Warbringer - War Without End




Stil (Spielzeit): (80ger Bay Area) Thrash
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media
Bewertung: 8,5 / 10
Link: Myspace


Reinrassiger Thrash wie man ihn Anfang der 80ger zelebrierte war nie ganz weg, aber leider immer seltener geworden; doch seit einiger Zeit nimmt die Sache langsam, aber sicher wieder Fahrt auf. Zur Phalanx der neuen ganz alten Bay Area Schule zählen die jungen Wilden von WARBRINGER.

Dass die Bengel mehrheitlich noch pränatal unterwegs waren, als unsereiner das erste Mal bei EXODUS oder SLAYER den Bühnentaucher mimte, hindert sie nicht, kackfrech knackfrischen Thrash zu spielen, der sich erfolgreich u.a. an genannten Größen orientiert, ohne sich als irgendein Klon zu blamieren. Die Jungs haben es nämlich drauf, aus diversen, leicht identifizierbaren Elementen eine eigene Identität zu kreieren, die sich wie ein missing link in ein Gruppenbild mit Gruppen aus den 80gern einfügen würde.

Mehrstimmiges Shouting nach Exodus-Art, das Riffing in der Schnittmenge von den frühen Hannemann/King und Holt/Hunolt, dafür sind die Soli (sehr angenehm das!) eher HEATHEN oder TESTAMENT abgelauscht. Der screamige Gesang klingt wie ein Bastard von Araya und Baloff im Verhältnis 60:40. Kurz und gut: Die Jungs haben ihre „lesson in violence“ hervorragend gelernt.

Bevor ich hier bei all dem good friendly violent fun allzu sehr abdrehe, denn ich muss gestehen, dass mich eine Woge nostalgischer Euphorie erfasst hat, sei kritisch angemerkt, dass kompositorisch noch Luft nach oben ist. (Darum bin ich bei der Punkteverteilerei --hoffentlich-- auch mal realistisch vorsichtig und vergebe „nur“ 8,5 Punkte. Denn auch da braucht man noch Luft nach oben.) Dass die Band das Potenzial hat, den leeren Raum zu nutzen, steht außer Frage. Als Referenz-Song mag z.B. „Combat Shock“ dienen.

Was WARBRINGER von vielen Hypes (wie z.B. TRIVIUM) der jüngeren Vergangenheit unterscheidet, ist, dass sie wahrhaft THRASH sind. Keinerlei Melo-Core oder Death-Firlefanz: Zwischen die Augen und gut is’. --- Insgesamt ein schnittiges Album, das zwar nicht wirklich mit den absoluten Sternstunden des Thrash mithalten kann, aber dafür frischer und „echter“ ist als alles, was die Urväter nach 93 abgeliefert haben. Von den Orlando-Posern ganz abgesehen.

Für Neo-Thrash-Geschädigte und Innovations-Phobiker also jene, die wie ich Bonded by Blood noch immer zu ihren Lieblingsalben zählen, ein absolutes must-have.

Nachzutragen ist, dass WWE von Bill Metoyer produziert wurde. Ja, genau der Bill Metoyer. Und schon rinnen sie mir wieder die Bäckchen herunter, die Tränen der Rührung.