Skáld – Huldufólk Tipp

Skáld  – Huldufólk
    Neofolk

    Label: Decca Records France
    VÖ: 20.01.2023
    Bewertung:8/10

    Skáld im Web


SKÁLD sind zurück mit ihrer nordischen Poesie und einem neuen Album „Huldufólk“ (verborgene Völker). Diesmal widmen sie sich Geschichten der verborgenen Völker der isländischen und färöischen Mythologie. Mit Hilfe ihres mythischen Pagan-Folk nehmen SKÁLD ihre Hörer:innen auf „Huldufólk“ mit auf eine knapp 45-minütige Reise in die skandinavische Sagenwelt.

Von Elfen, Trollen, Drachen und Feen

Zum „Huldufólk“ gehören der isländischen bzw. färöischen Mythologie nach Elfen, Feen, Trolle und Zwerge. Daher ist es wenig verwunderlich, dass sechs der 12 Songs auf dem Album von genau diesen Wesen (und einem Drachen) handeln. SKÁLD erzählen die Geschichten der Wesen auf eine dunkle, mystische Art und Weise und in den unterschiedlichsten Sprachen, passend zur geografischen Region der jeweiligen Sage. So wird beispielsweise auf Schwedisch von Trollschlachten („Trollslaget“) und einer Trollin, die einen Menschen heiraten möchte („Herr Mannelig“) erzählt, während in isländischer und färöischer Sprache Feen und Drachen („Ljósálfur“ und „Hinn Mikli Draki“) besungen werden.

Musikalisch bewegen sich SKÁLD mit ihren traditionellen Instrumenten und ätherischen Gesängen im selben Territorium wie Genre-Kollegen HEILUNG und WARDRUNA, finden hierbei jedoch immer genau die richtige Stimmung für jede ihrer Geschichten. Bei einigen ihrer Songs sind die Parallelen zu oben genannten Bands jedoch so stark, dass der eigene Stil darunter leidet. Im Speziellen betroffen sind „Riðum, Riðum“ und „Troll Kalla Mik“.

Doch nicht alles ist neu. Songs wie „Mánin Líður“ und „Då Månen Sken“ könnten sich auch auf einem der beiden Vorgängeralben befinden und knüpfen als SKÁLDs charakteristischen Stil mit mehrstimmigem Gesang ohne viele Instrumente im Hintergrund an.

Bei vielen Songs des Albums, im Speziellen dem Opener „Troll Kalla Mik“ oder dem packenden „Rauður Loginn Brann“, hat man als Hörer:in schon fast das Gefühl, in einem Videospiel zu stecken und zu genau dieser Musik eine weite Fantasywelt zu erkunden. Die Waage zwischen dem dunklen Mystizismus und traditionellen Volksliedern zu halten, gelingt SKÁLD auf „Hudufólk“ wie noch auf keinem Album zuvor.

„Herr Mannelig“, was den meisten wohl in der Interpretation von IN EXTREMO bekannt sein dürfte, bekommt von SKÁLD einen so simplen und gleichzeitig fesselnden Anstrich, dass es in der Form auch von reisenden Barden im Mittelalter hätte gesunden werden können. Die Single „Elverhøy“ kommt im Vergleich dazu schon fast poppig rüber. Ob das an der gesungenen Melodie liegt, die Erinnerungen an 80er Jahre Pop-Musik hervorruft oder nicht, vermag die Redakteurin nicht zu sagen. Egal, was es ist – „Elverhøy“ sticht heraus.

SKÁLD vs. RAMMSTEIN

Dass SKÁLD bekannt dafür sind, einige Coversongs auf ihren Alben unterzubringen, ist keine Neuheit. Ob „Seven Nation Army“, „Riders On The Storm“ oder „High Hopes“, SKÁLD scheuen nicht davor zurück, bekannte und beliebte Songs ebenso bekannter und beliebter Künstler in ihrem ganz eigenen Stil neu zu vertonen. Auf diesem Album haben die Französ:innen sich RAMMSTEINs „Du Hast“ und THE CUREs „A Forest“ ausgesucht.

Ersteres dürfte für eingefleischte RAMMSTEIN Fans eine Horrorvorstellung sein, und ob sich Neue Deutsche Härte und Pagan Folk so gut vermischen lassen, ist an und für sich eine Frage. Eins ist unbestreitbar: SKÁLD haben es geschafft, den Song sowohl so zu covern, dass man ihn in seiner Form noch erkennt, als auch ihrem Stil dabei treu zu bleiben. Doch das stärkste Cover – sowohl vom Song her als auch von der Band – ist „Du Hast“ bei weitem nicht.

Da kommen SKÁLD mit „A Forest“ schon näher an ein Cover heran, das sowohl zur Band als auch zum Song passt. An die Qualität der Coversongs des Debütalbums kommt es sehr wohl heran, jedoch fehlt auch hier das gewisse Etwas, damit nicht nach einer Minute die Hörer:innen abspringen und sich lieber das Original anhören.

Fazit

Nachdem SKÁLD seit dem letzten Album „Vikings Memories“ fast einmal komplett die Bandbesetzung gewechselt haben, ist es überraschend, wie sie es auf „Hudufólk“ dennoch schaffen, homogen und eingespielt zu klingen. Abgesehen von wenigen Songs, die für den Geschmack der Redakteurin zu sehr wie von anderen Bands geschrieben klingen, haben SKÁLD hier ein facettenreiches und kreatives Album geschaffen, das mit den Veröffentlichungen der Genre-Größen mehr als mithalten kann.

Songempfehlungen

  • Mánin Líður
  • Ljósálfur
  • Elverhøy

 

Trackliste:

  1. Troll Kalla Mik
  2. Ljósálfur
  3. Mánin Liður
  4. Ríðum, Ríðum
  5. Hinn Mikli Dreki
  6. Då Månen Sken
  7. Elverhøy
  8. Herr Mannelig
  9. Rauður Loginn Brann
  10. Trollslaget
  11. Du Hast
  12. A Forest

SKÁLD sind:

Christophe Voisin-Boisvinet: percussion, horn, keyboards, programming
Ravn: talharpa, moraharpa, gudok, lyre, harp, double harp, lyra viol
Nicolas Montazaud: percussion
Aliocha Regnard: nyckelharpa
Laetitia Marcangeli: vocals, hurdy-gurdy
Marti Ilmar Uibo: vocals, drums
Michel Abraham: vocals, digeridoo, morin khuur
Adeline Bellart: vocals
Steeve Petit: vocals, drums
Julien Loko: vocals, Irish bouyouki, talharpa
Lily Jung: vocals
Kohann: vocals