Geschrieben von Montag, 22 März 2010 17:29

Galar – Interview mit Gitarrist und Sänger M. Kristiansen zu 'Til Alle Heimsens Endar'



In Norwegen ist es nicht ungewöhnlich, wenn ein paar Menschen sich zusammenrotten, um düstere und harte Musik zu machen. Bei GALAR sind dies nur zwei Männer, die auf ihrem zweiten Album "Til Alle Heimsens Endar" eine gelungene Mischung aus folkigen, klassischen und schwarzbeseelten Harmonien bastelten. Warum die Burschen nur zu zweit musizieren und was das mit Posaunen und Strohballen zu tun hat, erfahrt ihr hier.

Servus Jungs! Wie geht's euch so? Seid ihr zufrieden mit den Reaktionen auf euer neues Album?

Uns geht es exzellent, danke! Und tatsächlich sind wir sehr zufrieden mit den bisherigen Reviews zu "Til Alle Heimsens Endar". Wenn man sich gerade aus dem Studio schleppt, von der Sonne geblendet und noch mit seinen Schlaf-Schutzbrillen auf der Nase, dann hat man keinen blassen Schimmer, ob die Leute das gut finden, was du gerade gemacht hast. Deshalb fühlt es sich sehr gut an, wenn man positives Feedback von der Außenwelt bekommt.

GALAR besteht nur aus zwei Mitgliedern. Wie habt ihr euch als Duo zusammengefunden, und wollt ihr die Band eines Tages vergrößern?

Meine Freundschaft mit A. B. Lauritzen besteht schon seit langer Zeit. Wir hingen immer in dem Keller seines Vaters 'rum, zockten „NES World Cup '90" und machten bescheuerte Songs über alberne Mädels. Später gründeten wir dann eine Ska-Punk-Band mit einigen Freunden. Ich spielte Gitarre und schrieb die meisten Stücke, er spielte Posaune. Ich mochte es schon immer, Lieder zu schreiben; und oft half A. B. Lauritzen mir beim Gesang aus.
Tja, und dann entdeckte ich die Welt des Metals und erschuf GALAR zusammen mit meinem Kumpel S. B. Johnsen, der die Texte für unser Debüt-Album schrieb. Logischerweise fragte ich A. B. Lauritzen, ob er mit ein bisschen cleanem Gesang bei unserer ersten Demo-Scheibe mitmachen wollte, die dann eventuell zu unserem ersten Album („Skogskvad") werden sollte.

Ich glaube allerdings nicht, dass wir noch mehr dauerhafte Mitglieder zu GALAR dazunehmen. Zwischen A. B. Lauritzen und mir gibt es in unserer Arbeit eine großartige Dynamik, da wir schon seit so langer Zeit zusammen Musik machen; und wir wollen das nicht zerstören. Wir haben ja auch ein tolles Netzwerk von talentierten Session-Musikern, die uns aushelfen können, wenn wir sie brauchen.

Warum betreibt ihr den Aufwand mit richtigen Streichinstrumenten statt eines Synthesizers auf „Til Alle Heimsens Endar"?

Wir wollten einen organischen Klang entwickeln, so wie er schon das Markenzeichen unseres ersten Albums „Skogskvad" war. Deshalb war ein Synthesizer nie eine Option. Wir wollten einen größeren, epischeren Sound und mit A. B. Lauritzens Verbindungen zur klassischen Musikszene in Bergen war klar, dass wir das ausnutzen, um echte, akustische Instrumente auf dem Album zu haben.

Das heißt, ihr habt gewisse Einflüsse aus der klassischen Musik?

Ja, die Streicher- und Klavierteile haben Tendenzen zur klassischen Musik. Wenn man ein elitärer Arsch sein will, könnte man vielleicht sagen, dass wir Verknüpfungen zum Neoklassizismus haben, mit Verweisen auf Impressionismus. Aber wir schreiben Musik intuitiv und wir denken nicht wirklich darüber nach, wie wir klingen oder mit was wir stilistisch in Verbindung gebracht werden können. Das kommt alles später.

Manchmal wird euer Stil als "Viking Metal" bezeichnet. Habt ihr irgendwelche Verbindungen zu den Songs von BATHORY?

Du hast Recht. Unsere Musik wird oft als "Viking Metal" betitelt, aber ich mag musikalische Schubladen und Kategorisierungen nicht so gern.
Da wir akustische Instrumente und cleanen Gesang verwenden, werden wir tendenziell als Viking oder Black/Folk Metal charakterisiert, wobei es meiner Meinung nach letzteres besser trifft. Ich mag das nicht so, weil verschiedene Kategorien mit unterschiedlichen Assoziationen einhergehen, auch wenn es große Differenzen zwischen den einzelnen Genres gibt. GALAR zum Beispiel klingen ziemlich anders als ENSIFERUM, FINNTROLL etc, aber viele Leute würden alle drei Bands als „Viking/Pagan/Folk Metal" oder etwas Ähnliches kategorisieren. Aber genug davon... Verrückterweise war ich nie ein großer Fan von BATHORY. Es war eine gute Band, aber ich habe viel mehr andere Bands gehört.

Kannst du uns kurz etwas über die Geschichte der alten norwegischen Vikinger-Könige erzählen, welche die Hauptpersonen eurer aktuellen Texte sind? Und gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass ihr auf Norwegisch singt?

Ja gern. Vestfold und die Gegend um die Bucht des Oslofjords waren lange Zeit ein feststehendes Zenrum der königlichen Macht. Man sagt, der norwegische Zweig der nordischen Dynastie namens Ynglinger, der aus sechs Königen bestand, erstreckte sich bis nach Vestfold und herrschte hier im 8. und 9. Jahrhundert. Die Lyrics auf diesem Album erzählen die Geschichte der ersten fünf Ynglinger Könige, die in Vestfold herrschten.
Unser erstes Album „Skogsvad" enthält nur norwegische Texte, und das hat aus unserer Sicht ganz gut funktioniert. Wir dachten, das passt perfekt zu unserer Musik und dem Inhalt der Lyrics, und so wollten wir auf „Til Alle Heimsens Endar" die Texte ebenfalls wieder auf Norwegisch verfassen. Bei der neuen Scheibe haben wir extra englische Kommentare dabei für unsere Fans, die kein norwegisch verstehen. Sowohl die Lyrics als auch die Kommentare sind von Jorge „Blutaar" Scholz geschrieben, der bei der deutschen Band DRAUTRAN spielt. Ich finde, er hat seinen Job ausgezeichnet gemacht!

Was habt ihr für Interessen außerhalb der Musik?

Bier trinken, Fußball spielen, Musik hören und sammeln. A. B. Lauritzen hat ein neues Hobby: Aus Strohballen Häuser bauen. Aber das ist sein Problem.

Hattet ihr bisher schon viele Gigs, vielleicht mit besonderen Erfahrungen?

Wir haben bis jetzt noch nicht live gespielt! In unserer Ska-Punk-Band stellten wir uns normalerweise einfach hin und spielten unser Zeug runter. Das war wahrscheinlich höllisch langweilig, aber es war lustig zu sehen, wie unser einziger Hardcore-Fan bei jedem Gig so betrunken war, dass die Securitys ihn raus tragen mussten.

Was sagst du dazu, dass KEEP OF KALESSIN bei dem „Spellemann Award" und dem „Eurovision Song Contest" mitmachen?

Ich finde, jede Promotion ist gute Promotion. Außerdem machen die Jungs das nicht, weil sie eine lausige Band sind, die verzweifelt versucht, ihre fünf Minuten Ruhm zu erlangen. Oder was noch schlimmer wäre, wenn sie eine ehemals erfolgreiche Band wären, zu fett und zu alt, um es auf andere Weise noch irgendwie zu schaffen. Nein, sie haben Integrität, weil sie eine solide Rockband sind, mit großartigen Musikern, deshalb habe ich nichts gegen ihre Teilnahme. Ich hoffe, sie werden dabei Spaß haben.

Welche Pläne habt ihr denn für die kommenden Monate?

Wir haben schon mit ein paar neuen Songs angefangen. Das braucht gewöhnlich etwas Zeit, daher glaube ich, dass wir frühestens Ende nächsten Jahres etwas Neues veröffentlichen werden. Wir schauen uns natürlich auch um, ob es Möglichkeiten gibt, Live-Shows zu spielen, und zurzeit üben wir mit unseren Live-Mitgliedern. Wir werden sehen, was in dieser Sache noch passiert.

Herzlichen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören euch!


Ebenfalls Dankeschön! Vergesst nicht, unser neues Album anzuhören! Ihr könnt es euch im Plattenladen um die Ecke besorgen. Ihr könnt es auch einfach per Mail-Versand ordern, natürlich auch in unserem eigenen Web-Shop.

http://www.galar.no
http://www.myspace.com/galarmetal