Adorned Brood - Noor


Stil (Spielzeit): Pagan Metal (45:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Black Bards Entertainment (21.11.08)
Bewertung: 7,5 / 10
Link: http://www.adornedbrood.de

Mit viel symphonischem Pathos steigt ein gut gemachtes und dramatisches Intro in das sechste reguläre Album der Grevenbroicher Aushänge-Heiden ein. Und das „Noor“ getaufte ist zunächst mal das wohl ausgewogenste und reifste; das beste ist es nicht.
Das schon auf dem Re-Release von „Hiltia“ & „Wigand“ als Bonus mitgelieferte „Sons of the Damned“ ließ ja auf eine Rückbesinnung auf „die gute alte Zeit“ hoffen. Schön aggressives Shouting, ordentlich bratzende Gitarren und Anna Ingeborg darf ihre schöne Stimme ausfahren und kommt mit der queren Flöte...

Nun, diese Hoffnung hat „Noor“ weder wirklich enttäuscht, noch ist sie voll erfüllt worden. Gemessen an der „Heldentat“, die keine war, auf sicher ein Schritt in die richtige, rückwärtige Richtung. Und wer hätte denn schon ein zweites „Asgard“ gewollt? --- Naja, z.B. ich.
Is’ aber nicht! Stattdessen eine ausgewogene Mischung aus alten heidnischen Wurzeln mit diversen klassischen Heavy - und Speed Metal Adaptionen und dem langweiligen Zeugs, das man in Deutschland als Mittelalter-Rock ausgibt.
„Noor“ nimmt sich ein bisschen wie ein Spagat zwischen Mainstram und paganem Untergrund aus. Es ist sicher (m)eine völlig subjektive Meinung, dass man alles was auch nur im Ansatz nach SUBWAY TO SALLY klingt, über Bord ins Noor hätte kippen sollen. Betroffen sind da vor allem die beiden deutschsprachigen Nummern und „Drunken Sailor“.
Warum nur letztere Nummer als „Traditional“ ausgewiesen ist, weiß ich nicht; denn „Am Grunde des Meeres“ ist das alte „Wir lieben die Stürme“, das u.a. auch SLIME schon mal vertont haben. Beide Nummern beginnen in gewohntem Tempo, um alsbald mächtig Fahrt aufzunehmen.

Sie erinnern in der Bauart an eine echte „Heldentat“: „7 Tage lang“ (die hier gerade rotiert); doch während dies so gut war wie das schnöde „Original“* der Holländer BOTS schon 1981 eigentlich hätte werden sollen, und eine wirklich schöne Saufhymne nach erfolgreicher 1. Mai-Demo abgibt, sind die beiden Seemannslieder relativ uncharmant und irgendwie lieblos auf Metal getrimmt.
Doch zum Glück gibt’s da eben noch einige Nummern, die richtiger Metal sind, z.B. das mit tollem Refrain ausgestattete „Adorned Brood“ oder die paganen Perlen „Trollmelody“ und „Under Yggdrasil, wo die alten Stärken und der alte Charme fröhliche Urständ` feiern.

Trotz meines Genörgels ist „Noor“ ein richtig gutes Album geworden, mit Hang zur Klasse. Und außerdem verschleifen sich die Schwächen der Traditionals bei seemannsmäßiger Rumzufuhr. Und für eben solche Gelegenheiten sind sie gemacht. Und spästens dann ist sogar der (seinem schönen Grundriff zum Trotz) totale Ausfall „Schiff der Toten“ zu verkraften. Vom Kauf kann so nicht abgeraten werden.
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* tatsächlich geht die Melodie auf ein keltisches Volkslied zurück