Geschrieben von Mittwoch, 14 Oktober 2009 17:23

Das Album, auf das alle gewartet haben

Früher gab es das irgendwie öfter und früher habe ich selbst auch noch mitgefiebert. Das Album, auf das alle gewartet haben. Das Album, auf das ich sehnsüchtig gewartet habe, das ich unbedingt am Tag des Erscheinens in den Händen halten, nach Hause tragen und in den Player legen musste, um danach tagelang nichts anderes zu hören. Wann ist das eigentlich verloren gegangen?


Gut, Gründe für diese Entwicklung fallen mir genügend ein. Man wird älter und die Musiksammlung größer. Irgendwann hat man das Meiste schon mal gehört, wenn nicht sogar in ähnlicher und oft besserer Form im Regal stehen. Ob sich nun eine junge Band an ihren Vorbildern orientiert oder die Vorbilder sich immer öfter selbst covern, am Ende kommt einem Vieles bekannt vor und wenig klingt dabei so überzeugend, dass ich nicht darauf verzichten kann.
Die Arbeit für BurnYourEars tut ihren Teil dazu. Hier habe ich so viel Kontakt mit neuer Musik, dass ich oft gar keine Zeit hätte, mich einem wie auch immer erwarteten Album lange zu beschäftigen.
Ein anderer Faktor ist vermutlich auch, dass die anregende Umgebung des Plattenladens weggefallen ist. Heute muss man das Wohnzimmer dank Myspace und Co weder zum reinhören in neue Platten und dank diverser Angebote vom Onlineversand bis zum Download auch zum Plattenkauf nicht mehr verlassen. Mittlerweile kann ich die Gelegenheiten an einer Hand abzählen, in denen ich pro Jahr noch physisch durch eine Tonträgerabteilung laufe.

Außerdem bin ich auch relativ immun gegen die Aufregung um die Vorreiter der Szene, denn die meisten interessieren mich entweder gar nicht oder ich erwarte nichts mehr von ihnen. Ein neues METALLICA Album? Für mich die wohl überbewertetste Band der Szene? SLAYER? Genau so verzichtbar, nur noch viel unsympathischer. AC/DC? Na neue Album war wie erwartet gut verwalteter Standard, aber mit etwas wirklich Innovativem oder Herausragendem hat doch auch niemand gerechnet, oder? MOTÖRHEAD? Siehe AC/DC. KISS? Brauche ich kein neues Album und das scheinen die Herren selbst genau so zu sehen, wenn man sieht wie sehr sie versuchen, sich selbst nachzueifern.

Dabei war das mal anders. Ich weiß noch, wie zappelig ich 1998 das erste KISS Album in Originalbesetzung seit fast 20 Jahren nach Hause getragen habe. Die Enttäuschung war aber fast genau so groß, auch wenn ich „Psycho Circus“ heute rückblickend für ein nicht mal schlechtes Album halte. Fast noch spannender war das Warten auf ROSE TATTOOs „25 To Life“ Album vom Wacken Open Air 2000, bei dem ich in der ersten Reihe gestanden habe. Die auch von mir gestarteten Sprechchöre zu hören, macht mich schon ein Bisschen stolz.
Ich glaube das letzte wirklich mit Spannung erwartete Album was QUEENSRYCHEs „Operation Mindcrime 2“, wobei das eher die „das kann nichts werden“ Befürchtungen dominiert haben und am Ende doch ein ordentliches Album rumgekommen ist.

Ab und zu fehlt es mir ein Bisschen, die Begeisterung und damit bin ich nicht allein. Ich kenne Einige, die nicht mehr so recht mitfiebern können, neue Musik teilweise gar nicht an sich heran lassen, sondern eher die Sammlung in Sachen Klassiker komplettieren. So weit ist es bei mir nicht und wird es hoffentlich auch nie kommen; und trotzdem würde ich mich gerne mal wieder auf ein Album freuen, wie ein kleines Kind auf den Nikolaus, würde ich gerne mal wieder ein Album unbedingt am Erscheinungstag in den Händen halten müssen und sobald ich zuhause bin nichts anderes machen können, als diese eine Platte zu hören.

Aber vielleicht bin ich in dieser Beziehung aus versehen und ohne es zu merken erwachsen geworden. Also lege ich jetzt doch eher ein altes Libelingsalbum auf und drehe die Regler auf 11.