Vesania - Distractive Killusions




Stil (Spielzeit): Symphonischer Black Metal (43:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Napalm Records (30.11.07)
Bewertung: 6,5 / 10
Link: http://www.vesania.pl/

Anders als Rapper Bushido, der DIMMU BORGIR nur um eine Melodie erleichtert hat – und sich derzeit noch im außergerichtlichen Vergleichsverfahren mit den Kommerz-Black Metallern befindet, um anschließend dem Dollarteufel zu opfern – kann man VESANIA nicht des Diebstahls einer einzelnen Melodie bezichtigen. --- Hier wird mehr oder weniger das komplette Konzept abgegriffen. Das nennt man dann aber nicht Diebstahl, sondern Klonen; --- was bei menschlichen Individuen noch strafbar ist, ist bei Gruppen derselben allenfalls moralisch verwerflich. Da Black Metal, auch und gerade der kommerziell erfolgreichste, sich aber über Amoralität nicht beschweren, sondern als satanisch abfeiern sollte, wollen wir das hier auch tun.

Ich muß gestehen, dass ich die Vorgänger-Alben nicht kenne. Vergleiche ich meinem Eindruck von "Distraktive Killusions" mit Rezensionen zu "God The Lux" scheint sich rein gar nichts getan zu haben: --- Die Polen ziehen in guter Landestradition auf ihrem neuesten Release den einmal begonnen Raubzug konsequent durch. Jegliche Kreativität und Eigenleistung suchen wir (auch diesmal) vergeblich. Mit Hinweis auf die bekannten Trademarks Dimmu Borgirs können wir die Besprechung dieses bombastisch gelungenen Nachahmungsversuchs denn auch abschließen…

Na gut, der Vollständigkeit halber: schwülstig melodisches Keyboard-Geschwobel wie es in den Disney-Studios eingesetzt wird, um dramatisch-bedrohliche Sound-Clichées zu produzieren, eher deathig getriggertes Blastbeat-Drumming, statt des im BM üblichen Geknatter, Stakkato-Gitarren mit industrialisiertem Unterton, der „Gesang“: teuflisch gekrächzt, satanisch gebrüllt, diabolisch gekreischt … usw.usf. --- Technisch perfekt bis zur Sterilität. Der größte Mangel, um als 100%ig gelungener Klon durchzugehen, ist das Fehlen des Klargesanges à la Vortex, der DB so gottverdammt Tupper-Party-kompatibel macht. Und sie sind insgesamt vielleicht nicht ganz so poppig. Andere mag das vermutlich stören. Hier gibt’s ein zartes Pluspünktchen. Denn so ist man auch nicht gaaanz so weit von den Schwarzwurzeln weg. Wirklich schön sind die zwei, drei Leads, die dem klassischen Metal „entliehen“ sind. Nuff said.

Fazit: Ich mag DB eher weniger, also auch ihren Klon nicht wirklich. Der allerdings ist nur zu 95% gelungen, und darum auch nicht ganz so peinlich. Die 6,5 Punkte stellen einen faulen Kompromiss dar. Das wäre meine DB-Höchstnote. Ich ziehe irgendwas ab, weil VESANIA nichts Eigenes hinkriegen; dieselbe Zahl addiere ich wieder, weil der Klon nicht ganz so Panne ist wie das Original. Bei wichtigem Black Metal denke ich nun mal an VENOM `s Finest oder aber an die ENDSTILLE. Sicher nicht an DIMMU BORGIR, also auch nicht an auch noch so gut gemachte Imitate. Ich war wohl nicht der Richtige für dieses Review.

Wer aber „Death Cult Armageddon“ zu seinen Lieblingsalben zählt, darf gerne 1bis 1,5 Punkte draufrechnen und macht beim Kauf nix falsch, um sich die Wartezeit zu verkürzen… denn auch wenn Vesania diebischer sind als ein Schwarm Elstern: dass sie nicht wüssten, wie man für die angepeilte Klientel hinlänglich gute Songs fabriziert, kann man ihnen wirklich nicht vorwerfen.