Geschrieben von Mittwoch, 19 Juni 2019 17:50

The GazettE - Der Bericht aus dem E-Werk Köln

16.06.2019 – Nach dreijähriger Abwesenheit beehren die J-Rock-Größen von THE GAZETTE endlich wieder den europäischen Kontinent. Im Gepäck darf da natürlich auch das neue Album "Ninth“ nicht fehlen. Wir waren für euch bei der Show in Köln dabei!

Es ist ungewöhnlich, was sich heute Abend in Köln abspielt. Entgegen aller Weisheiten des Musikgeschäfts spielen THE GAZETTE eine Tour, welche beinahe vollkommen ohne Promotion und Presseaufmerksamkeit auskommt. Trotzdem stehen die fünf Japaner um kurz nach acht auf der Bühne eines prall gefüllten E-Werks – die berühmte Sardine in der Büchse würde in der ersten Reihe nach Luft schnappen. Da braucht es auch keine Vorband mehr, THE GAZETTE sind die vielfach zitierte Ausnahme von der Regel. 

Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass die Stimmung schon vor Showbeginn ausgesprochen gut ist. So gut, dass selbst der Aufforderung, die Handys während der Show einfach einmal in der Tasche zu lassen, ohne Murren nachgekommen wird. Damit liegt der Fokus vom Opener "Falling“ an einzig und allein auf dem Moment, der Musik und – zugegebenermaßen – den Musikern. Der ein oder andere Fan kann die Tränen nicht zurückhalten – soviel zu Regelfällen.

Ein leidenschaftlicher Abend ...

Dabei kommt die Singleauskopplung des aktuellen Albums "Ninth“ live ungewohnt schwachbrüstig daher. Erst mit "Ninth Odd Smell“ finden die Japaner in ihren gewohnten Flow. Der besteht aus Headbangen, Luft holen, Springen, wieder Headbangen. Das E-Werk verwandelt sich binnen Minuten in ein Tollhaus, in dessen Feuer Klassiker wie "Agony“ oder "The Suicide Circus“ wie Brandbeschleuniger wirken.

Dabei lebt das Set der Japaner auch heute Abend von seiner Varianz. Als die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht, fahren THE GAZETTE runter. Mit "Utsu semi“ und der Ballade "Sono koe wa moroku“ folgen die emotionalen Höhepunkte des Abends, bevor das herausragend performte "Dogma“ zum finalen Teil überleitet. Ein letztes Mal durchatmen und schon nimmt die Achterbahn wieder an Fahrt auf, während mit "Incubus“ der nächste Live-Brecher über das Publikum rollt.

… der viel zu früh zu Ende geht

Da ist es egal, dass heute Abend nicht jeder Ton aus der Kehle von Sänger Ruki sitzt. Da ist es egal, dass THE GAZETTE auf Pyrotechnik oder Bildschirme verzichten. Köln geht steil und feiert seine Helden für jedes Riff, für jedes Wort und bekommt dafür mit "Ugly“ und Überhit "Filth In The Beauty“ die geballte Ladung gazette'scher Urgewalt zu spüren. So endet die Show letztlich viel zu schnell, was vielleicht das größte Manko eines leidenschaftlichen Abends darstellt.

Zwar kehrt die Band nach zehnminütiger Unterbrechung zurück und gibt mit "Inside Beast“ und "Cockroach“ noch einige Fanlieblinge zum Besten, nichtsdestotrotz ist nach 16 Songs endgültig Schluss. Kein Vergleich zu den mitunter zweieinhalbstündigen Shows, welche das Quintett in der Heimat abspult. Unzufrieden ist an diesem Abend jedoch niemand. Als Band und Publikum beim abschließenden "Tomorrow Never Dies“ gemeinsam „Don't kill yourself“ in den Kölner Abendhimmel schreien, stellt sich nur eine Frage – was wäre bei geschickter Vermarktung für diese Truppe nur alles möglich?