Geschrieben von Sonntag, 23 Februar 2014 19:40

I Am Revenge - Interview zu "Red Gold"

I AM REVENGE stammen aus Hamburg und spielen metallischen Hardcore, wie ihn BURY YOUR DEAD und THE ACACIA STRAIN bekannt gemacht haben. Dabei klingen sie vom Sound her relativ international, drücken ungemein und haben musikalisch (und nur musikalisch) einen Hang zur Gewalttätigkeit. Mit „Red Gold" kommt Ende Februar ihr zweites Album für Swell Creek Records heraus. Wir fragten nach dem Stand der Dinge bei Sänger Okan und Gitarrist Gabriel.

Bitte stellt euch und eure Band unseren Lesern vor.


Gabriel: Wir sind I AM REVENGE aus Hamburg. Für den Gesang ist Okan zuständig, die Musik schreibt Gabriel (Gitarre), für die andere Gitarre ist Pascal zuständig, am Bass ist Jonas und die Drums verprügelt Dolli – der uns 2012 grandios ausgeholfen hat und Anfang 2013 festes Mitglied wurde. Für uns alle ist es die zweite richtige Band, also wussten wir, was auf uns zukommt und jeder hat auch genügend Erfahrung, die er einbringen konnte. Alte Bands: D.T.A , BADGE OF APATHY, BETWEEN LOVE AND MADNESS, COUNT ON PRIDE und PRIDE SHALL FALL.

Bevor der erste Song geschrieben war, wussten wir alle genau, was wir für Musik machen wollen. Hardcore, wie ihn BURY YOUR DEAD ("Cover your tracks", "Beauty and the breakdown"), THROWDOWN ("Haymaker"), HATEBREED ("Satisfaction is the death of desire", "Perseverance") und ACACIA STRAIN ("The dead walk") zelebriert haben, gibt es in dieser Form  – in unseren Ohren – eigentlich nicht mehr. Wir alle haben diesen Style vermisst und so war schnell klar, dass IAR genau diese Hardcore-Sparte reanimieren sollte. Wir haben die Band also quasi für uns selbst gegründet und es war nie unser Plan, dahin zu kommen, wo wir heute sind. Nach unserer ersten Demo „Invincible" haben wir angefangen, uns den Arsch abzuspielen und haben Anfang 2012 einen weltweiten Plattenvertrag bei Swell Creek Records unterschrieben. Im August 2012 kam dann auch unser erstes Full-Length „Pit Justice" raus, gefolgt von noch mehr Konzerten.

2013 haben wir mit unseren Freunden von RISING ANGER eine DIY-Tour gespielt und im Herbst dann „Red Gold" aufgenommen. Von der ersten Minute an haben wir immer unser Ding gemacht und nie probiert, es „irgendjemandem" recht zu machen. Jetzt gucken wir voller Vorfreude auf das, was mit dem Release von „Red Gold" passieren wird.

Euer letzter Albumtitel war mit „Pit Justice" recht schnell zu verstehen. Was bedeutet „Red Gold"?

Okan: "Red Gold" ist ein synonym für Blut, welches man eben zum Leben braucht ... was für 'ne Logik, haha ...

Was hat sich eurer Meinung nach verändert zwischen den beiden Alben?

Gabriel: "Red Gold" ist vielleicht noch kompromissloser und „brutaler". Das war auf jeden Fall unsere Idee hinter dem Album. Auf der „Pit Justice" hatten wir bei „Armed for life" und „Dropdown" noch hier und da etwas melodischere Refrains. Sowas gibt es auf „Red Gold" nicht mehr. Wir haben einfach probiert, alle unsere Stärken zu bündeln und uns in unserem kleinen musikalischen Micro-Kosmos weiterzuentwickeln.

In meinen Ohren klingt ihr stark von EMMURE beeinflusst. Könnt ihr was damit anfangen? 

Gabriel: Also wir finden, dass wir absolut nichts mit EMMURE zu tun haben. Weder stimmlich, musikalisch noch textlich. Wir haben auch tief gestimmte Gitarren, unser Schriftzug hat auch was vom „old-english"-Font, das war's dann aber auch.

Okan:
Ich persönlich finde auch nicht, dass wir nach EMMURE klingen, aber das hört ja jeder anders. Dennoch stört es mich nicht, wenn wir damit verglichen werden.

Könntet ihr euch vorstellen, auf einem zukünftigen Album auch Songs ohne Moshparts zu haben?

Gabriel: Haben wir doch schon: das Intro "Killer" von "Red Gold" hat keinen Moshpart, haha!

Eure Texte scheinen sich sehr um euch selbst zu drehen und um Hindernisse, die ihr überwinden müsst. Was sind die größten Hindernisse, die einer Band wie euch im Weg stehen – und was macht ihr dagegen?

Okan: Ich verarbeite viele eigene Erfahrungen, besonders Lebenssituationen, die nicht immer ganz leicht zu bewältigen waren. Aber anstatt mich davon niederschmettern zu lassen, verarbeite ich diese in den Texten und in der Musik, das gibt Kraft und Mut.
Das, was wir bisher mit IAR erreicht haben, hätten wir am Anfang der Band nicht erwartet. Wir haben mit Bauke und Swellcreek Records und Sureshotworx tolle Leute gefunden und kennengelernt, die uns vertrauen und uns sehr supporten! Natürlich gehört auch eine gute Prise Glück dazu.

Aktuell sind wir auf der Suche nach einer Bookingfirma, was das nächste größere Hindernis darstellt. Das ist gar nicht leicht, jemanden zu finden, der das Ganze für einen übernimmt. Aber ich denke, wenn man als Band bodenständig und ehrgeizig bleibt, genug Zeit und Geld investiert, Kontakte pflegt, sich selbst und die Musik ernst nimmt und sich den Arsch aufreißt, live tight zu sein, dann kann auch dieses Hindernis überwunden werden. 

Welche Entwicklung habt ihr in euren Texten durchgemacht seit Beginn der Band bis heute?

Okan: Auf "Red Gold" geht es in keiner Weise ums Abmetzeln, sinnloses Blutvergießen oder sonstigen Horrorkram. Wie auch schon bei "Pit Justice" wurden viele eigene Erfahrungen, Gefühle und Tatsachen, aber auch Ängste beschrieben und zu Papier gebracht. Ich bin kein Dichter oder Poet und biege es manchmal so hin, dass es sich für mich gut anhört, so ehrlich sollte auch einfach jeder sein.

Dennoch fiel hier der – ich sag mal „Partyfaktor" wesentlich geringer aus, als auf unserer vorherigen Scheibe. Ich habe mich mit viel ernsteren Themen beschäftigt und auch mit vielen Dingen, die mir in den letzten fünf bis sechs Jahren aufgefallen sind. Unter anderem die Entwicklung der Szene, in der wir uns bewegen, und ich beschreibe Menschen, die sich leider oft sehr unangenehm verhalten. Das geht mir sehr oft gegen meine positive Einstellung zum Leben und auf die Substanz. Von daher bin ich der Meinung, dass jeder zwei Mal nachdenken sollte, bevor ein Schritt gemacht wird und natürlich auch viel mehr auf sich achten sollte. Sichere dir dein Leben, dein Umfeld und deine Handlungen ... save your red gold!

Bezieht sich der Titel „Dark Passenger" auf die TV-Serie "Dexter"?

Gabriel: Jein. Die Textidee kommt von Gabriel, der großer "Dexter"-Fan ist. Sie bezieht sich aber auf jemanden – jedoch keinen fiktiven Serien-Charakter – der mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen hat. "Dexter" diente als lyrische Inspiration, aber nicht als Vorlage.

Ihr habt bereits Musik-Videos gedreht. Wie wurde das realisiert und finanziert?

Gabriel: Die Ideen für die Videos sind durch Brainstorming der Band entstanden. "The End" haben wir mit ambitious.films gedreht. Finanziell haben uns One Life Clothing unter die Arme gegriffen. "Pit Justice" haben wir komplett DIY gedreht und wurden dabei an der Kamera von Clemens XYZ unterstützt. Viele der kleinen Clips wurden von den beteiligten Bands und Personen auch selbst gedreht, Gabriel hat das dann geschnitten.



"Bleed" hat ein guter Freund von uns gedreht – Simon, sowie Benni und Adam, der bei der großartigen Hardcore Band NOTHING'S LEFT singt. Das "Instinct lyric"-Vvideo wurde durch doodz-media kreiert. Musikvideos sind cool und haben uns als Band auch 'nen ziemlichen Push gegeben.
Gute Arbeit hat natürlich auch immer ihren Preis. Bisher haben sich unsere Investitionen aber immer gelohnt.

Was passiert 2014 für I AM REVENGE?

Gabriel: Also am 21.02.2014 kommt „Red Gold" endlich raus. Mit dem Release stehen für uns erstmal zahlreiche Release-Shows an (wir werden eigentlich jedes Wochenende bis zur zweiten April-Woche unterwegs sein). Dann ist gerade eine kleine Europa-Tour für Ende Mai bis Mitte Juni in der Planung.
Dazu kommen ein paar Sommerfestivals und noch viele andere Club-Shows. Dann probieren wir, noch ein drittes Musikvideo zu realisieren. Das dritte und vierte Quartal haben wir bisher noch nicht durchgeplant. Die Füße werden aber natürlich nicht hochgelegt, haha ...

Okan: Wir versuchen, dieses Jahr auch mal in Städten zu spielen, wo wir noch nicht waren. Ich habe Kontakte nach Italien und Frankreich geknüpft, Polen und Tschechien sind auch dabei. Das kann alles ganz interessant werden.

Famous last words?

Gabriel: Wir möchten uns bei Bauke de Groot  von Swell Creek Records bedanken, dass er das Vertrauen in uns steckt! Wir möchten uns bei all den Veranstaltern bedanken, die uns eingeladen haben und uns die Chance bieten, unsere Musik live zu spielen! Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns unterstützen! Mit jedem Merch-Artikel oder jeder CD, die ihr kauft, finanziert ihr die Band. Ohne eure Unterstützung könnten wir diese Band gar nicht betreiben, könnten keine Musikvideos drehen oder Alben aufnehmen. Kommt zu den Shows, sprecht uns an. Wir freuen uns immer, neue Menschen kennenlernen zu dürfen!

Okan: Ich kann mich Gabriel nur anschließen! Kommt vorbei und habt 'ne geile Zeit auf den Shows. Wir freuen uns über jeden einzelnen von Euch! Stay sick, haha!