Atreyu - A Death-Grip On Yesterday


Review

Stil (Spielzeit): Emotional Metalcore (32:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Victory/Soulfood (31.03.2006)
Bewertung: Klasse, aber... (8,5 von 10 Punkten)
Link: http://www.atreyurock.com

„A Death-Grip On Yesterday" gehört wohl mit zu den von mir am sehnlichst erwartetsten Alben seit langem. Die Entwicklungsgeschichte von ATREYU ist einfach grandios. Bereits auf ihrem ersten Longplayer „Suicide Notes And Butterfly Kisses" überzeugte das Quintett aus Orange County, Kalifornien, durch einen vollkommen eigenen Stil, eine gänzlich einzigartige Interpretation von Hardcore, Emo und Metal. Zwei Jahre später legten sie 2004 mit „The Curse" den nächsten Brecher nach. ATREYU hörten sich auf einmal vollkommen anders an, aber der typische ATREYU-Sound war immer noch vorhanden. Das Gleiche ist nun weitere zwei Jahre später noch mal passiert. „A Death-Grip On Yesterday" klingt abermals völlig anders als die Vorgängeralben, aber dennoch nach ATREYU. Somit hat die Band innerhalb von sechs Jahren sich dreimal neu erfunden. Und jedes Mal war das Ergebnis überragend.

Ich dachte, ich würde diesen Spruch nie schreiben, weil ich ihn immer dämlich fand, aber hier passt er einmal. Denn ATREYU zeigen sich auf „A Death-Grip On Yesterday" sowohl härter als auch emotionaler als früher. Die Tendenz des neuen Albums geht auf jeden Fall mehr in Richtung Emo, das sieht man allein schon daran, dass Shouter Alex sich mit Drummer Brandon die cleanen Parts jetzt ab und zu teilt. Und das, obwohl er vor zwei Jahren auf die Frage, warum er denn nicht auch clean singen würde, antwortete: „I have a very unique voice, when I'm singing clean."

Gleichzeitig wurde der Metal-Anteil aber noch mal ein gehöriges Stück nach oben geschraubt. Dass sie Gitarrenwichsen können, das haben Travis und Dan (beide Gitarre) ja schon auf „The Curse" bewiesen. Auf „A Death-Grip On Yesterday" ist die Qualität der Soli aber nochmals gestiegen. Mehr Metal versprechen auch die Riffs, die gelegentlich sogar Sechszehntelläufe beinhalten. Ebenfalls viel härter als noch auf „The Curse" kommen die Breakdowns rüber.

Man hat einfach das Gefühl, dass ATREYU mittlerweile genau verstehen, wie man einen Song aufzubauen hat. Sie spielen mit den Emotionen, die ihre Musik hervorruft und schicken ihre Hörer dabei auf eine Achterbahnfahrt zwischen Hass, Trauer, Verzweiflung und Hoffnung. Und genau das ist die einzige Kritik, die ich an „A Death-Grip On Yesterday" üben kann. Noch mehr als „The Curse" ist das neuste Werk von ATREYU bis auf das Äußerste gestylt und steht gerade noch an der Grenze zur Überproduktion. Daher reißen mich die meisten Songs auf „A Death-Grip On Yesterday" auch nicht so stark mit, wie z.B. „Bleeding Mascara", „You Eclipsed By Me" oder „Nevada's Grace" auf „The Curse" oder „Ain't Love Grand", „Deanne The Arsonist" oder „Lip Gloss And Black" auf „Suicide Notes And Butterfly Kisses".

Um ganz ehrlich zu sein ist „A Death-Grip On Yesterday" in meinen Augen das bisher schwächste Album von ATREYU geworden, zudem ist es mit gerade einmal 32 Minuten Spielzeit auch das kürzeste. Es ist jetzt bloß schwer zu erklären, dass ich dieses Album trotzdem absolut ober-geil finde. Es rockt, es macht Spaß, die Hook-Lines und Riffs haben Ohrwurm-Charakter par excellence und im Grunde genommen ist dieses Album einfach nur der Hammer. Aber volle Punktzahl kann ich „A Death-Grip On Yesterday" trotzdem nicht geben. Dafür fehlen mir einfach diese absoluten Smasher-Songs, wie ich sie oben beschrieben habe. Zwar sind mit „Shameful", „Ex's And Oh's" „My Fork In The Road" auch ein paar richtig gute Lieder auf der neuen Scheibe vertreten, aber wie gesagt, ganz so gefunkt wie bei den Vorgänger-Alben hat es bei mir und „A Death-Grip On Yesterday" auch nach einer Heavy-Rotation-Orgie nicht.