Doch viel Zeit zum Orientieren bleibt nicht, denn bereits 10 Minuten früher als geplant startet die Vorband ROCK BAND FROM HELL und schafft es von Anfang an, das Publikum für sich zu gewinnen. Musikalisch eine wilde Hommage an die Alternative Rock-, Pop-Punk- und Emo-Zeit, überrascht der treibende Sound immer mal wieder mit Heavy-Passagen.
Die Menge heizt sich ordentlich ein, es wird kräftig mitgeklatscht und gehüpft. Der Sänger erinnert stark an Yungblud und die frühen GREEN DAY und kommt vor allem beim weiblichen Publikum gut an. Zum Abschluss des kurzen aber energiegeladenen Sets werden noch alle Smartphone-Lichter geschwenkt und wir hüpfen zum wummernden Bass, um dann plötzlich etwas orientierungslos in der stillen Halle zu stehen – das Ende des Sets kam doch sehr abrupt und unerwartet.
Jetzt betritt GHØSTKID alias Sushi mit seiner neuen Band die Bühne. Ohne die CALLBOYS, dafür mit einer unfassbar starken Instrumentalbesetzung, legen sie nach einer kurzen Umbaupause los. Gitarrist Jappo wagt sogar einen Ausflug in den Innenraum und spielt die nächste Nummer mitten im Publikum.
"Start A Fight" dröhnt ordentlich aus den Boxen, doch Sushis Gesang geht zeitweise im instrumentalen Gewitter unter. Die Band liefert ordentlich ab, aber bei ruhigeren Passagen wie in "Heavy Rain" klingt die Halle etwas leer und seine Stimme vermag den Raum nicht zu füllen, während seine Screams regelmäßig untergehen, sobald die volle Band einsetzt. Die Fans sind trotzdem auf ihre Kosten gekommen, aber bei mir bleibt ein zwiespältiges Gefühl zurück, während wir nun auf die Band des Abends warten.
Schließlich betreten BLIND CHANNEL die Bühne und vereinnahmen sie im Sturm. Das Sextett aus Finnland hat das Publikum von der ersten Sekunde an in seinen Bann gezogen. Die Fans hängen an den Lippen der beiden Sänger Niko und Joonas und singen lautstark mit. Songs wie "Deadzone", "Where's the Exit" und "Over My Dead Body" bringen den Moshpit zum Kochen, die Mischung aus Violent Pop und Nu-Metal erinnert an BACKSTREET BOYS meets Metal.
Einziger Wermutstropfen sind die teilweise sehr kurzen Songs, die kaum Zeit zum Durchatmen lassen. Bei "Phobia" kann man das kurz, doch die Ruhe ist schnell verflogen, tiefe Licks und ein fetter Breakdown warten bei “XOXO”. “Die Another Day” sorgt für einen Gänsehautmoment, es wird lauthals mitgesungen und neben den Handylichtern verirren sich sogar ein paar Feuerzeuge. Es wird etwas ruhiger im Set und Niko übernimmt schließlich als “Violent Bob” und gibt ein Rap-Solo zum Besten, bevor die Band mit einem SOAD-Cover von "BYOB" überrascht.
Mit Songs wie "Wolfes In California" und "Balboa" heizen BLIND CHANNEL dem Publikum weiter ein, die Nummer erinnert an LIMP BIZKIT zu ihren besten Zeiten, verfeinert von den Finnen. Der Moshpit lässt nicht lange auf sich warten, bis "Bad Idea" den ersten Rausschmeißer liefert. Bei den Zugaben legen sie noch einmal nach, allen voran mit dem hymnischen "Flatline".
Zum Abschluss des Abends erklingt schließlich der ESC-Hit "Dark Side", bevor BLIND CHANNEL die Bühne verlassen. Sie haben von Anfang an eine unglaublich starke Show abgeliefert und viele Menschen mit begeisterten Gesichtern in die Berliner Nacht entlassen.