Ministry - The Last Sucker


Review


Stil (Spielzeit): Industrial Metal

Label/Vertrieb (VÖ): 13theplanet/Soulfood (21.09.07)
Bewertung: 9/10
Link: http://www.thirteenthplanet.com/ministry/
Zum Abschied lohnt der Blick zurück. Wer hätte 1981 gedacht, dass aus dem Synthie-Pop-Projekt MINISTRY einmal die wohl einflussreichste Industrial Metal-Band der 90er Jahre werden würde? 1981 gründete Alain Jourgensen (kurz Al Jourgensen) mit seinem Freund Paul Barker in Chicago das Pop-Duo MINISTRY. Natürlich waren sie chronisch erfolglos, aber dank vieler Industrial- und EBM-Einflüsse erspielten sich Jourgensen und Barker immer mehr Fans. Erster Höhepunkt war 1992 das Genre-Meisterwerk „Psalm 69“. Aus dem Synthie-Pop-Projekt war eine Stil-Ikone des Industrial-Metals geworden.
Eine beeindruckende Entwicklung. Die wahre Meisterschaft von Jourgensen und Barker ist allerdings, dass sie die Qualität hielten. Alben wie „Houses Of The Molé“ (2004) oder „Filth Pig“ (1995) verloren nie an Aktualität und Relevanz. Neben „Psalm 69“ ist „Dark Side Of The Spoon“ (1999) allerdings das wohl beste MINISTRY-Werk. Der Name - ein Verweis auf PINK FLOYDS-Schlüsselwerk „Dark Side Of The Moon“ - spielt auf die Drogenexesse von Al Jourgensen an und die Tatsache, dass er aufgrund von Heroin-Überdosen bereits zwei Mal versehentlich für tot erklärt wurde. Geschichten, aus denen sonst Gothik-Legenden gestrickt werden.
So viel zur Historie, bald ist sowieso die ganze Band Geschichte. Denn „The Last Sucker“ soll 25 Jahre nach dem Erstling „With Sympathy“ das letzte Studioalbum sein. Ein letztes Mal zeigt „The Last Sucker“ all das, was MINISTRY in den letzten Jahrzehnten stark machte: hinwegfegende Riffs („Lets Go“), Industrial-Grooves, höchst unterhaltsame Hasstiraden gegen die Bushs, Eishenhower („End of Days“) und die Republikaner im Allgemeinen („Dick Song“) sowie jede Menge Ohrwürmer. Nach dem Ausstieg von Paul Barker stemmt Jourgensen, der zusammen mit Dave Donnelly den Longplayer auch produzierte, das Album nicht gänzlich alleine. Als Gaststar beeindruckt Burton C. Bell (FEAR FACTORY) in „Die In A Crash". „The Last Sucker“ ist nicht das schnellste, nicht das härteste und auch nicht das düsterste MINISTRY-Album. Dafür besticht es mit seiner Balance zwischen Aggression, Groove und Witz. „The Last Sucker“ ist ein solch reifes Alterswerk eines Meisters seines Fach, dass es sich in keiner Sekunde so ernst nehmen könnte, dass es nicht mehr rockt.
Zum finalen Abschuss plant Jourgensen noch ein Album mit Cover-Versionen. Als kleinen Vorgeschmack hat der Minister bereits auf „The Last Sucker“ den „Roudhouse Blues“ der DOORS aufgemotzt. Wenn alle weiteren Cover solch einen Groove und dunkle Strahlkraft entwickeln, dann freuen wir uns jetzt schon auf das dann wohl definitiv letzte MINISTRY-Werk. Oder kommt dann doch noch eins und eins und eins...