
Stil (Spielzeit): coriger Death / Thrash (20:42) (Demo)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (2007)
Bewertung: ohne Bewertung
Link: www.alibiforamurder.de
Aus dem beschaulichen Warendorf, dessen fleißige Bürger bislang eher durch Olympiasiege im Springreiten oder durch hierzu verhelfende Pferdeschinderei aufgefallen sind, hat sich eine junge Truppe aufgemacht, mit unbeschaulichem, corelastigem Death-Thrash mehr als nur ostwestfälische Jugendzentren aufzumischen. ALIBI FOR A MURDER nennen die sich. 6 Stücke inkl. eines geschmackvoll-düsteren Intros, das auch Doomstern schmecken dürfte, werden auf „Alienated Creator“ dargereicht. Das schmucke Intro ist noch gar nicht richtig verklungen, da holzen die Fünf derartig abrupt und wütend los, das sich der geneigte Hörer fragt, was einen in Ostwestfalen so aufregen kann... Was es auch immer ist, es veranlasst die Jungs so rüde wie technisch gekonnt drauflos zu rocken.
Die Produktion liegt für’n Demo für heutige Verhältnisse im Mittelfeld, es fehlt besonders den Drums an Volumen. Die Snare klingt wie andern Orts die Hi-Hat, aber wenigstens ist (anders als bei der letzten Metallica) der Teppich drin. Im Ernst, für wenig Kohle konnte noch nie einer was und die Jungs machen derart Druck, dass die leichten soundtechnischen Mängel einfach überrannt werden.
Wie Death-Thrash tendenziell klingt weiß jeder. Dieser klingt auch so. Womit wir beim echten Problem wären:
"Das Problem" dieses Demos ist kein Einzelfall oder auch: dass das Demo kein Einzelfall ist: Nicht erst in den letzten Monaten sind derart viele Veröffentlichungen in diesem Metier auf uns Hörer losgelassen worden, die auf spieltechnisch sehr hohem Niveau agieren, dass young hopefulls wie AFM schon etwas ganz besonderes bieten müss(t)en, um angenehm aufzufallen. Das tun besagte noch nicht. Und vielleicht ist coriger Death-Thrash hierfür auch denkbar ungeeignet, mehr als nur anerkennendes Nicken einzuheimsen. Und sei es bei 200bpm. Sind doch alle Elemente auf die (un)heilige Dreifaltigkeit „Härter, Schneller, Wütender“ ausgerichtet. Nach oben geht speedmäßig kaum noch was, ohne unübersichtlich zu werden, und nach unten fürchtet man offenbar kollektiv das Klassenziel aus den Augen zu verlieren. Kurz, das Spektrum ist schlicht limitiert. – Wie man es erweitern kann, ohne den Totalverlust an deaththrashiger Grundhärte einzubüssen, hat z.B. das vor ein paar Monaten erschienene Debüt von R:I:P gezeigt. Wo die Lösung liegen könnte, wird besonders hörbar, wenn man dann doch mal das Tempo ein bisschen drosselt und Midtempo-Thrash oder Melocore-Anleihen situativ die Kontrolle übernehmen. Denn dann schleicht sich beim Hörer unweigerlich Aufmerksamkeit ein, die erst wieder verfliegt, wenn die Musikanten erneut zur Hochgeschwindigkeits-Attacke blasen.
Doch diese „gewagten“ Momente, die a.) für Abwechslung sorgen, und damit b.) Spannung aufbauen und auch c.) Höchstgeschwindigkeit erst erlebbar werden lassen, sind bei AFM viel zu selten und zu kurz. Hilfreich wäre hierfür auch ein variabler Sänger; ob Damian ein solcher ist, muss offen bleiben, denn hier wird überwiegend coremäßig geschrieen wie am Spieß, was mich trotz der demotypischen Kürze, nach einer Weile genervt bzw. gelangweilt hat. Wie gut seine Stimme Aggression transportieren kann, ohne zu nerven, zeigt sich ebenfalls in den langsameren wie melodischeren Passagen, ansonsten überwiegt das genretypische „Drüberweggröhlen“. Zwei, drei weitere Emotionen vermitteln zu können, kann nicht erst bei Tonträgern, die über die volle Länge gehen, positiv auffallen. --- Einziger Kontrapunkt hier sind verstreut eingesetzte, wahrlich tiefe und nette Growls, die aufgrund der geringen Streudichte aber leicht aufmontiert wirken. So als hätte man nachträglich gemerkt: da fehlt doch was…?
Trotz dieser Minuspunkte ist der Begriff „young hopefulls“ angemessen, denn in spieltechnischer Hinsicht darf man den Hut ziehen. Gitarren- und Rhythmusarbeit wissen, so lange nachvollziehbar, sehr zu gefallen. Und weil die Band sie halt hat, kommen die guten Ansätze auch immer wieder mal durch. --- Wenn es den Fünf gelingt, den Mut zur Variation zu kultivieren, dann könnte richtig guter, sprich variabler Death-Thrash demnächst auch aus Ostwestfalen kommen.