Geschrieben von Donnerstag, 13 November 2003 21:40

Ill Nino - Interview mit Bassist Laz Pina zur Band und zu „Confession"

Review

Link: http://www.illnino.com

Spiel mit offenen Karten

Im Rahmen des Roadrage Konzerts in Wiesbaden, wo Ill Nino sich als Headliner die Bühne noch mit den ebenfalls heißen Bands Spineshank und Chimaira die Bühne teilten, hatte ich die Gelegenheit, Ill Nino Bassist Laz Pina, auf den Zahn zu fühlen. Das Ergebnis ist eine ausführliche Beichte eines sympathischen jungen Mannes, der den Erfolg scheinbar in allen Zügen genießt. Aber lest selbst!

Meine erste Frage gilt der Roadrage-Tour. Wie sind die Einrücke bis jetzt?
Oh man, es läuft super bis jetzt! Die Shows in Hamburg und Köln waren komplett ausverkauft, die Kids gehen tierisch ab und Chimaira und Spineshank sind zwei sehr geile Bands, mit denen es einen Riesenspaß macht auf Tour zu sein. Ich finde das Roadrage Konzept ist großartig, es sind drei coole Bands am Start, die Kids da draußen wissen das zu schätzen und kommen zahlreich zu unseren Shows, um mit uns zu feiern. Ich genieße die Tour in vollen Zügen!

Bevorzugst du es dann lieber mit Labelmates auf Tour zu gehen, wie du schon erwähntest: Chimaira, Spineshank oder auch Machine Head, mit denen ihr in jüngster Vergangenheit auch schon getourt habt, oder macht es für dich gar keinen Unterschied, mit wem ihr unterwegs seid?
Mit den Jungs von Spineshank und Chimaira ist es sehr angenehm auf Tour zu sein. Die Jungs sind alle sehr cool und wir verstehen uns mehr als gut untereinander, das ist klar. Mit Chimaira waren wir schon fünf Mal auf Tour, wir sind mittlerweile wirklich wie eine Familie. Auch mit Machine Head hatten wir eine supergeile Tour. Aber hey, wir waren schon mit so vielen Bands unterwegs und wir hatten wirklich mit niemandem Probleme, also ist es uns im Endeffekt egal, mit wem wir die Welt bereisen. Solange es keine arroganten Arschlöcher sind, die dich wie Dreck behandeln, kommen wir mit jedem aus, egal von welchem Label. Schließlich ist es die Musik, die uns verbindet und der Drang, jeden Abend da raus zu gehen und das verdammte Haus zu rocken.

Okay, kommen wir zu eurer aktuellen Situation: Ihr habt von eurem Debüt „Revolution Revolucion" 350.000 Einheiten weltweit verkauft, was für eine absolut neue Band, wie ihr es wart, ein ziemlich großer Erfolg ist. Ihr hattet auch schon eure eigene und erfolgreiche Headliner-Tour und eure frisch erschienene neue CD „Confession" sahnt auch wieder sehr positive Kritiken ab. Was erwartest du von der Zukunft? Was ist der nächste Schritt für Ill Nino?
Ich glaube, das hier, gerade jetzt, ist der nächste Schritt. Es läuft momentan wirklich einwandfrei mit dieser Band. Ich weiß das zu schätzen und bin sehr dankbar dafür. Ich hätte damals als Kid niemals davon geträumt, dass ich mal so weit kommen würde. Ich glaub, auch die anderen in der Band hätten nicht daran gedacht. Wir sind alle in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, haben als Jugendliche uns die ganze Zeit alles Mögliche an Musik reingefahren und haben in kleineren Bands gespielt. Dass es dann soweit gekommen ist, ist einfach unglaublich. Das Feedback von den Leuten, den Medien und den Fans zu unserer neuen Platte ist wirklich mehr als überwältigend. Wir haben jetzt schon mehr erreicht, als wir erwartet haben. „Confession" ist für uns also der nächste Schritt und er ist groß! Aber ich glaube, Ill Nino kann noch größer werden. Wir werden sehen...

Also bist du schon überrascht von dem Erfolg?
Klar Mann, und wie! Dass das Ganze solche Ausmaße annehmen würde, war nicht geplant. Ich bin überglücklich mit der momentanen Situation!

Gut, dann lass uns mal zurückblicken. Wie ist die Band Ill Nino zusammengekommen? Und wie kommt es, dass die Band nur aus lateinamerikanischen Charakteren besteht?
Wir sind alle in der gleichen Gegend groß geworden und Dave (Chavarri, Drummer) wollte unbedingt eine neue Band gründen, die in etwa Richtung Sepultura geht, aber vielfältiger ist, mit mehr Melodien und so, da ist es doch klar, dass er zuerst seine Freunde anruft. Wir sind alle in New Jersey aufgewachsen, was so ne Art multi-kulturelle Hochburg ist. Jede Nationalität hat quasi sein eigenes Viertel, und wir kommen natürlich alle aus dem Latino-Viertel. Dave kannte uns noch von Früher, wir hingen so ziemlich alle in der gleichen Gegend ab und haben fast die selben Backgrounds. Für den Sound, der ihm vorschwebte, brauchte er Leute, bei denen dieser Latin-Flavour aus dem Herzen kommt. Also hat Dave uns zusammengetrommelt, um mit uns diese Band zu gründen. Das Ergebnis heißt Ill Nino.

Die meisten kennen zwar das Ergebnis, aber wie würdest du euren Sound jemandem beschreiben, der noch nie zuvor eure Musik gehört hat?
Ich würde es Latin-Tribal-Metal nennen.

Was sind denn deine musikalischen Einflüsse in Sachen Rock und Metal?
Oh Mann, mein Musikgeschmack ist ziemlich weit gefächert. Ich bin damals mit allerlei Rock- und Metalmusik aufgewachsen. Ich liebe zum Beispiel Quicksand und die Bad Brains natürlich. Metallica waren damals in den 80ern die Größten. Wer hatte sie nicht geliebt? Deftones sind auch eine meiner Faves, aber auch „Nothing's Shocking" von Jane's Addiction gehört sicherlich zu meinen Einflüssen. Man muss alles an sich ranlassen, hauptsache es rockt auf irgendeine Art und Weise.

Wie sieht's mit Nu Metal aus? Es scheint, als würde die Popularität des typischen Nu Metal-Sounds immer weiter sinken. Was glaubst du, was sind die Gründe dafür und in welche Richtung sollte sich harte Musik entwickeln?
Ich betrachte die ganze Nu Metal-Sache eigentlich recht positiv. All diese Bands versuchen etwas Neues zu kreieren, neue Elemente in das Rockgefüge zu integrieren. Das ist das, was Nu Metal für mich ausmacht. Korn und Deftones waren für die musikalische Entwicklung des Rock und Metal enorm wichtig, sie haben etwas völlig Neues gemacht und das verdient Respekt. Und so sollte es auch in Zukunft weitergehen. Egal, unter welchem Namen das ganze dann steht, man muss immer versuchen Neues auszuprobieren. Nur so kann sich die Musik weiterentwickeln. Klar gibt es immer Hochs und Tiefs, aber entscheidend ist, dass es nicht stehen bleibt und das tut es ja nicht.

Noch mal zurück zu eurer Musik. Ihr seid ja ein recht bunter Haufen, aber in diesem Stamm scheint Dave, euer Drummer, mehr der Häuptling zu sein. Wie sieht denn bei euch der Songwriting-Prozess aus? Ist es eher so wie bei Soulfly, wo Sänger und Frontmann Max Cavalera ganz alleine für das Songwriting zuständig ist, oder herrscht bei euch die Demokratie?
Bei uns hat auf jeden Fall jeder etwas zu sagen, jeder einzelne in der Band ist am Songwriting beteiligt, das ist sehr wichtig für uns. Klar, Dave ist die Stimme der Band, er mag es, alles zu regeln und die Verantwortung für die meisten Dinge auf sich zu nehmen. Er hat quasi überall seine Hände drin, aber wenn es ans Songschreiben geht, dann sind wir alle gleich. Irgendwer kommt ganz einfach mit einer Idee an, darüber wird dann diskutiert und wenn sie uns gefällt, wird daran zusammen gearbeitet. Der Ideenaustausch muss auf jeden Fall da sein, das ist wichtig, um gute Songs zu kreieren. In der Hinsicht sind wir also sehr demokratisch.

Kurz vor den Aufnahmen zu „Confession" gab es bei euch einen kleinen Besetzungswechsel. Mit Ex-Machine Head Gitarrist Ahrue Luster und Percussionist Danny Couto habt ihr zwei neue Bandmitglieder zu melden. Wie groß war ihr Einfluss auf die neuen Songs? Haben sie so was wie neues Feuer in die Band gebracht?
Auf jeden Fall! Danny hat super Arbeit an den Percussions geleistet und sie bei Ill Nino noch besser integriert, als es vorher der Fall war. Er hat das Percussion-Element auf ein höheres Level gebracht, deshalb war sein Eintritt in die Band sehr wichtig. Als Ahrue dazu stieß waren die meisten Riffs schon geschrieben, aber er konnte trotzdem noch ein paar gute Ideen einbringen und hat frischen Wind in die Band gebracht. Wir sind sehr froh die beiden Jungs in der Band begrüßen zu dürfen.

Habt ihr Unterstützung von irgendwelchen Gastmusikern bekommen?
Nein, nicht direkt. Hier und da wurde uns mal geholfen, Turntables, Keyboards, Percussions und solche Sachen. Allerdings hat bei dem Song „Two (Vaya Con Dios)" Mikey Doling von Soulfly an der Gitarre mitgewirkt. Wir sind mit Soulfly gut befreundet, da war es klar, dass man mal ne Kleinigkeit zusammen macht.

Wo wir schon bei dem Thema Kooperationen sind, könntet ihr euch vorstellen, so wie es P.O.D. schon vorgemacht haben, mal mit Latin-Gott Carlos Santana zusammenzuarbeiten?
Klar, Carlos Santana ist großartig und schließlich sind wir als Lateinamerikaner mit seiner Musik aufgewachsen. Seine Musik hat den richtigen Spirit, insofern wäre es schon cool, mal was mit ihm zu machen. Warum nicht?

Kannst du mir erklären, was es mit dem Cover und dem Titel „Confession" auf sich hat?
Das neue Album ist unsere Beichte an die Fans. Wir legen die Karten offen, schildern in den Texten Probleme, die jeder da draußen haben kann. Die Kids kommen zu unseren Konzerten und können von unserer Beichte einen Teil mitnehmen, wenn sie genauso fühlen wie wir.

Seid ihr eine spirituelle Band?
Ja, sind wir. Nicht im religiösen Sinne, aber jeder in der Band hat etwas, woran er glaubt. Insofern sind wir schon spirituell gesinnt. Ohne diesen Spirit wären wir nur halb so kreativ.

Kannst du dir ein Leben ohne Ill Nino oder ohne Musik im Allgemeinen vorstellen?
Nein, das kann ich nicht. Musik ist mein Leben und auch das, was ich schon fast mein ganzes Leben mache. Die Musik möchte ich niemals aufgeben, um keinen Preis. Ill Nino natürlich auch nicht. Mit dieser Band erlebe ich gerade die schönste Phase meines Lebens und es gibt keinen Grund damit aufzuhören.

Was kann das Publikum heute Abend von Ill Nino erwarten?
Eine hochexplosive, hammerharte Show. Wir werden da rausgehen und alles zerstören!

Danke für das Interview!