Alcoa - Bone & Marrow Tipp

Alcoa - Bone & Marrow
    Country / Folk / Singer & Songwriter

    Label: Bridge9
    VÖ: 01.03.13
    Bewertung:9/10

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Wer dieses Review nach gezielter Suche gefunden hat, wird es vermutlich bereits wissen: ALCOA ist das „Solo"-Projekt von DEFEATER Sänger Derek Archambault. Und wer jetzt hofft, dieses Ding würde so in die Richtung der vier Akustiktracks des letzten DEFEATER-Albums gehen – der kann sich jetzt genau so begeistert zurücklehnen wie ich. Denn ALCOA sind ziemlich genau das.

Wobei Stücke die wie „I Don't Mind" eher selten sind und das meiste Material hier dann doch eher an den Sound von „But Breathing" erinnert. Denn in der Mehrzahl der Songs kommen Drums vor und mit einer Akustikgitarre alleine lässt es Derek auch nicht bewenden. Hier hört man noch zusätzliche E-Gitarren, Bass, Banjos, Geigen, Piano und ab und zu sogar seine Freundin mitsingen. Ok, von den Harmoniefolgen wiederholt er sich zwar ab und zu mal, aber durch die Arrangements und die extrem berührenden Texte holt er das mehr als locker wieder raus.

Im Gegensatz zu den Texten in seiner progressiven Hardcoreband scheint er mit ALCOA doch etwas autobiografischer zu sein. Und so werden seine (teilweise dreckigen) Country/Folk-Songs mit Texten über Alkoholismus, Drogen, Einsamkeit und Liebe kombiniert, die durch seine verwundbare Stimme Gänsehaut hervorrufen können. „Cab Rides & Cigarettes" zum Beispiel bricht mir seit Tagen bereits das Herz und ich muss zwangsläufig an meine Euphorie denken, als CITY & COLOURs „Bring Me Your Love" herauskam.

Klar kann man mittlerweile davon genervt sein, dass jeder zweite Punkrocker mittlerweile ein Akustik-Solo-Ding am Start hat, aber hey, wenn die Songs so gut sind wie hier – was soll's? Außerdem klingt das hier teilweise schon stark nach einem Band-Album, weil die ganz intimen Stücke mit nur einer Gitarre und einer Stimme doch eher die Ausnahme sind. Aber auch in solch einem Setting schafft es Derek, Herzen zu berühren – alleine schon mit der stets sehsüchtig klingen PedalSteel-Gitarre.

Wer seinen Country auch mit ein klein wenig Verzerrer mag und auf Howdy-Partner-Texte verzichten möchte, oder wer die Akustik-Momente bei DEFEATER liebt, wird in diesem Jahr wohl schlecht an „Bone & Marrow" vorbeikommen. Keine Aneinanderreihung von internationalen Superhits, aber ein Album, das man kaum unterbrechen mag, während der Mann hier seine Seele offen legt. Und damit ähnlich genial wie z.B. das Soloalbum von DAVE HAUSE. Kaufen!