Geschrieben von Dienstag, 22 Februar 2011 00:00

The Chariot - Interview mit Sänger Josh zum Album 'Long Live'

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Die aus Atlanta stammenden THE CHARIOT haben vor kurzem das einzigartige Album "Long Live" herausgebracht und zeigen, wie chaotisch man Metal mit Hardcore verbinden kann. Die Band ist mittlerweile auf Good Fight Records untergekommen – und für uns war es einfach an der Zeit, sich mal Sänger Josh zur Brust zu nehmen. Im Gegensatz zu seiner Musik kommt er mit seinen Antworten allerdings recht schnell auf den Punkt und erspart sich großes Herumgeplänkel.


Hi, ich heiße Josh Scogin. Ich singe bei THE CHARIOT.

Auf Wikipedia findet man euch unter "Christlicher Metalcore". Meiner Meinung nach ist der Sound von „Long Live" meilenweit von dem entfernt, was man unter Metalcore im Allgemeinen so versteht. Wie würdet ihr selber euren Sound beschreiben?

Ich weiß nicht, was Metalcore ist. Ich habe auch keine Ahnung, was es bedeutet, die Musik "christlich" zu nennen. Ich bin ein Christ, aber das ist eher ein persönliches Anliegen und etwas, was viel mehr ist, als einfach nur ein Musikgenre. Ich habe keine Ahnung, wie ich unsere Musik nennen sollte und finde das auch gut so. Ich werde einfach die Medien die Schubladen finden lassen, in die sie uns dann reinstecken und sie uns nennen lassen, wie sie wollen.

Was bedeutet denn christlich für dich? In wie weit ist denn dein Glaube in der Musik enthalten?

Wie bei jeder Kunstform, ist es unser Inneres, was zum Vorschein kommt. Du malst, was du kennst, du schreibst, was du fühlst. Ich bin ein Künstler, also schreibe ich ganz natürlich über Probleme, Fragen, das Leben und sogar Antworten, Hoffnungen und das Licht am Ende des Tunnels. Also wird wohl offensichtlich Gott und die Suche nach einem besseren Verständnis von Gott in meinen Texten vorkommen, wie bei jedem Künstler, der das sagt, was er fühlt.

Ich habe Live-Videos von euch gesehen, in denen ihr eure Gitarren und das Schlagzeug zerstört. Blöde Frage, aber werden euch die Instrumente mittlerweile gestellt? Habt ihr schon mal Probleme gehabt, weil ihr im Eifer des Gefechtes euer eigenes Equipment zerlegt habt?

Das ist eine gute Frage. Ich weiß gar nicht, ob wir endorsed werden oder nicht. Man hat uns früher schon mal Instrumente gegeben, aber das war dann eine einmalige Angelegenheit. Durch unsere Arbeitsweise lernst du einfach schnell das zu reparieren, was kaputt gegangen ist. Mittlerweile sind wir richtige Meister darin geworden, Instrumente wieder auf die Reihe zu bekommen.

THE CHARIOT sind bereits durch viele Lineup-Wechsel gegangen. Warum verlassen euch die Leute, und wie viel Zeit kostet es euch, jedes Mal jemand Neuen zu finden und ihm das Set beizubringen?

Eigentlich waren alle Wechsel ziemlich einfach. Es war immer ein Freund der Band, von dem wir wussten, dass der ähnlich tickt wie wir. Es war also jedes Mal ziemlich befriedigend. Und die Leute verlassen uns aus unterschiedlichsten Gründen. Normalerweise, um verheiratet zu werden oder sich um andere Projekte zu kümmern, die dann etwas massentauglicher sind. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich mit Absicht so geschieht.

Eure Musik ist ziemlich chaotisch. Wie schreibt ihr eure Songs?

Wir improvisieren sie buchstäblich. Wir schreiben Zeug, das wir gerne hören möchten, und unser ADHS-Syndrom sorgt dafür, dass es die nötigen Wendungen und Haken bekommt, da wir ansonsten schnell gelangweilt sind.

Auf "Long Live" gibt es auch Parts, die harmonisch oder sogar ruhig sind, aber man findet sowas nur in ein paar Songs. Wie wichtig ist euch diese Dynamik von Harmonie vs. Chaos?

Wir langweilen uns einfach nur schnell, wenn wir immer das Gleiche machen. Solche Parts sind also unabwendbar.

Einer eurer Songs scheint sich um eure Heimatstadt Atlanta zu drehen. Was gibt es denn über Atlanta zu sagen, und welcher Ort der Welt hat bei euch auf Tour den größten Eindruck hinterlassen?

Der Song, den du ansprichst, handelt zum Großteil eigentlich von jeder Stadt, in der wir spielen. Es ist einfach ein sehr dankbarer Song, insgesamt gesehen. Ich liebe Atlanta, ich lebe hier, weil ich es mir ausgesucht habe. Und ich finde Venedig ist so ziemlich eine der coolsten Städte, die ich je gesehen habe.

Ich habe gelesen, dass ihr euer erstes Album komplett live und in einem Durchlauf aufgenommen haben sollt. Euer neues Album klingt auch ziemlich organisch. Wie geht ihr an die Aufnahme eines Albums heran?

Wir haben das damals in einem Take aufgenommen, aber eben nicht mit dem ersten! Wir nehmen es ziemlich genau damit, wie viele Takes wir aufnehmen, und wir hauen sehr selten (falls überhaupt) noch mal was nachträglich rein. Wir starten mit dem Anfang und hören beim Ende auf. Dadurch klingt es echt, weil es einfach echt ist.

Eure Musik ist sehr chaotisch und aggressiv – haben eure Eltern eigentlich irgendeinen Zugang zu euren Platten oder Live-Shows? Was sagen sie zu eurem Beruf als Musiker?

Einige Eltern unterstützen uns schon etwas mehr als andere. Manche verstehen es aber auch überhaupt nicht. Und manche kommen tatsächlich mal vorbei.

Famous Last Words?

If a lie is more flattering, do we then deny the truth?

The Chariot @ MySpace