Geschrieben von Montag, 18 Mai 2015 13:03

Weak Aside - Interview mit Frontmann Tom Zorn zu „The Next Offensive“

WEAK ASIDE aus dem Norden von Deutschland haben vor einigen Wochen mit „The Next Offensive“ ein starkes Album abgeliefert, das durchweg positiv angenommen wurde. Ein guter Zeitpunkt, um Frontmann Tom Zorn einige Fragen zum Album, zur Band-Historie und zu Death Metal im Allgemeinen zu stellen.

Wie zufrieden seid ihr mit eurem neuen Werk?

Wir sind sehr zufrieden. Nachdem das Line-up des letzten Albums kurz nach Release von „Ghostleader“ auseinandergebrochen ist, war erst mal nicht ganz klar, wie es weitergehen wird. Aufgeben war zwar nie eine Option, aber ob ich wieder ein so gutes Line-up würde zusammentrommeln können, stand natürlich in den Sternen. Umso glücklicher bin ich über die neue Scheibe mit Marc, Alex und Luke und die durchweg positive Resonanz seitens der Presse und der Death Metal Fans.

Mit euren letzten Werken wurdet ihr als stumpfer BOLT THROWER-Klon abgetan. Hat euch das verletzt, war euch das völlig egal oder wie hat euch das beeinflusst?

Die Presse braucht halt immer irgendwelche Vergleiche, um den Lesern den Sound einer Band erklären zu können. Manchmal klingen die Vergleiche für eine Band logisch und manchmal fragt man sich schon, was für eine Band sich der Schreiber angehört hat. BOLT THROWER passt aufgrund der Melodien und der Thematik schon als Vergleich, von daher würde ich nicht sagen, dass uns das großartig verletzt hat. Im Endeffekt muss man auch mit den Vergleichen leben, da nun mal jeder was anderes in der Musik hört.

Davon mal abgesehen denke ich, dass man uns mit „The Next Offensive“ nicht mehr als BOLT THROWER Klon bezeichnen kann. Die Melodien und die Thematik sind immer noch da, ich denke aber, dass ein Großteil der Songstrukturen schon sehr anders ist. So benutzen BOLT THROWER z.B. keine Blast- oder Skankbeats.

Nach den bisher durchweg positiven Reaktionen können euch genannte Vergleiche ja auch mehr als egal sein. Ihr habt es allen Kritikern gezeigt. War das Absicht oder Zufall?

Wenn man Songs für ein neues Album schreibt, denkt man nicht darüber nach, wie es später ankommen wird. Wir machen auch keine Musik, um Kritiker zufrieden zu stellen. Von daher würde ich sagen, es handelt sich um Zufall. Einen sehr erfreulichen Zufall natürlich.

Da trifft der Albumtitel „The Next Offensive“ natürlich auch voll ins Schwarze. War das so statement-technisch gewollt?

„The Next Offensive“ ist unserer Meinung nach einfach ein cooler Titel für eine Death Metal Scheibe. Von daher handelt es sich nicht wirklich um ein Statement.

Was habt ihr anders auf dem neuen Album gemacht, als eventuell bei älteren Werken?

Ich denke, das Songwriting ist dieses Mal variabler als auf den ersten beiden Scheiben. Auch was die Tempi der Songs angeht, decken wir dieses Mal ein größeres Spektrum ab. Sie variieren zwischen langsamen groovigen Sachen und Songs, bei denen das Grundgerüst auf Blast- und Skankbeats basiert. An der generellen Marschrichtung hat sich nicht allzu viel geändert. Es war von vornherein klar, dass wir weiterhin Death Metal spielen werden, in dem brutale und melodische Anteile sich abwechseln.

Ihr habt mittlerweile einige Besetzungswechsel und Bandnamenwechsel auf dem Buckel. Was meint ihr, hat dazu geführt, dass ihr nicht eingeknickt seid oder gar aufhören wolltet?

Für mich war immer klar, dass ich weitermachen werde, da ich einfach tierisch Bock darauf habe, diesen Sound zu spielen. Der Namenswechsel von SPEARHEAD zu WEAK ASIDE war kein großes Hindernis, da wir zu dem Zeitpunkt ja noch nichts veröffentlicht hatten. Ans Aufgeben habe ich aber auch zu dem Zeitpunkt nicht gedacht. Wahrscheinlich bin ich ein optimistischer Mensch, haha. Das neue Line-up bestätigt mich ja auch darin, dass es sich nicht lohnt, allzu schnell die Flinte ins Korn zu werfen, wenn man eine Vision hat. Zum jetzigen Zeitpunkt ist WEAK ASIDE so stark wie nie zuvor!

FEARER war eine komplett andere Band, die sich vor zehn Jahren aufgelöst hat. Danach hatte ich keinen Bock, herum zu sitzen und Däumchen zu drehen, weswegen ich SPEARHEAD gegründet habe. Leider existierte eine andere Band mit dem Namen – und um nervigen Namenstreitereien aus dem Weg zu gehen, habe ich die Band in WEAK ASIDE umbenannt. Da wir bis zu dem Zeitpunkt noch nichts veröffentlicht hatten, war das alles nicht so schlimm. Mal abgesehen davon, dass SPEARHEAD ein cooler Name ist, haha!

... was wollt ihr mit eurem Bandnamen aussagen?

Leute, die unserer Musik nicht gewachsen sind, sollten lieber zur Seite treten, um nicht unter die Ketten unseres Death Metal Panzers zu kommen, haha. Es ist einfach ein passender Name für eine Death Metal Band, der eine coole Wortmelodie hat und mächtig klingt. Das ist das ganze Geheimnis. Ich bin mir auch nicht sicher, ob CANNIBAL CORPSE beschreiben könnten, was sie mit ihrem Namen aussagen wollen, haha ... 

Nennt einige Ups aus der WEAK ASIDE-Ära.

Das letzte "Up" war mit Sicherheit die Unterzeichnung des Vertrages mit FDA Rekotz. Rico ist ein cooler Typ und FDA ein großartiges Label, was uns mit Sicherheit weiterbringt. Ansonsten ist es immer ein tolles Gefühl, wenn man etwas fertiggestellt hat, wo man eine Menge Arbeit reingesteckt hat. Ich denke hier an Songs oder eine Albumproduktion, die schlussendlich das Licht der Welt erblickt. Da die Aufnahmen von "The Next Offensive" schon im Frühjahr 2014 über die Bühne gegangen sind, war es ein geniales Gefühl, die fertige Platte im März endlich in den Händen halten zu können.  

Was fällt Dir zu den Downs ein?

Downs gab es eigentlich nicht viele. Das Erste, was mir hier einfällt, sind die Line-up-Änderungen. Es ist immer ärgerlich, wenn man pausieren muss und nicht kreativ sein kann, weil man neue Leute suchen muss. Vor allem dann, wenn Dreiviertel der Band nicht mehr am Start sind. Häufig kollidiert die Band mit Arbeitszeiten, Familie oder auch unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der Musik, was sich manchmal erst im Laufe der Zeit herausstellt. Alex und Marc sind nun schon seit über drei Jahren an Bord und Luke seit anderthalb Jahren.

Wie ist es euch gelungen, trotz der diversen Rückschläge so ein Hammer-Album einzuknüppeln?

Gute Leute muss man haben ... das neue Line-up ist einfach sehr stark. Wir befinden uns menschlich absolut auf einer Wellenlänge. Die Proben machen sehr viel Spaß. Eine gute Atmosphäre in der Band trägt einfach immens positiv zur Kreativität bei. Dazu sind Alex, Luke und Marc einfach sehr gute Musiker, die bei OBSCENITY, DEW-SCENTED und DAWN OF DISEASE schon viel Erfahrung gesammelt haben, wovon jetzt WEAK ASIDE profitieren.

Wie geht ihr bei der Entstehung neuer Songs generell vor?

Unterschiedlich. In den meisten Fällen fängt alles mit einem oder mehreren Riffs an, die bis jetzt meistens ich angeschleppt habe. Im Proberaum fügen wir dann alle die einzelnen Parts zusammen und nehmen gegebenenfalls Änderungen an den Riffs vor. Häufig entstehen auch neue Riffs durch das Zusammenspiel zwischen Marc und mir. Der Großteil der Songs auf „The Next Offensive“ ist so entstanden. Eine Ausnahme stellt „Broken Frontline“ dar, bei welchem alle Riffs von Luke stammen, die Marc und er dann im Proberaum zu einem Song zusammengefügt haben.

Wie ist „The Next Offensive“ zu diesem etwas old-schooligeren Retro-Sound gekommen?

Wir stehen alle total auf die Morrisound-Produktionen von Anfang der Neunziger Jahre. So war es unser Ziel, einen zeitgemäßen Sound mit der Charakteristik der Scheiben aus dem Morrisound zu verbinden. Ich würde unseren Sound nicht als retro bezeichnen, aber wir wollten mit Sicherheit auch keinen überproduzierten Sound, bei dem alles künstlich klingt. Ich finde, Jörg Uken vom Soundlodge ist es großartig gelungen, das Beste aus beiden Welten zusammenzufassen. Genau so wollten wir es haben.

Könnt ihr etwas zu den Inhalten der neuen Songs sagen?

Das übergreifende Thema der Scheibe ist Krieg. Die Texte sind nicht politisch und basieren nicht auf real  existierenden Schlachten oder ähnlichem. Ich fasse in ihnen einfach meine Gedanken zu der Kriegs-Thematik zusammen, ohne mich dabei an geschichtlichen Fakten zu orientieren. Ich sehe unsere Texte in der Tradition von Crust- oder Grindcore Bands. Sachen die scheiße sind, werden so brutal wie möglich herausgebrüllt. Und dass Krieg total überflüssiger Müll ist, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren.

Beflügelt wird euer Erfolg wahrscheinlich auch dank des zweiten Death-Metal-Frühlings, der momentan herrscht.  Was meint ihr, könnte dazu geführt haben?

Schwer zu sagen. Wahrscheinlich hatten die Leute einfach mal wieder Bock, „handgemachte“ und nicht überproduzierte extreme Musik mit klaren Songstrukturen zu hören, bei der nicht die technischen Fähigkeiten und die Blastbeat-Geschwindigkeit der Drums im Vordergrund stehen.
Im Endeffekt bewegt sich die Musiklandschaft in Zirkeln. Irgendwann kommt alles wieder, siehe das Thrash-Revival vor ein paar Jahren, oder Seventies-Rock, der immer noch total angesagt ist. Wenn dann Schreiber von den größeren Magazinen die jeweilige Musik ausreichend featuren, entwickelt sich ein Schneeballeffekt und eine größere Masse an Musik-Fans und auch „größere“ Labels werden darauf aufmerksam.

Was passiert im schlimmsten Fall mit WEAK ASIDE, wenn dieser Boom wieder ein Ende finden sollte?

Der Boom hat auf WEAK ASIDE keinerlei Einfluss. Ich spiele jetzt seit über 20 Jahren Death Metal. Das habe ich in Zeiten getan, als Death Metal angesagt war, ebenso habe ich diese Musik Anfang des Jahrtausends mit FEARER gespielt, als diese Art von Musik im Kontext der Medienlandschaft total „out“ war. Der Grund dafür ist, dass ich schlichtweg Bock habe, Death Metal zu zocken. Da wir nicht von der Musik unseren Lebensunterhalt bestreiten müssen, ist es mir relativ egal, wie „groß“ diese Musik gerade ist. 

Die Band ist ein sehr zeitaufwändiges Hobby. Ich muss mir keine Sorgen machen, dass ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, wenn der Boom wieder abebbt. Davon mal abgesehen, gab es immer eine starke Underground-Szene im Death Metal, egal, ob die Musik gerade „in“ oder „out“ war. Das war auch zu Anfang des Jahrtausends so. Von daher machen wir uns keine Sorgen. Davon mal abgesehen, bin ich davon überzeugt, dass gute Musik immer ihre Hörer findet.

Was hat eurer Meinung nach dazu geführt, dass man heute auch Death Metal aus Deutschland gut findet, und nicht mehr nur nach dem schwedischen oder dem typischen Florida Sound Ausschau hält?

Anfang der Neunziger gehörten ja auch schon deutsche Bands wie MORGOTH oder ATROCITY zu den größeren Namen. Dass heute mehr deutsche Bands wahrgenommen werden, liegt vermutlich daran, dass es heute schlichtweg mehr gute Bands aus Deutschland gibt. Ich denke, die Zeiten, in denen man sich hinter der US-amerikanischen oder schwedischen Szene verstecken muss, sind vorbei. Meiner Meinung nach waren die Bands aus besagten Ländern vor 25 Jahren einfach ein paar Schritte weiter. Es gab einfach damals, von ein paar Ausnahmen abgesehen, so gut wie keine Band aus unserem Land, die mit Bands wie MORBID ANGEL, SUFFOCATION oder ENTOMBED mithalten konnte. Das ist heute sicherlich anders, wenn man sich Bands wie SLAUGHTERDAY, SULPHUR AEON oder DESERTED FEAR anschaut.

Gibt es Zukunftspläne, die ihr uns verraten könnt?

Wir werden in diesem Jahr auf dem Protzen Open Air und dem Burning Alm Open Air spielen. Im Herbst werden wir noch für ein paar Dates in Tschechien sein. Wir hoffen, dass wir auch noch eine kleine Tour spielen können, da kann ich dir aber noch nichts Konkretes sagen. Wann das nächste Album erscheinen wird, steht auch noch in den Sternen.

Was rotiert momentan bei euch im Player?

GRUESOME – "Savage Land"
SULPHUR AEON – "Gateway To The Antisphere"
COFFIN TEXTS – "The Tomb Of Infinite Ritual"
DEAD CONGREGATION – "Promulgation Of The Fall"
... und just in diesem Moment SUFFOCATION – "Pierced From Within"

Davon abgesehen, irgendwelche musikalischen Tipps für unsere Leser?

Hört euch auf jeden Fall SLAUGHTERDAY an, wenn ihr auf Old School Death Metal à la AUTOPSY steht und es noch nicht getan habt. Großartige Band!

Die letzten berühmten Worte gehören euch!

Vielen Dank für das Interview. Es hat viel Spaß gemacht, die interessanten Fragen zu beantworten. SUPPORT DEATH METAL!

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