Daniel Lioneye – Vol. II




Stil (Spielzeit):
Extreme Melodic Black/Death Metal (34:23)
Label/Vertrieb (VÖ): The End Rec./Soulfood (27.04.10)
Bewertung: 5,5/10

Link: http://www.myspace.com/daniellioneyeofficial
 

Wer kennt sie nicht: HIM und ihr so genannter "Love Metal".
Doch was nicht so bekannt ist, ist die Tatsache, dass der Gitarrist Linde und der Keyboarder Burton – natürlich noch mit weiterer musikalischer Unterstützung – ein Nebenprojekt haben. Vor neun Jahren legten die Jungs eine Scheibe vor, die mit „The King Of Rock'n Roll" einen echten Hit enthielt. Damals ging es um Stoner Rock und rotzigen Rock'n Roll. Einige Jahre später kommt unter dem schlichten Titel „Vol. II" erneut eine Platte ans Tageslicht, die so ganz anders ist.

Schon das erste Riff brettert deutlich böser daher, als es bei dem alten Rock'n Roll der Fall war. Als dann die Vocals einsetzen, die derbstes Gekeife sind, wie man es ähnlich bei SAMMATH hören kann, überlege ich beim ersten Mal, ob ich das Album wirklich ganz anhören will. Im Chorus allerdings rutscht das Keifen in den Hintergrund und es werden eigentlich ganz nette Melodien hervorgezaubert.
Immer wieder dürfen die Synthies ihre Streiche spielen und dudeln merkwürdige Töne in chaotischem Geknüppel, doch erfüllen sie auch ihren Zweck als Harmonie-Geber, der teilweise heftigen Todesblei-Riffs die Aggressivität nimmt. Aber diese werden zum Beispiel in „Neolithic Way" wieder von einem ohrwurmträchtigen Refrain abgelöst, der sich relativ normal verhält neben den orientalisch angehauchten Geräuscheffekten.
So verrückt und gehaltvoll im Sinne von „viele Töne" die Songs von DANIEL LIONEYE auch sind, so erscheinen manche Dinge auch weniger kreativ, wie mancher Chorus, der einem vorhergehenden ähnelt. Dafür relativiert sich allerdings mit der Zeit das üble Keifen zu einem erträglichen Kreischgesang, der zwar objektiv bleibt wie er ist, aber nach mehreren Durchläufen sich einschleift und nicht mehr sehr stark aneckt.

Nicht immer sind die Melodien so gemütlich, denn manch durchgeknallte Harmonie könnte fast von PSYOPUS stammen, wie man in dem richtig chaotischen Stück „Who Turns The Lights Out?" hören kann. An dieser Stelle muss ich gestehen, gefällt mir das brutale Chaos, das STRAPPING YOUND LAD teilweise produziert haben, deutlich besser.
Bei der Bewertung dieser Musik tue ich mich wirklich schwer. Musikalisch, technisch fehlerfrei, von Profis aufgenommen ist die Platte natürlich gut gemacht. Mehrere Harmonien setzen sich auch ziemlich leicht im Hirn fest, was neben tollem Geprügel eindeutig positiv zu verzeichnen ist. Doch die Vielfalt an Klängen überfordert auch schnell. Nicht nur, dass sehr, sehr extremer Gesang eingesetzt wird, der an den Nerven zerren kann, sondern diverse Samples und Klingklang verschiedenster Art erleichtern nicht gerade den Zugang.
Deshalb möchte ich mit einem Zitat aus dem Song „Flatlined" enden:
„My invisible friend! Come play with me!
Ich nicht ich nicht
Whacka whacka whacko parade".

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