kamin genießen (Bärenfelle sind nicht obligatorisch). Und wie es scheint habe ich sogar einigermaßen Frieden mit der Stimme von Nikola geschlossen. Ich finde sie zwar nicht unbedingt überwältigend (was diesem Album noch mehr Wirkung verliehen hätte), aber auch grade in diesem Kontext wesentlich angenehmer als sonst. Und obwohl das Album durchaus einige ziemlich gute und atmosphärische Songs hat, muss ich aber gestehen, dass es mir nicht unbedingt die Schuhe auszieht. Allerdings hat es auf jeden Fall eine Daseinsberechtigung, aber an Leute wie KRISTOFFER ASTRÖM kommt es noch nicht ran.

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