Geschrieben von Sonntag, 12 Februar 2012 19:25

Anvil! Die Geschichte einer Freundschaft – Immer noch?

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Moin moin liebe Leser, ganz schön ruhig geworden um mich in den letzten Monaten. Aber jetzt bin ich endlich wieder da, um euch mit weiteren Empfehlungen aus meinem Bücher- und CD-Reagl zu überhäufen. Aber wo wir gerade beim Thema "ruhig geworden in den letzten Monaten" sind: Was wurde eigentlich aus den kultigen Langhaarträgern von ANVIL, nachdem der gleichnamige Dokumentarfilm in 2010 einschlug wie eine Bombe?


Wer kennt ihn nicht, den Film über die beiden in die Jahre gekommenen Metalheads, die seit den 80ern vergeblich versuchen, an alte Erfolge anzuknöpfen? Bitte einmal die Hand heben. Aha, du da hinten. Na gut, dann für dich ganz exklusiv eine kleine Zusammenfassung der Dokumentation: Anfang der 1980er waren ANVIL wahre Metal-Helden. Sie spielten die härteste Musik, die man bis dato gehört hatte, waren Headliner auf diversen Festivals und ihre ersten drei Alben – insbesondere "Metal on Metal", das heute noch immer in vielen Plattenregalen zu finden ist – verkauften sich wie von selbst. Doch dann wurde es ruhier um die Kanadier. Während SLAYER, METALLICA und MEGADETH durchstarteten, versanken die Vorreiter immer mehr in der Bedeutungslosigkeit. Das Warum kann sich bis heute niemand so richtig erklären. In kurzen Einspielern betonen Lars Ulrich (METALLICA), Lemmy Kilmister (MOTÖRHEAD) und andere Größen der Szene, welchen Einfluss ANVIL damals hatten und wie inspirierend die Band für viele Musiker war.

Doch genützt hat das am Ende nichts. Als Zuschauer der Dokumentation wird man Zeuge der verzweifelten Versuche, die Schlagzeuger Robb Reiner und Sänger und Gitarrist Steve "Lips" Cudlow bis heute unternehmen, um doch noch irgendwie an alte Erfolge anzuknöpfen. Man leidet mit den Protagonisten, wenn man ihnen dabei zusieht, wie sie ihr Leben in öden Jobs (Callcenter oder Ausfahren von Schulessen) fristen, um ihre Familien zu ernähren, oder bei der Suche nach einem neuen Label wieder und wieder abgewiesen werden. Und man freut sich mit ihnen über Gig-Anfragen und gut besuchte Konzerte.

2010 kam "ANVIL! Die Geschichte einer Freundschaft" in die deutschen Kinos. Und was die CD-Auskopplungen der Band nicht schafften, schien jetzt endlich zu funktionieren: der Film wurde ein Erfolg. Und damit stieg auch das öffentliche Interesse an der Band. Die Folgekonzerte wurden größer und die CD-Verkaufszahlen schnellten in die Höhe. Besonders das im Film produzierte 13. Studioalbum mit dem Titel "This Is Thirteen" und der Nachfolger "Juggernaut Of Justice" konnten die hohen Erwartungen erfüllen und erfolgreich vermarktet werden. Ich war schon kurz davor, die Hände gen Himmel zu schleudern und zu jubeln:,,Ja, verdammt! Endlich habt ihr es geschafft, Jungs. All eure Mühe und eure Entbehrungen haben sich ausgezahlt! Ich freu mich so für euch!" Doch was bleibt vom Erfolg übrig? Abermals ist es ruhiger geworden um die Kanadier, und nun hat auch noch Bassist Glenn "Five", seit 1996 Bestandteil der Band, das Handtuch geworfen.

Es scheint fast so, als hätten Lips und Reiner in ihrer Kindheit ein Pharaonengrab geplündert und würden seitdem unter einem bösen Fluch stehen, der ihnen immer wieder – kurz vor einem Durchbruch – den Boden unter den Füßen wegzieht. Nach wie vor würde ich den beiden Vollblutmusikern ein Karrierehoch gönnen, aber vielleicht sollte man auch wissen, wann es Zeit wird, abzutreten.

Was meint ihr dazu?