Geschrieben von Montag, 09 Mai 2011 00:00

Defeater - Interview zu 'Empty Days & Sleepless Nights'

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Bosten ist seit Jahren ein Ort, an dem großartige Musik entsteht. Auch DEFEATER kommen von dort und haben bereits nach ein paar Jahren ihre eindeutigen Spuren im Hardcore hinterlassen. Kaum eine Band ist in letzter Zeit zu höheren Ehren gekommen und hat so viel Anklang gefunden – HAVE HEART scheinen also endlich in Frieden ruhen zu dürfen. DEFEATER überzeugen mit unglaublich druckvoller Musik, die spätestens seit ihrem aktuellen Album zeigt, wie weit man auch im Hardcore über den Tellerrand schauen darf, und einem Textkonzept, welches sich über zwei Platten und eine EP erstreckt. Gitarrist Jake erzählt uns davon, wie in Zukunft mit diesem Konzept umgegangen wird und warum sich die Band in Booklets bei Soldaten bedankt. Vorhang auf für eine der spannendsten Bands im modernen Hardcore.


Ich heiße Jake und ich spiele Gitarre – Derek ist bei uns am Gesang, Jay spielt auch Gitarre, Andy Schlagzeug und Mike Bass.

Erst mal herzlichen Glückwunsch zu eurem zweiten Album: meiner Meinung nach ist es einfach brilliant!

Danke vielmals, Mann. Freut mich wirklich zu hören!

Wenn man sich den Status ansieht, den eure Band seit der ersten Platte erreicht hat, bekommt man schnell den Eindruck, DEFEATER haben sich zu einer der interessantesten und größten neuen Hardcorebands entwickelt. Wie haben sich die letzten drei Jahre für euch angefühlt?

Ich bin vor ca. zwei Jahren in die Band eingestiegen, also direkt nachdem "Lost Ground" aufgenommen wurde. Die letzten beiden Jahre waren echt klasse – wir konnten mit so vielen großartigen Bands touren, haben eine Menge genialer Leute getroffen, verrückte Länder gesehen und eine Menge unterschiedlichen Alkohol getrunken.

Als ihr die Texte für „Travels", das erste Album, geschrieben habt, wusstet ihr da schon, dass dieses Konzept auch für weitere Platten genutzt werden könnte?

Ich denke, niemand hat daran gedacht, dass diese Band so lange halten würde – die Jungs wollten damals einfach nur ein Album schreiben, welches ihnen selbst gefällt... und ein paar Touren spielen. Die Idee war aber immer, dass man an diesem Konzept weiter macht, wenn wir die Gelegenheiten bekommen sollten, noch mehr Platten machen zu können – was glücklicherweise so passiert ist.

Woraus ist denn die Idee dazu überhaupt entstanden?

Jay hatte die Idee, eine Storyline auf der Platte zu haben, und Derek kam dann mit den Figuren, dem Setting und der Haupthandlung.

Ihr werdet also daran weiterschrauben?

Jedes DEFEATER-Album wird auf irgendeine Art mit dieser Story verbunden sein. Direkt oder indirekt.

In eurer Thankslist bedankt ihr euch auch bei Soldaten und Veteranen. Zwar ist der Krieg Teil eurer Story, aber wie kam es dazu? Ich weiß zwar, dass dies in den USA ein ganz anderes Thema ist, aber du würdest sowas vermutlich nicht bei uns finden.

Die Frage ist etwas schwerer zu beantworten, da wir alle ein andere Meinung dazu haben, warum wir den Veteranen im Booklet gedankt haben. Ich denke, ich kann es zusammenfassen, wenn ich sage, dass wir alle gegen den Krieg sind, aber feststellen müssen, dass unsere Freunde und Verwandte, die in der Armee ihren Dienst leisten – obwohl wir das auch nicht wirklich nachvollziehen können – in einer extrem schwierigen Situation sind und dadurch unsere Unterstützung brauchen. Es ist schwer, beide Seiten dieses Gedankens auf kurzem Raum, zum Beispiel während eines Konzertes, zu kommunizieren. Und weil wir so viel über den Krieg singen, habe ich manchmal Angst, die Leute könnten denken, wir glorifizieren das. Das ist wirklich nicht unsere Intention.

Wir haben alle Freunde, die absolut abgefuckt aus dem Irak oder Afghanistan zurück gekommen sind. Einige von ihnen haben es nicht geschafft. Lediglich „gegen den Krieg" zu sein und nicht anzuerkennen, dass diese Soldaten nach Kampfeinsätzen Unterstützung, vor allem psychologische, brauchen, lässt diese Menschen in einer ziemlich gefährlichen und verletzlichen Situation zurück. Krieg ist schrecklich – genauso wie seine Auswirkungen auf die Zivilisation und die Menschen!

Ihr seid mittlerweile eine Referenzband geworden. Wie fühlt sich das an, wenn in Reviews geschrieben wird: „Band XYZ klingt wie DEFEATER"?

Wirklich seltsam. Es ist zwar schmeichelnd, aber echt schräg.

Könntest du uns etwas zu der Sache sagen, die zwischen euch und Bands wie LA DISPUTE, PIANO BECOMES THE TEETH etc. abgeht? Ich hab den Begriff „The Wave" in dem Zusammenhang gehört. ?

Oh Mann. Das ist eigentlich als Witz gestartet – irgendjemand hat das dann zu ernst genommen, und das ist dann irgendwie auf so fünf Bands übergestülpt worden. Da gibt es so viel mehr befreundete Bands da draußen, die echt geiles Zeug machen – checkt mal HOSTAGE CALM. FIRES OF WACO, ALL TEETH und eine Menge anderer Bands, die wirklich hart an extreme geiler und kreativer Musik arbeiten.

Habt ihr eigentlich noch genügend Zeit, um während den Touren zu jobben, oder wie macht ihr das finanziell?

Ja, wir müssen alle sehr viel arbeiten, wenn wir nicht auf Tour sind. Mike und ich spielen auch noch in MAKE DO AND MEND und DREAMTIGERS, allerdings hilft das auch nicht, unsere Miete zu bezahlen. Deshalb arbeiten wir halt in allen Jobs, die wir kriegen können, wenn wir wieder zu Hause sind. Andy arbeitet wesentlich mehr als Vollzeit bei Greenvans, Jay macht das selbe bei den Getaway
Studios. Derek arbeitet in einem Plattenladen und hat noch das Akustik-Projekt ALCOA.

Wie lange habt ihr eigentlich gebraucht, um den letzten Song des Albums zu schreiben ("White Oak Doors"), und wie habt ihr herausgefunden, wie lange die letzte Szene und Steigerung (genial übrigens!) dauern kann?

Danke! Das kommt alles von Jay – wir wussten von "Travels", dass der ältere Bruder am Ende stirbt, aber die Produktion des Endes und das mit dem Klang des Zuges ist alles von ihm.

Eure Akustik-EP zeigt die Band aus einer ganz anderen Richtung. Denkst du, dass es so etwas mal auf Albumlänge bei euch geben könnte?

Wir haben zur Zeit eine Menge Ideen herumfliegen und das ist eine davon. Wir werden sehen, was sich ergibt. Wir werden erst noch jede Menge Touren spielen für diese Platte, bis wir wieder mit neuen Ideen wirklich rumspielen. ALCOA und DREAMTIGERS sind eh mehr in dieser Richtung unterwegs, und wir machen da auch eine kleine Tour zusammen im Juli.

Jemand hat mir erzählt, euer Songwriting beginnt mit den Drums. Ist da was dran?

Sogar eine Menge – auf die letzte Platte bezogen, sind fast alle Songs, die heavy sind, auf den Drums zuerst geschrieben und strukturiert worden.

Was sind die Pläne für den Rest des Jahres für euch?

Im Mai starten wir eine dreiwöchige Tour mit LA DISPUTE. Dann werden wir uns etwas Zeit für zu Hause oder unsere anderen Bands nehmen und bis zum Herbst nicht mehr touren. Aber daran arbeiten wir noch – ist noch etwas hin...

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