Geschrieben von Sonntag, 12 August 2012 18:39

Wacken Open Air 2012 - Der Festivalbericht

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Hat jemand von euch den Film "Jarhead" gesehen? Untertitel: "Willkommen im Dreck" – scheinbar auch das Motto des diesjährigen Wacken Open Airs. Das Wetter, das von Donnerstag bis Freitagmittag noch durchaus vielversprechend aussah und sogar für leichte Verbrennungen der Haut sorgte, schlug plötzlich um und verwandelte das Festivalgelände in eine einzige große Matschgrube. Am Samstag sogar in einen Schlammsee, durch den es mancherorts kein Durchkommen mehr gab. Doch fangen wir von vorne an.


Donnerstag

Ankunft Donnerstagmorgen, mit bester Laune und ausreichend Kaltgetränken im Gepäck. Wie es sich für einen anständigen Auftakt gehört, sind die ersten Gläser geleert noch bevor die Zelte stehen.  Nachdem das Camp bezogen und die Running Order auswendig gelernt ist, geht es aufs – noch staubtrockene – Gelände.

Auf der Black Stage trommeln sich gerade SEPULTURA & LES TAMBOURS DU BRONX warm, die sich bereits vom Rock in Rio 2011 kennen. Der blecherne Sound der Metallfässer, die Stromgitarren und das Schlagzeug setzen eine unglaubliche Energie frei, die sich sofort aufs Publikum überträgt. Insbesondere bei den Klassikern „Roots bloody Roots“ und „Ratamahatta“ steht niemand mehr still.

(cengiz) Während Sepultura sich durch ihr Set trommeln, mache ich mich auf den Weg in den nagelneuen Bullhead City Zirkus. AMARANTHE stürmen die Stage und geben sofort Vollgas. Das Publikum tut es der Band gleich und feiert diese unerbittlich ab. Hinter dem Dreiergespann der Frontsänger steckt mächtig viel Dampf, erstaunlich wie gut das klappt.

(vero) Das Kontrastprogramm im Anschluss bestreiten die WACKEN FIREFIGHTERS auf der Beer Garden Stage. Nach einigen Minuten – in denen Teile des Publikums noch fassungslos in Richtung Bühne starren und nicht wissen, ob sie sofort oder erst nach dem nächsten Bier die Flucht ergreifen sollen – packt es dann doch die meisten und die Magie schwappt über: Crowdsurfen, Moshen, wildes Im-Kreis-Rennen und Metal-Polonaisen zu traditioneller Blasmusik made in Wacken.

(cengiz) Da ich 2009, vor der Blackstage auf GWAR wartend, nicht viel von SAXON mitbekommen habe, soll es dieses Jahr anders werden. Das Intro ertönt und „Heavy Metal Thunder" macht den Anfang. Biff ist in Höchstform und überglücklich zum sechsten mal in Wacken auf der Bühne. Er strotzt vor Energie, da kann sich so manche junge Band eine Scheibe von abschneiden. Zumal man sich vor Augen halten darf, dass der Herr bereits Mitte 60 ist. Es wird jeder erdenkliche Klassiker gespielt und die Fans sind kräftig am Haarewirbeln und Luftgitarre spielen. Biff scherzt viel und erzählt, die letzte SAXON-Show wird in Wacken gespielt – irgendwann im Jahr 2045 oder so.

Setlist SAXON

Heavy Metal Thunder
Hammer of the Gods
Power and the Glory
20,000 Ft
Never Surrender
Dogs of War
Motorcycle Man
I've Got to Rock (To Stay Alive)
Crusader
Rock the Nations
Drum Solo
Battalions of Steel
The Eagle Has Landed
Wheels of Steel
To Hell and Back Again
Denim and Leather

Strong Arm of the Law
747 (Strangers in the Night)
Princess of the Night

Nachdem ich dann auch den Eagle landen sehe, stiefel ich zurück ins Zelt, um den wohl umstrittensten Slot zu sehen - CIRCLE TO CIRCLE. Groß angekündigt mit Special Show zum Konzeptalbum „Wake of Magellan", gibt es nun einen 45 Minütigen Slot im Zelt. UNEARTH beenden gerade ihre Show, die beiden Gitarristen haben den Wrestlingring für sich entdeckt und zeigen der Meute ein paar coole Moves.
Der ganze Frust über das kurze Set scheint vergessen zu sein. Die Band stolziert auf die Bühne - „Welcome To The Show". Es wird ausgelassen geklatscht und gejubelt. Ein gemütlicher Gig nimmt seinen Lauf: Ein gut gelaunter Zak Stevens unterhält die Meute, animiert zum Schunkeln und hin und wieder auch zum Leisesein. Wer hier im Zelt steht, verzichtet auf VOLBEAT und TORFROCK, dementsprechend gut ist auch die Stimmung... hier stehen Fans.

Nach leider viel zu kurzen 45 Minuten stiefeln die Jungs bereits wieder von der Bühne, ich schlendere gemächlich aus dem Zelt, an der Wackinger Stage vorbei, welche von TORFROCK in Beschlag genommen wird. Das kann ich zuerst gar nicht glauben, da viel zu wenig Bier durch die Luft fliegt. Bald ist auch wieder Bagalutenwienacht, also ab ins Zelt und Energie für morgen tanken.

(vero) Für mich folgt der Auftritt der dänischen Rockabilly-Rocker VOLBEAT. Es ist unfassbar voll vor der Bühne. Fast scheint es, als hätten sich alle 75.000 bis 100.000 Festivalbesucher (je nachdem, welcher Quelle man glauben schenken will) hier eingefunden. Es ist kaum ein Durchkommen, zumindest nicht solange die Füße den Boden berühren. Also auf zum Crowdsurfen und in Reihe drei wieder absetzen lassen. Vordrängeln mal anders. Sollte ich vielleicht beim nächsten Supermarkteinkauf versuchen.

Setlist VOLBEAT

The Human Instrument
Guitar Gangsters & Cadillac Blood
Another Day, Another Way
Sad Man's Tongue
A Moment Forever / Hallelujah Goat
Mary Ann's Place
Who They Are
Fallen
7 Shots
Heaven nor Hell
16 Dollars
Radio Girl
Sweet Unicorns
Evelyn
The Mirror and the Ripper

A Warrior's Call
I Only Want to Be with You
Pool of Booze, Booze, Booza
Still Counting
Raining Blood

Freitag

Eine wahre Wohltat, aus dem erhitzten Zelt zu kriechen und die gute Landluft zu atmen. Was jetzt noch besser wäre: ein Hauch Seeluft. Und zumindest musikalisch fühlt man sich mittags im Biergarten auf das Wasser versetzt. Denn da stehen sie die Mannen von SANTIANO. Bekannt aus der Aktuellen Schlagerparade und dem ZDF Fernsehgarten. Mit ihrer Mischung aus Shanty, Folk und  Schlager. Treffendstes Zitat aus dem Publikum: „Wie SCHANDMAUL auf'm Meer.“ Aber irgendwie genau das Richtige zum Tagesstart und als Auftakt für SACRED REICH, die zwar musikalisch alles richtig machen, aber durch skurrile Ansagen für Verwirrung sorgen. So solle man doch bitte keine Wall of Death starten, weil das lächerlich und gefährlich sei. Man müsse doch den Kreislauf des Lebens respektieren, so wie im "König der Löwen". Habe ich mir nicht ausgedacht, kam genau so aus dem Munde von Sänger Phil Rind.

(cengiz) Nun aber weiter zur Partystage, OOMPH! geben sich die Ehre. Im Matrosenkostüm stürmen die Jungs die Bühne und Fronter Dero hat sich als Joker geschminkt. Ungewohnt, ihn mal ohne Zylinder zu sehen. Bei strahlendem Sonnenschein spielen die Jungs ein bunt gemischtes Set, heizen die Meute immer wieder an zu hüpfen und zu klatschen. Die Stimmung kocht und jeder hat seinen Spaß. Zwischendrin stürzt sich Dero selbst in die Menge und lässt sich von glücklichen Fans treiben.

Setlist OOMPH!

Unzerstörbar
Labyrinth
Mein Schatz
Kleinstadtboy
Träumst Du
Bis Der Spiegel Zerbricht
Mitten ins Herz
Niemand
Gott ist ein Popstar
Mein Herz
Seemannsrose
Sandmann
Augen auf!
Always Look on the Bright Side

(vero) Hier folgt der Part, an dem die Welt zum ersten Mal untergeht und Sturzbäche den trockenen Acker in ein schlammiges Moor verwandeln. Unwillkürlich fragt man sich, ob es eigentlich auch Alligatoren im beschaulichen Schleswig-Holstein gibt.

(cengiz) Gegen Abend betreten OPETH die Blackstage, der einsetzende Regen verleiht dem Auftritt eine schöne Atmosphäre. The „Devils Orchard" macht den Anfang und anschließend meldet sich Mikael zu Wort. Er entschuldigt sich für den Regen und vermeldet, erst neuere Songs zu spielen und dann den „alten Shit". Er scherzt viel, grüßt THE SCORPIONS ganz herzlich und erzählt von einer 25-Minuten-Version von „Wind Of Change". Gegen Ende kommt auch die Sonne wieder zum Vorschein, was Mikael sehr Leid tut, und OPETH machen anschließend Platz für HAMMERFALL.

Setlist OPETH

The Devil's Orchard
I Feel the Dark
The Lines in My Hand
Heir Apparent
Demon of the Fall
The Grand Conjuration
Deliverance

(vero) Der Abend wird von Highlights beherrsch: Die Black Metaller von DIMMU BORGIR rücken mit einem riesigen, klassischen Orchester an, um den sowieso schon bombastischen Sound der Band noch weiter voranzutreiben. Imposante Optik, aber leider tonlich nicht perfekt. Das Orchester ist viel zu leise und auch die Chorgesänge kann man mehr auf der Leinwand sehen als hören. Schade, aber trotzdem definitiv ein Höhepunkt.

Ebenso wie der gigantisch gute Auftritt von IN FLAMES, die wie gewohnt eine brillante Bühnenshow mit viel Nebel, 3D LED-Technik und  – natürlich – Flammen liefern.

(cengiz) IN FLAMES haben mächtig aufgefahren. Im Hintergrund steht ein großes Gerüst, vollgestellt mit Leuchtmitteln, davor hängt eine Leinwand. Die ersten Klänge von „Jesters Door" ertönen und Sänger Anders sitzt an einem projizierten Klavier auf dem Gerüst hinter dem Vorhang. Anschließend ertönen die ersten Klänge zu „Cloud Connected" und wir sind alle völlig aus dem Häuschen – so und nicht anders muss eine Show beginnen. IN FLAMES stehen auf dem Gerüst, werden abwechselnd von Beamern angeleuchtet und spielen in angestrahlten „Boxen" – die Fotografen im Graben schieben bereits Panik, weil sich die Band versteckt.

Nach „Cloud Connected" kommen die Herren nach vorne auf die Bühne. Zwischen viel Pyro und einer atemberaubenden Licht- und Lasershow spielen sie sich durch ein bunt gemischtes Set. Die Meute ist Feuer und Flamme von der ersten Minute an und Frontman Anders kann gar nicht genug Schnappschüsse von uns machen. Er will nun sehen, ob wir auch alle hüpfen können – gesagt getan, wir hüpfen so hoch wir können und Anders Fridén bekommt sein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Mit einem großen Knall verabschieden sich IN FLAMES von der Bühne.

Setlist IN FLAMES:

Jester's Door
Cloud Connected
Trigger
Where the Dead Ships Dwell
Only for the Weak
Reroute to Remain
Crawl Through Knives
Delight and Angers
The Quiet Place
The Chosen Pessimist
Fear Is the Weakness
Alias
The Mirror's Truth
System
Deliver Us
Take This Life
My Sweet Shadow

Um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen, schlendere ich Richtung Zelt, um mir INSOMNIUM anzusehen. Pünktlich stürmt die finnische Melodeath-Truppe die Bühne und gibt sofort Vollgas. Trotz des langen Tages geht die Menge weiterhin unerbittlich ab und feiert die Band unermüdlich. Diese ist in Topform, lässt die Haare ordentlich kreisen und feuert die Fans immer wieder an, noch mehr Gas zu geben. Pommesgabeln und Fäuste werden in die Luft gestreckt, es wird gemosht und gebangt, was das Zeug hält.

Überglücklich und völlig fertig stampfe ich danach durch den Matsch Richtung Zelt. Es ist nebelig und die spärliche Campgroundbeleuchtung lässt ein gewisses Zombiefeeling aufkommen. Tausende Metalheads schlurfen in eine Richtung durch den Matsch, dunkle Silhouetten auf der Suche nach Ruhe und Bier.

(vero) Wer es geschafft hat, bis 2:10 Uhr durchzuhalten, wird mit einem düster-langsamen Auftritt von GHOST BRIGADE belohnt, die auf der Headbanger Stage den Abschluss meines musikalischen Tagespensums darstellen.    

Samstag

(cengiz) Guten Morgen Wacken Acker, bewaffnet mit meinem Frühstücksbier geht's auf den Weg ins Infield. Die Sonne lacht schon wieder und die ersten Metalheads machen sich bereits auf den Heimweg. Bisher sind doch alle vom Acker gekommen, warum schon Panik schieben?

Gegen 13 Uhr stürmen Kai und Konsorten mit GAMMA RAY die Bühne. Anscheinend taugen GAMMA RAY nicht zu mehr als 45 Minuten am Mittag. Ich treibe mich weiter hinten im Infield rum und decke mich mit neuen Bandshirts ein. Mit halbem Ohr bei der Band, absolviert die Truppe einen tollen Auftritt, von dem ich aber nicht viel mitbekomme. Wir machen uns währenddessen auf den Weg zur Partystage und warten auf PARADISE LOST. Vor der Bühne hat sich mittlerweile ein kleiner See gebildet. Wie es sich gehört, vertreiben PARADISE LOST mit ihrer bloßen Anwesenheit die Sonne und lassen es regnen. Wir sind zwar nicht begeistert aber genießen die Show. Das Set macht Spaß, von neu bis alt ist alles vertreten. Die Band ist gut gelaunt und das Publikum, eher ruhig, spart nicht mit Applaus.

(vero) Es hat wieder geregnet. Die Angst, in der vergangenen Nacht von den reißenden Fluten, die durchs Camp laufen, in Richtung Nordsee abgetrieben zu werden, hat sich glücklicher Weise nicht bewahrheitet. Trotzdem, es erfordert schon ein bisschen Überwindung, um sich auf den Weg zu machen durch den tiefen Matsch, der an einigen Stellen bereits kleine Seen bildet. Aber es nützt ja nichts, denn PARADISE LOST, die um 14 Uhr auf der Party Stage spielen, will ich sehen. Moment mal, um 14 Uhr auf der Party Stage? Na klar, dafür haben THE BOSS HOSS den Slot am Freitag um 17:15 Uhr auf der True Metal Stage bekommen. Nichts gegen die sympathischen Cowboys aus Berlin, aber da frage ich mich doch, wer das eingebucht hat.

Als hätte Petrus die Ansage von Fronter Nick Holmes vernommen, dass Regen bei PARADISE LOST eigentlich zur Show dazugehört, lässt er es wieder Sturzbäche herniederströmen. Man wünscht sich fast das Segelboot von SANTIANO im Gepäck zu haben, um trockenen Fußes von A zur Bar zu kommen. Dort bringt es ein denglischsprachiger Besucher auf den Punkt: „Too much Matsch!“

Doch auch wenn man mittlerweile bei jedem Schritt den Stiefel aus den schlammigen Untiefen ziehen muss, bei TESTAMENT klart der Himmel auf und Chuck Billy schreit „Fuck the Rain!“ gen Himmel. Was dann kommt, haut mich um. Drummer Gene Hoglan haut dermaßen auf die Felle, dass jeder Schlag direkt auf die Herzrhythmusfrequenz einzahlt. Bei “Native Blood“ und  „True American Hate“ gibt er alles und auch Saitenmeister Alex Skolnick ist extrem gut gelaunt und lässt die Fingerkuppen so virtuos über den Gitarrenhals wandern, dass man spontan auf die Knie fallen möchte.

Setlist TESTAMENT

Rise Up
The New Order
The Preacher
Native Blood
True American Hate
More Than Meets the Eye
Dark Roots of Earth
Into the Pit
Practice What You Preach
Over the Wall
D.N.R. (Do Not Resuscitate)
3 Days in Darkness

Im Anschluss werfe ich einen Blick auf die schwedischen Black Metaller DARK FUNERAL, die mit Feuerkraft und Pyroshow gegen den strahlenden Sonnenschein ankämpfen. Ein etwas skurriler Anblick. Aber Sänger Steve „Nachtgarm“ Marbs schafft es, das Publikum auf seine Seite zu ziehen und löst bei „My Funeral“ kollektives Headbangen aus.

Die SCORPIONS höre ich dann vom Zeltplatz aus, was sich als wahrer Segen rausstellt, als abermals alle Dämme brechen und ein Platzregen losbricht, der seines Gleichen sucht. Mit zehn Mann quetschen wir uns unter den Pavillon und hoffen, dass das Gestänge hält. Als dann auch noch der Strom auf dem Camping-Ground ausfällt, ist die euphorische Wacken-Stimmung doch ein wenig getrübt.

(cengiz) Während ich am Meet&Greet Stand stehe, um die Jungs von TESTAMENT zu besuchen, entern THE SCORPIONS mit zehnminütiger Verspätung die Bühne. Nachdem ich meine Autogramme habe, stiefel ich gen True Stage, an den SCORPIONS vorbei. Diese machen eine Mördershow und haben das komplette Set umgestellt. Es werden keine Balladen gespielt – auch kein "Wind Of Change". Die Jungs hämmern einen Rockhit nach dem anderen raus, doch Klaus singt teils etwas schief und seine Ansagen in schlechtem Englisch gehen den Meisten nach einiger Zeit auf die Nerven, so was unterbricht die Stimmung. Diese kocht auch nicht unbedingt über, was aber auch am Regen liegen kann. Viele aus dem Publikum sagen anschließend, der Auftritt von 2006 bleibt unerreicht.

Setlist THE SCORPIONS

Sting in the Tail
Make It Real
Is There Anybody There?
The Zoo
Coast to Coast
Loving You Sunday Morning
Rhythm of Love
Raised on Rock
Tease Me Please Me
Hit Between the Eyes
Dynamite
Kottak Attack
Blackout
Six String Sting
Big City Nights

Coming Home
Still Loving You
Rock You Like a Hurricane

Ich stehe vor der True Stage und vertreibe mir die Zeit im strömenden Regen mit „Machine Head!"-Rufen. Endlich ist es so weit, „I Am Hell" ertönt, der Regen verzieht sich – wie episch – und Rob Flynn betritt die Bühne. Die Meute jubelt lauthals, während die Truppe zum Rundumschlag ausholt. Unermüdlich prügeln MACHINE HEAD uns ihr Set um die Ohren. Im Moshpit geht's heiß her, für 75 Minuten scheint der Matsch vergessen zu sein. Wir moshen im Matsch, starten diverse Circlepits, spielen Luftgitarre und headbangen, als gäbe es kein Morgen. Rob ist in bester Plauderlaune und erzählt viel, bedankt sich riesig für die Chartplatzierung des letzten Albums „Unto The Locust" (Platz 5) und prostet uns gefühlt jede Minute zu. Er hat das gesamte Infield fest im Griff, jede Anweisung wird brav befolgt, ob nun gehüpft oder gemosht werden soll.

(vero) Was tut man nicht alles für die Headliner MACHINE HEAD? Man läuft durch den Regen, direkt zur Bühne. Die Entschädigung für den nassen Hinweg folgt schon beim ersten Song. Robert Flynn und seine Mannen sind extrem gut drauf, der Sound ist spitzenmäßig und das Set hat einige Überraschungen zu bieten. So spielen MACHINE fucking HEAD das erste Mal seit Anbeginn der Bandgeschichte den Kracher „1000 Lies“ in Deutschland. Das Publikum tobt. Wo ich hinschaue, sehe ich glückliche, tanzendende, kopfwackelnde Menschen. Noch einmal durchströmt von der einzigartigen Euphorie, die nur Musik auslösen kann. Eine fantastische, energiegeladene Show, mit der die nachfolgende Band MINISTRY trotz interessanter Videodarstellung auf Großleinwand nicht mithalten kann. Da kommt einfach nichts rüber.

Fazit

Ich habe auch in 2012 wieder viel weniger gesehen, als ich sehen wollte. Ich war nicht einmal im Wackinger Dorf, habe das Field of the Titans ignoriert und bin auch erst viel zu spät beim Merchstand gewesen. Ich bin nass geworden, habe im Zelt gefroren und in der Sonne geschwitzt. Ich habe zu viel getrunken, viel dummes Zeug geredet und eine Menge Geld für Bier verschwendet. Kurzum: Ich hatte ein fantastisches Festival!

Fotos © BurnYourEars / Cengiz Aglamaz

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