Geschrieben von Kai Sonntag, 10 Juli 2011 14:40
A Traitor Like Judas vs. Maintain - Die Bands interviewen sich gegenseitig zur Split 'Lifetimes'
Let It Burn Records haben vor kurzem die Split zwischen den beiden deutschen Metalcorebands MAINTAIN und A TRAITOR LIKE JUDAS herausgebracht und damit bewiesen, dass man das Genre noch lange nicht begraben muss. Beide Bands zeigen sich sehr spielfreudig und auf ziemlich hohem Niveau. Wir wollten sehen, ob sie auch als Journalisten eine gute Figur machen, und haben die beiden Split-Parteien gebeten, sich gegenseitig zu interviewen. Manege frei für MAINTAIN meets A TRAITOR LIKE JUDAS in interview!
MAINTAIN im Interview – geführt von A TRAITOR LIKE JUDAS
Willkommen bei unserem Herzblatt! Die schüchternen aber sehr gut aussehenden Jungs von A Traitor Like Judas suchen einen Splitpartner. Kandidat ein (das seid ihr), was macht euch zu unserem Herzblatt?
Wir sehen gut aus, machen Mega-Musik und wir brennen! Denn wir haben lang nix gemacht und sind heiß auf Neues.
Was war das Krasseste oder Witzigste, was eure Crew (also keiner aus der Band) auf Tour gemacht hat / erlebt hat / mitmachen musste?
Da gibt es nur eine Person, die heißt Jan und ich könnte eine Menge schreiben. Zusammengefasst geht's ums Ausrasten, wenn es "nur" Spaghetti auf Tour gibt, Blankziehen wann und wo immer es geht, Band / Crewmitglieder beim Schlafen vermöbeln.
"Star Wars" oder "Lord of the Rings" und warum?
Keiner, bei beiden fetzt der Soundtrack nicht.
Was denkt ihr, wenn ihr eure neuesten vier Songs auf der "Lifetimes" jetzt anhört? Hattet ihr ursprünglich was anderes geplant, oder ist genau das dabei rausgekommen, was ihr euch vorgestellt hattet?
Ehrlich gesagt hatten wir bis kurz vor der "Lifetimes" überhaupt keine Ahnung, wohin es geht. Denn Tim kam erst kurz vor der Split, nachdem die Traitor-Jungs uns Gott sei Dank so löcherten und drauf bestanden, dass wir die Split machen. Soundmäßig waren wir von Anfang an zufrieden, mit Tim und Jury haben wir einen guten Fang gemacht, und über die Songs gab es in keinster Weise irgendwelche Unstimmigkeiten. Das Songwriting hat wirklich Spaß gemacht und wir waren super gespannt auf jeden neuen Part und Song. Für die kurze Zeit, die wir hatten, sind die vier Songs echt gut gelungen – wir wissen aber, dass auf jeden Fall noch Potential nach oben ist, und das werden wir für den nächsten Longplayer noch voll ausnutzen.
Homerecording oder Oceanway Super High End Recording Studios? Wie steht ihr dazu und wollt ihr die nächsten Songs wieder in Eigenregie recorden?
Das kommt darauf an. Wenn man die Möglichkeit hat, es in Eigenregie zu machen, ist es der günstigste Weg und seine eigene Handschrift. Viele haben aber nicht diese Möglichkeit und recorden in der Regel auswärts. Ob man nun in Deutschland oder über den großen Teich oder egal wo aufnimmt, ist reine Geschmackssache. Welchen Sound? Wie hoch ist das Budget? Es gibt eine Menge Kriterien, die eine Rolle spielen und die jede Band für sich entscheiden muss. Überlegungen gibt es, die neue Platte in Eigenregie aufzunehmen und nur mischen zu lassen.
Welche Bands hatten maßgeblichen Einfluss auf den Maintain-Sound und werden ihn auch immer haben?
Gab es da wirklich einen oder mehrere Wegweiser? Wir hatten in der alten sowie in der neuen Besetzung wirklich viele verschiedene Musikgeschmäcker. Na klar gibt es ab und an Faves, aber ob man sich wirklich leiten lässt oder gar kopiert, glaub ich nicht. Der Sound entsteht aus fünf verschiedenen Charakteren und das macht den guten Sound aus!
Welches Gefühl wollt ihr vermitteln, wenn jemand eure Songs auf der "Lifetimes" hört?
Wir schreiben die Musik, die uns gefällt und die wir selbst gern hören. Wir glauben nicht, dass es funktioniert, Musik zu machen, die man selbst nicht abfeiert, nur um irgendwelche Klischees oder ähnliches zu bedienen. Wenn die Musik dann noch anderen gefällt und man die Freude mit anderen noch teilen kann, ist es das Größte, was es gibt.
Wie ist das Gefühl, nach so einer langen Zeit wieder auf der Bühne zu stehen? Ihr habt jetzt ja schon ein paar Shows hinter euch gebracht. Sind die Knochen langsam müde?
Ein sehr gutes Gefühl! Die letzten drei Jahre haben wir uns wirklich rar gemacht und wir wissen auch nicht, ob wir die Kurve gekriegt hätten, wenn die Jungs nicht angefragt hätten. Wir haben den ersten Gigs so entgegen gefiebert und waren gespannt, wie die Musik ankommt, live klingt und wie sich unser neues Line-Up auf der Bühne macht. Vielen Dank Jungs, dass ihr uns in den Arsch getreten habt!
Wie wichtig ist euch Freundschaft innerhalb der Bandkonstellation, und habt ihr auch nach diesem Kriterium die neuen 6-Saiter ausgewählt?
Das hätten wir gerne, aber die Jungs innerhalb unseres Freundeskreises, die in Frage kamen, hatten leider zu wenig Zeit, um bei Maintain zu zocken. Es war mehr oder weniger Zufall mit der Auswahl der beiden Jungs. Man merkt aber schon bei der ersten Probe, ob es musikalisch klappt und ob man sich versteht. Freundschaft innerhalb der Band ist sehr wichtig, schließlich verbringt man viel Zeit miteinander im Proberaum – und wenn's gut läuft, auch im Van.
Welchen von den Traitor-Boys findet ihr am süßesten und warum?
Jasper ist schon ein Schnitter aber zu verliebt in sein iPhone, iPad und Facebook. Tille kann auch punkten, aber wie wir am WE gesehen haben, ist er vergeben. Für alle, die es nicht wissen: Tille steht auf Gummipuppen und hat eine BIG Mama. Jochen hat ein Geheimnis, wie die Jungs sagen, aber das dürfen wir nicht verraten, das ist ihm peinlich... aber das muss es nicht! Also geht das Rennen an Kevin und Sören, und das klären wir innerhalb der Band, wer wen bekommt.
Vielen Dank, Jungs!
A TRAITOR LIKE JUDAS im Interview – geführt von MAINTAIN
Würdet ihr, nachdem die Split fertig ist, Maintain nochmal als Splitpartner wählen?
Ja, definitiv! Es war von Anfang an klar, dass es für uns keinen cooleren, mächtigeren und musikalisch wertvolleren Splitpartner geben kann. Zudem wusste man, auf wen man sich einlässt. Die Bands, in denen es wirklich um so etwas wie ein „Wir" im Szenesinne geht, sind leider spärlich geworden. Bei Maintain war klar, dass wir uns voll und ganz auf das gemeinsame Projekt verlassen können, sobald sie sagen, wir packen das zeittechnisch etc. Zudem kannte man sich und nachdem man sich getroffen hatte, um alles abzuschnacken, war für uns klar: Maintain ist die erste und eigentlich auch einzige Wahl.
Wer bedient bei euch am besten sein Instrument?
Hmm, ich denke, wir haben ein paar wirklich hervorragende Instrumentalisten in der Band. Besonders stechen dabei, alleine was die Technik angeht, die beiden 6-Saiter Sören und Kevin heraus, die beide ein sehr unterschiedliches aber extrem gutes Know-How haben. Dabei muss man erwähnen, dass wirklich alle Musiker bei ATLJ ein Instrument über mehrere Jahre gelernt haben, auch wenn sie jetzt selbst nicht mehr dieses bei ATLJ spielen, und wenn man Jasper als Sänger eine Gitarre in die Hand drückt, zockt er auch noch mal eben so ein paar Classics runter.
Aber Platz eins geht wohl an unseren Drummer Jochen, der sich immer noch viel mit den Basics beschäftigt, viel unterrichtet und einfach seinen eigenen Stil entwickelt hat. Außerdem ist eine sehr sympathische Seite an seinem Stil, dass er sich um diesen ganzen Technik-Shit (höher, schneller, weiter) einfach keinen Kopf macht, auch wenn er es drauf hat. Er konzentriert sich auf das Wichtigste in einer Band: Musik machen.
Ein paar Infos über euer bestes (größtest) und miesestes Konzert.
Ich kann da ja als neuester Neuzugang nur die letzten zwei Jahre reflektieren, und da hatten wir als größte Show die Persistence Tour in Eindhoven, die einfach Killer war und schon bei unserem frühen Slot bestens besucht war. Eine krasse Erfahrung!
Die mieseste Erfahrung war wohl ein Konzert in Pößneck, wo wir wegen Bierschmeißern Kevins Amp verloren haben und uns der Promoter um die Gage prellen wollte und uns daraufhin noch wo ganz anders prellen wollte. Aber Jasper und ich haben unseren miesesten Kiez-Slang draufgepackt und konnten dann nach drei Stunden Diskussion bei minus 14 Grad und Tiefschnee nach Hause fahren. Dazu kam das mieseste Essen, welches vegetarisch sein sollte, aber fünf Kilogramm Mett enthielt. Naja, ich würde sagen: FAIL! Das Beste Konzert, welches ich persönlich mit ATLJ gespielt habe, war letztes Wochenende die Releaseshow der "Lifetimes" im B58 in Braunschweig. 40 Minuten absolutes Glücksgefühl, nur nette Leute, kein Stress und ein fast ausverkauftes Haus. Für mich Top 1 der letzten zwei Jahre.
Mit welchen (zwei, drei) Bands und wo würdet ihr am liebsten touren?
Maintain, Poison My Blood und The Blackout Argument. Alle drei Bands sind ehrlich, immer freundlich und einfach gute Homies geworden. Man freut sich, wenn man sich sieht und hat sich was zu erzählen – was kann es Besseres für eine Tour geben?
Was denkt ihr, wo Ihr mit Traitor in zwei bis drei Jahren steht?
Ich hoffe, wir spielen immer noch in der originalen Endtimes Konstellation jedes Wochenende Shows, haben ein bis zwei mehr Touren gespielt und mindestens eine neue Volllänge am Start. Label-, booking- und managementtechnisch kann es uns eigentlich nicht besser gehen.
Jeden Tag Hotel oder Nightliner auf Tour?
Ich würde mir eine Nightlinertour wünschen. Jasper und Jochen schwärmen ja immer noch so von der Sworn Enemy / All Shall Perish Tour. Das würde ich schon gerne auch mal selbst erleben. Ist aber definitiv kein Muss. Ich mag kalte, dreckige Fußböden.
Wer von euch spielt oder spielte noch in anderen Bands?
Seitdem wir alle bei Traitor sind, haben wir beschlossen, uns voll und ganz auf dieses Projekt einzulassen, weil es einfach am Anfang ganz und gar kein Selbstläufer war. Es gab viel zu husseln und das reißt nicht ab. Jeder von uns hat seine festen Aufgaben und eigentlich nicht wirklich viel Zeit über, wenn man noch Freundschaften und Beziehungen pflegen will. Es gibt zwar noch das ein oder andere Projekt, aber nix ernsthaftes, was über den Proberaum oder Cubase und Co. hinausgeht.
Wann ist mit einem neuen Album zu rechnen?
Wenn wir unseren Zeitplan einhalten können, liegt jetzt noch ordentlich "Lifetimes"-Promo an, danach eine Sommertour und hoffentlich auch noch was Längeres im Herbst. Dann geht es wieder zu 100 Prozent ins Songwriting, und im Winter noch mal mit Maintain und Science Of Sleep auf Tour. Die neuen Studiodates werden dann im Herbst bekannt gegeben. Ich hoffe auf Februar / März 2012.
Man hört immer wieder, wenn ihr auf Tour seid, die übelsten Groupiegeschichten. Was ist da dran?
Mhh naja, wir lassen nix aus, egal ob Männlein oder Weiblein... Nein, ganz im Ernst: Wir haben alle feste, langjährige Beziehungen und lieben auch diesen eher monogamen Lebensstil. Zum Kuscheln auf Tour müssen dann Crewmember herhalten. Die dürfen meistens nur obenrum was tragen, müssen aber männlich und außerordentlich gut bestückt sein.
Zum Schluss noch eine krasse, lustige Tourgeschichte.
Mega-Fail für mich war die oben genannte Preresistance-Show in Eindhoven. Mal abgesehen von den Millionen von Menschen, die bei uns am Start waren, und dem hochprofessionellen Shit der da abging, sind ATLJ in einem Kombi angereist, weil man will ja Geld sparen. In so einem Kombi ist aber für einen Ersatzbass kein Platz, schon gar nicht, wenn man für sein, sagen wir mal doch bescheidenes Equipment innerhalb der Band eher belächelt wurde... Naja, wir machen uns also fertig, 110% Adrenalin, Leute mit Headsets geben uns Zeichen, Intro geht ab, BAM erster Moshpart von Unsung und mir reißt meine fetteste Saite. Naja, und da ich eher ein „Ich-spiele-alles-auf-einer-Saite-Bassist" bin, habe ich mir kurz überlegt, ob ich mich in den Graben stürze und es einfach in dieser wunderschönen Location beende. Ich bin dann raus und habe in voller Aufregung zwei Songs gebraucht, die Saite zu wechseln... naja, übergroßer Auftritt meinerseits.
Vielen Dank für das Interview!
Wir vom BYE schließen uns an - dankeschön für Eure Zeit und dass Ihr Bock hattet auf dieses Projekt!
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