We Had A Deal - The World Owes You Nothing Tipp




Stil(Spielzeit): Hardcore, Screamo (36:35)
Label/Vertrieb (V.Ö.): Deafcult (Juni 2009)
Bewertung: 8,5 / 10


Link: MySpace

Erinnert sich noch jemand daran, wie vor einiger Zeit TALK RADIO TALK als neuer Stern in der deutschen Hardcore/Screamo-Szene gehandelt wurden? Ich meine das jetzt gar nicht negativ, da ich deren Album nach wie vor für gut halte. Mit WE HAD A DEAL aus Stuttgart könnte ich mir ähnliches vorstellen.

Denn das, was sie auf ihrem Full-Length-Debüt abliefern, hat alles was es braucht um ordentlich abgefeiert zu werden. Und ein wenig erinnern sie mich auch musikalisch an besagte TALK RADIO TALK. Diese Mischung aus Hardcore und Screamo und dieser doch individuelle Ansatz. Ach ja, wenn ich hier von Screamo spreche, meine ich damit die 90iger Variante und nicht das, was man seit ein paar Jahren darunter versteht. Denn die Stuttgarter schieben sich hier schon ziemlich gekonnt an den meisten Klischees vorbei, nutzen aber trotzdem die volle Bandbreite dessen, was man sich aus dieser Szenme herausziehen kann: Tempiwechsel, gesprochene Passagen, ab und zu auftretende Melodien im Gesang (die aber ganz unprätentiös gemacht sind und sich eben nicht effekthascherisch in den Vordergrund schieben), leichte Dissonanzen, atmosphärische Klimperpassagen, zwei Gitarren, die unterschiedlich voneinander arbeiten und endlich mal wieder gute Texte.

Und grade die haben es mir hier auch ein wenig angetan. Denn der Fünfer, der bereits eine Demo und eine EP im Alleingang seit 2005 unter die Leute gebracht hat, hat auch ein kritisches Auge auf sich selbst und die Szene in der sie sich bewegen und können dies auch verbalisieren. Aber genauso differenziert sind wie erwähnt eben auch die Saiteninstrumente, die eben nicht nur auf den schnellen Moshpart abzielen und sich im besten Falle mal doppeln: nein, hier wird es wirklich ausgenutzt, was an Instrumenten da ist. Im Falle des zweiten Songs schaffen sie damit zwar arge Disharmonien, die in meinen Augen noch nicht so ganz rund geworden sind - aber deswegen ist Hardcore ja schließlich auch keine Popmusik und sollte seine Ecken und Kanten haben. Und damit kann „The Worl Owes You Nothing" definitiv punkten und unterscheidet sich wohltuend von einer großen Zahl amerikanischer Veröffentlichungen, bei denen es viel zu oft viel zu geleckt klingt.

Klar gibt es da noch weitere kleine Kritikpunkte. Manchmal klingt der Schreier mir etwas zu aufgekratzt und die Snare etwas zu getriggert, aber wie gesagt, dafür schaffen WHAD eben Atmosphäre und Authenzität - was Heute leider viel zu schnell mal gegen perfekten Sound eingetauscht wird. Wer modernen Hardcore mag, der über den Tellerrand sehen kann, interessantes und nicht so vorhersehbares Songwriting hat und dabei noch Wut und Druck im Bauch hat, der sollte hier auf jeden Fall mal ein oder zwei Ohren Riskieren. Für mich auf jeden Fall eine gelungene Überraschung und eine weitere hochqualitative Veröffentlichung einer deutschen Band. Schönes Teil mit Ecken und Kanten.

 
Kai