Geschrieben von Donnerstag, 13 Mai 2010 00:00

Skafield - Interview mit Drummer Tobias Peter zum Album "Memories In Melodies"

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SKAFIELD aus dem Saarland sind eine dieser Bands, die unglaublich gut sind, die aber (warum auch immer) noch nicht so bekannt sind, dass es auch jeder weiß. Mit dem Wechsel zu Long Beach Records Europe und dem neuen Werk „Memories In Melodies“, das gerade erschienen und ein wahrlich grandioses Album in Sachen Skapunk geworden ist, soll sich das ändern. Schlagzeuger Tobias Peter stand uns Rede und Antwort und plauderte zur neuen Platte aus dem Nähkästchen.

Tobias, stell dich und deine Band doch einmal kurz vor.

Guten Tach, wir sind SKAFIELD, und im einzelnen sind das: Philipp - Gesang, Tobi (also ich) - Schlagzeug, Jarek - Bass, Timo - Gitarre, Martin - Saxofon, Marco - Trompete, Oliver - Posaune, Sebastian - Trompete. Wir sind seit 1997 als Skapunk-Band unterwegs, stellen uns hier jetzt mal deinen Fragen zu uns und unserem neuen Album „Memories in Melodies“, das wir am 16.04.2010 veröffentlicht haben.

Wie würdet ihr eure Musik und euren Stil beschreiben?

Drei Worte reichen hier völlig aus: Hard hitting Skapunk.

Erzählt doch einmal ein wenig über eure Bandgeschichte.

Angefangen hat alles Anfang 1997 im Keller meiner Eltern. Damals waren wir nur zu fünft und in fast komplett anderer Besetzung. Nach einem für damalige Verhältnisse recht teuren Demotape (es war 1999 und hat knapp 1.000 D-Mark gekostet, und ja, es war wirklich noch eine Kassette), folgte dann im April 2001 die erste CD auf Leech Records. Weitere Platten waren die 7“ „Interdependence Day“ (2002), “Smiling at the Tragedy” (CD, August 2003) und „Create your own Hell“ (CD, November 2006). Mittlerweile sind wir ja bei Album Nummer vier angekommen. In der aktuellen Besetzung sind wir nun seit Anfang 2004 unterwegs und haben seit Bandgründung eine ganze Menge Konzerte in Deutschland und dem Ausland gespielt.

Wie seid Ihr zu dem Deal mit Long Beach Records Europe gekommen?

Wie immer funktionieren solche Sachen ja meistens nach dem Prinzip „Ich kenne jemanden, der jemanden kennt“. In diesem Fall waren es unsere Kollegen von THE BANDGEEK MAFIA, mit denen wir im Herbst übrigens einige gemeinsame Konzerte spielen werden, die da wohl ein gutes Wort für uns eingelegt haben, haha... Naja, und dann ging es den bekannten Weg; wir schrieben Mails, schickten ein Demo, und da es dann von beiden Seiten passte, wurde das Ding festgemacht..

Wie ist „Memories in Melodies“ entstanden?

Die Platte ist in einem Zeitraum von ca. zwei Jahren entstanden. Ungefähr die Hälfte haben wir 2008 geschrieben, die restlichen Songs sowie der Feinschliff haben sich durch 2009 gezogen. Und im Oktober 2009 waren die Songs dann soweit fertig, dass wir sie im SU2 Studio aufnehmen konnten, wo wir auch schon unser letztes Album produziert haben. Grundsätzlich läuft es so, dass wir entweder im Proberaum an Ideen arbeiten, oder dass jemand eine Idee von zuhause mitbringt. Manchmal feilen wir dann so lange, bis ein Song daraus wird, aber manchmal wird die Idee auch schon im Entstehungsprozess wieder verworfen. So filtern wir den Mist immer schon am Anfang raus.

Wenn Ihr das Album mit früheren Werken vergleicht, wo seht ihr die größten Unterschiede, was habt ihr verbessert?

Ich würde sagen, dass die neue Scheibe insgesamt etwas rockiger und gitarrenlastiger ausgefallen ist als die letzte. Die Bläser stehen nach wie vor im Vordergrund, spielen aber jetzt auch öfter mal eine begleitende statt einer Hauptmelodie, wodurch alles insgesamt eingängiger geworden ist. Auch die jetzt stärker vertretenen mehrstimmigen Gesangsparts tragen ihren Teil dazu bei. Wir versuchen natürlich immer von Album zu Album, das Songwriting zu verbessern, und ich denke, dass uns das auch dieses Mal wieder gelungen ist.

Muss eine Skaband eigentlich zwangsläufig den Musikstil im Namen tragen? Und warum denkt ihr, machen das Punkbands nicht?

Nein, das muss sie auf keinen Fall. Mit dem Wort Ska bieten sich wahrscheinlich einfach mehr Wortspiele als mit dem Wort Punk an. Noch einmal machen würden wir das aber vermutlich nicht. Aber wir waren damals alle so in etwa 16 Jahre jung und uns der weitreichenden Konsequenzen eines Bandnamens nicht bewusst, haha. Irgendwann hatten wir dann schon zwei bis drei Platten draußen und jede Menge Konzerte unter dem Namen gespielt, da war es dann für einen anderen Namen schon zu spät. Uns tun dann nur immer die armen Menschen auf einem Konzert leid, die dann wirklich Ska von uns erwarten und ganz verdutzt vor der Bühne stehen, sobald die Gitarre etwas Verzerrtes spielt. Leider kündigt uns ja der ein oder andere Veranstalter gerne mal als Skaband an und unterschlägt zum Leidwesen des Publikums den Punk-Anteil.

Euer Bekanntheitsgrad ist noch nicht sehr hoch. Meint ihr, dass sich das nun mit dem tollen, neuen Album ändern wird?

Natürlich sind wir nicht so bekannt wie verschiedene Amibands oder große Bands aus Deutschland, aber wir bekommen doch immer wieder mit, dass uns viele Leute auch in Gegenden kennen, wo wir noch nie gespielt haben. Natürlich wollen wir mit dem neuen Album auch versuchen - und es mit Sicherheit auch schaffen - unseren Bekanntheitsgrad noch einmal weiter zu steigern. Einerseits mit so vielen Konzerten wie möglich, anderseits hat Long Beach Records mit One.Louder aus München eine Agentur am Start, die gerade was die Promotion angeht, sehr gute Arbeit macht.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, zum ersten Mal einen deutschen Song auf dem neuen Album zu verewigen? Wovon handelt „Kinnwasser“ ?

Die Idee gab es schon länger, zumindest von unserem Sänger. Dem haben wir das dann bis zuletzt verweigert, aber irgendwie hat er sich dann doch durchgesetzt, haha... Er hört schon immer auch viel deutschsprachige Musik. Vor kurzem hat sich sogar herausgestellt, dass einige Zeilen aus „Kinnwasser“ mit die ersten waren, die er überhaupt für Texte geschrieben hat. Das Ganze passt aber dann im Moment doch wunderbar in die Zeit.
Im Groben geht es im Text darum, dass Wirtschaft und Politik die kleinen Leute ausbeuten, ohne an Konsequenzen oder daran zu denken, was mit eben diesen kleinen Leuten passiert. Ansonsten einfach mal in den Song reinhören und eine eigene Meinung bilden, hehe ...

Ich habe gelesen, dass ihr auch einen Song aufgenommen habt, den MIKE PARK von Asian Man geschrieben hat. Wie ist eure Verbindung zu MIKE PARK und wie kam diese zustande?

Also das war so: Wir haben 2006 zum Release von „Create your own Hell“ unter anderem zwei Konzerte in der Schweiz gespielt. Gleichzeitig war auch MIKE PARK auf Europatour und hat auch diese beiden Konzerte gespielt. Benno von Leech Records hat das dann damals quasi als Überraschung für uns gedeichselt, dass wir mit Mike drei Songs seiner alten Bands spielen konnten (Skankin Pickle – The Hussein Skank, The Chinkess – You don‘t know, The Bruce Lee Band – Gerry Is Strong). Wir haben uns direkt gut mit Mike verstanden, und unser Sänger hat ihn wohl auch noch mit einem Bierfrühstück um 10 Uhr morgens in einem schweizer Hotel beeindruckt. Eine Woche später haben wir Mike dann auf seiner Tour erneut bei einem Konzert im Saarland getroffen. Seitdem sind wir mit ihm in Kontakt, und als wir dann an unserem neuen Album gearbeitet haben, war es eigentlich klar, dass wir ihn fragen, ob er nicht den Gesang zu einem Song beisteuern will. Dass er dann direkt einen kompletten Song für uns schreibt, hat uns natürlich mehr als gefreut, da wir ja zur Zeit der Bandgründung und darüber hinaus die Bands hören und gehört haben, die damals Ende der 90er bei Asian Man ihre ersten Platten veröffentlicht haben (Less Than Jake, Link80, Alkaline Trio, Big D. and the Kids Table, The Lawrence Arms...).

Ihr habt schon viele Konzerte gespielt. Gibt es noch ein Land, eine Stadt, wo ihr gerne mal spielen würdet?

Ein spezielles Land gibt es nicht, aber z. B. die Österreicher und Schweizer haben uns immer sehr gut aufgenommen. Die sind nämlich nicht ganz so steif gegenüber neuen Bands wie die Deutschen manchmal, haha. Gerne würden wir auch noch in anderen europäischen Ländern spielen, in denen wir bisher noch nicht waren, z. B. England, Italien oder Frankreich. Und zumindest Frankreich liegt ja mehr oder weniger direkt vor unserer Haustür. Am besten und schönsten wäre es natürlich, alle noch nicht gespielten Länder mal auf einer zwei bis drei Wochen dauernden Europatour zu bereisen.

Gibt es noch eine Band, mit der ihr mal gerne die Bühne teilen würdet, und warum gerade mit der?

Auf jeden Fall würden wir gerne noch mal mit Mike Park zusammenspielen, dann könnten wir auch den gemeinsamen Song von unserem Album zum Besten geben. Ansonsten vielleicht wieder mit Less Than Jake, die waren bisher bei den Konzerten auch immer sehr nett zu uns und haben uns vor einigen Jahren auf einem Festival (bei dem wir Opener waren) Zutritt zum Backstage verschafft, den wir eigentlich nicht hatten.

Wie findet eigentlich eine Band in einem kleinen Ort wie Schwarzenholz so viele gleich interessierte Musiker für eine Bandgründung? Stelle ich mir sehr schwierig vor…

Wie das auf Land mit kleinen Dörfern nebeneinander so ist: Unser damaliger Sänger und unser Saxofonist waren zusammen auf der Schule, mich kannten sie über den Bruder des Sängers, der Bruder spielte Bass... und so hat der eine den anderen angeschleppt, haha... Mittlerweile wohnen alle Bandmitglieder quer im ganzen Saarland verstreut.

Nächste Pläne und letzte Worte?

So viele Konzerte wie möglich spielen und neue Songs schreiben, wenn keine Konzerte anstehen. Ansonsten surft auf www.skafield.de oder MySpace oder Facebook vorbei, hört euch die neuen Songs an, und wenn sie euch gefallen: Kommt zu Konzerten und/oder kauft die Platte und unterstützt uns damit.

Tobi, vielen Dank für das Interview!