Geschrieben von Samstag, 26 November 2011 00:00

August Burns Red - Interview zum Album 'Leveler' (mit Video)

ABR

Die EASTPAK Antidote Tour rollte letzten Monat durch unsere Gefilde und hatte erneut ein sehr fettes Line-Up am Start. Heraus stachen eindeutig die christlichen Metalcoreler AUGUST BURNS RED aus Manheim, Pennsylvania, die außerdem jüngst mit "Leveler" ein neues Album mit ungewohnt spanischen Rhythmen herausgebracht haben. Wir schnappten uns daher vor der Show in Hamburg die beiden sympathischen Gitarristen JB Brubaker und Brent Rambler für ein kurzes Interview.

Schön, Euch mal wieder in Hamburg begrüßen zu dürfen! Wann seid Ihr hier angekommen?

JB: Wir sind gestern Abend um 21:30 Uhr in Hamburg gelandet.

Ich habe gelesen, dass Ihr vorher in Japan wart?

Brent: Ja, in Tokyo. Es war ein extrem langer Flug!

JB: Oh ja, es war ein sehr langer Tag gestern und wir haben immer noch mit den Folgen zu kämpfen.

Ja, ja – der Jet-Lag.

JB & Brent: Du sagst es!

Ich habe Fotos von der Show in Japan gesehen – war das ein Festival? Es wirkte ziemlich groß!

Brent: Ja, wir haben eine Festivalshow gespielt – das Festival heißt Loudpark. Danach standen für uns noch zwei Headlining Shows in Okinawa an. Zwischen dem Loudpark Festival in Tokyo und der Eastpak Antidote Tour lagen nur vier Tage, und dann haben wir kurzfristig noch das Angebot erhalten, zwei Headlining Shows in Okinawa zu spielen. Das war für uns eine tolle Erfahrung.

War dies Eure erste Japan-Tournee?

JB: Unsere zweite. 

Wie sind denn die japanischen Fans so – ich habe gehört, dass sie häufig ziemlich fanatisch sind?

JB: Ja, ab und zu schon, aber wir lieben die japanischen Fans. Es sind einfach großartige Menschen!

Letztes Jahr im Oktober haben wir Euren Drummer Matt zum Interview getroffen und er hat uns gegenüber geäußert, dass er nicht sonderlich von Hamburg angetan ist, da er noch keine Zeit hatte, sich unsere schöne Stadt richtig anzuschauen. Wie sieht's aus – hattet Ihr heute ein wenig Zeit für Sight-Seeing?

Brent: Also – wir beide lieben Hamburg!

JB: Ja, genau! Wir hatten hier schon extrem viel Spaß! (Die beiden Jungs geraten ins Schwärmen)

Brent: Wenn man gerne feiern geht, dann muss man Hamburg einfach lieben. Wer aufs Feiern nicht so steht, kann mit Hamburg wohl eher nicht so viel anfangen.

JB: Genau! Wir kennen die Reeperbahn ziemlich gut. (lacht)

Brent: Ja, wir haben in Hamburg schon in mindestens vier verschiedenen Venues gespielt, daher sind wir bereits ordentlich rumgekommen – besonders hier auf dem „Strip“.

Könnt Ihr Euch noch an eine bestimmte Bar erinnern, die Euch besonders gefallen hat?

JB: Ja, ich habe nur leider den Namen der Kneipe vergessen. Es ist ein britischer Pub in der Nähe von Burger King in so einer kleinen Seitenstraße. Wir waren bereits zwei Mal dort.

Brent: Ist die Einrichtung nicht komplett aus Holz?

JB: Es ist nicht gerade eine total verrückte Kneipe, in der nur gefeiert wird, sondern eher ruhig und man kann sich dort gut unterhalten. 

Heute ist die erste Show der Eastpak Antidote Tour. Freut Ihr Euch auf die Tour?

JB: Wir freuen uns total auf die Tour und sind sehr stolz, ein Teil der Tour sein zu dürfen.

Welche Länder werdet Ihr im Rahmen dieser Tour so abgrasen?

JB: Puh, etliche: Norwegen, Schweden, Finnland, Frankreich, Spanien, Großbritannien …

Brent: Italien ...

JB: Genau, Italien, Belgien, Holland …

Brent: Wir haben sicher ein paar Länder vergessen – Europa ist wirklich groß!

Welches europäische Land gefällt Euch denn am besten?

Brent: Belgien und Deutschland! In Deutschland werden AUGUST BURNS RED super angenommen, daher waren wir auch bereits sechs Mal hier. (lacht)

JB: Es gibt wirklich viele tolle Städte in Deutschland und wir fühlen uns hier sehr wohl!

Im Juni hattet Ihr die Möglichkeit, bei Rock Am Ring – Deutschlands größtem Festival – zu spielen. War diese Erfahrung etwas Besonderes für Euch?

JB: Absolut - diese Show war die zweitgrößte, die wir jemals gespielt haben. Download in Großbritannien war zwar noch größer, aber auch die Zuschauermasse am Ring hat uns umgehauen. Und das, obwohl wir dort auf der kleinsten Bühne (Clubstage) gespielt haben.

Sind Euch denn große Festivalshows oder kleine Clubgigs lieber?

Brent: Beides hat seinen eigenen Charme. Es ist toll, Clubshows zu spielen, da diese meistens intimer und energetischer sind, aber auch Festivals haben Ihre Vorzüge. Es ist jedes Mal so beeindruckend, auf die Bühne zu kommen und dann diese Masse an Menschen zu sehen. Einfach unbeschreiblich. Ich kann nicht sagen, was mir besser gefällt.

Euer aktuelles Album „Leveler“ wurde am 21. Juni veröffentlicht. Wie habt Ihr den Schreib- und Aufnahmeprozess empfunden? Standet Ihr sehr unter Druck, da Eure letzte Scheibe „Constellations“ so erfolgreich war?

JB: Also, ganz klar ist, dass immer ein gewisser Druck vorhanden ist, wenn man beginnt, ein neues Album aufzunehmen. Wir haben uns allerdings nicht vorgenommen, ein ganz bestimmtes Ergebnis zu erzielen, sondern einfach darauf losgeschrieben. Natürlich wollten wir auch die Erwartungen unserer Fans nicht enttäuschen, aber am wichtigsten war es uns, dass wir selber mit den neuen Songs zufrieden sind und dass wir sowohl als Band, als auch als Musiker wachsen. Wenn man sich selbst zu sehr unter Druck setzt, denkt man viel zu viel nach, was sich oft negativ auf das Ergebnis auswirkt. Wir haben also einfach die Songs geschrieben, die wir schreiben wollten und wir sind sehr glücklich mit dem Ergebnis – und ich denke, unsere Fans auch.

„Leveler“ war sogar etwas erfolgreicher als „Constellations“, oder?

Brent: Das stimmt. „Constellations“ war beispielsweise auf Platz 24 der Billboardcharts und „Leveler“ sogar auf Platz 11.

Warum habt Ihr Euch noch einmal für denselben Produzenten (Jason Suecof) entschieden?

Brent: Er ist einfach ein durchgeknalltes Genie! Und wenn es um das Musikalische geht, weiß er einfach alles. Jason reichert die Musik durch kleine Tick-Bits an, ohne aber den Sound komplett zu verändern. Er geht einfach nach seinem Gespür.

JB: Ja – er verfeinert uns!

Brent: Interessante Harmonien, interessante Gesangsmuster – er hat es einfach drauf! Als wir ihn das erste Mal getroffen haben, waren wir etwas überfordert, da er so viele Ideen hat. Teilweise ging uns das alles zu schnell, dann wieder zu langsam, aber das zweite Mal war alles bereits wesentlich entspannter.

Wo seht Ihr die Unterschiede, wenn Ihr Eure letzten beiden Alben – „Leveler“ und „Constellations“ – vergleicht?

JB: „Leveler“ ist meiner Meinung nach experimenteller. Es gibt viele Überraschungen und ungewöhnliche Sounds auf dem neuen Album. Es ist meiner Meinung nach etwas weniger 08/15- Metalcore und akustisch gesehen ein eher anspruchsvolleres Album. Es gibt wesentlich mehr dynamische und schräge Momente auf der neuen Scheibe, als auf irgendeinem unserer älteren Alben. 

Wie seid Ihr auf den Albumtitel „Leveler“ gekommen?

Brent: Unser Drummer Matt ist schon vor ganz langer Zeit auf diesen Titel gekommen. „Leveler“ ist eigentlich nur ein Teil eines ganzen Satzes, den Matt sich ausgedacht hat. Wir anderen wollten allerdings, dass der Albumtitel besser zu unserem Gesamtkatalog passt, und daher haben wir uns letztendlich für "Leveler" entschieden.

Steht das Wort „Leveler“ für Gott?

JB: Puh, das weiß ich nicht. Für mich jedenfalls nicht, aber es kann sein, dass Matt es so sieht. Ich finde den Titel einfach passend für ein deftiges Metalalbum. Ich persönlich analysiere und hinerfrage Lyrics nicht sonderlich. Wahrscheinlich könnte Matt Dir hierauf eine wesentlich bessere Antwort geben, als Brent und ich. 

Nachdem ich den Satz „Leveler – lenke den Weg für die Rechtschaffenden“ aus Eurem Booklet gelesen habe und nach dem letztjährigen Interview mit Matt war ich mir sicher, dass dieser Satz etwas mit Gott zu tun haben muss. 

JB: Ja – wahrscheinlich hat er das auch. (Beide lachen)

(Anm.d.Verfassers: Nach der Show habe ich mich noch ein wenig mit dem ABR Sänger Jake Luhrs unterhalten, der meine Annahme bestätigte, dass der Titel „Leveler“ und die meisten Songs auf dem Album sehr religiös sind. Für mich war es interessant zu erfahren, dass die Meinungen innerhalb der Band bezüglich Gott und Religion wohl doch sehr auseinander gehen.)

Es gibt einen Song namens „Boys Of Fall“ auf dem neuem Album, der vier Collegestudenten aus Eurer Heimatstadt gewidmet ist, die im Januar bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Wieso hat Euch dieser Unfall so sehr getroffen, dass Ihr einen Song darüber geschrieben habt?

Brent: Die Stadt, in der wir aufgewachsen sind, ist sehr klein. Momentan leben vielleicht 500 Menschen dort. 

Manheim?

Brent: Ja, genau! Wir haben dort am College ein sehr erfolgreiches Footballteam und die vier Jungs, die bei dem Autounfall ums Leben gekommen sind, waren die Stars des Footballteams. Das Heftige ist, dass kurz vor diesem Unfall noch ein Spieler dieses Teams verunglückt ist. Dieser verheerende Verlust hat unsere kleine Stadt extrem getroffen und wir wollen mit diesem Song unser Mitgefühl äußern.

Hat der verunglückte Wagen vom Coverbild auch etwas mit dieser Tragödie zu tun?

JB: Oh – das ist wirklich ein sehr guter Punkt, aber ich weiß es nicht genau. Dies hier ist die europäische Ausgabe des Albums. Auf dem Cover der amerikanischen Version ist ein Haus zu sehen, welches durch eine Naturkatastrophe in seine Einzelteile zerlegt wurde. Das Bild der europäischen Version befindet sich eigentlich im inneren Teil des Booklets. Ich mag dieses Cover sehr – in den Staaten hatte nur die Deluxe-Version dieses Cover.

Ein weiterer sehr persönlicher Song auf „Leveler“ ist „Carpe Diem“. Ich habe gelesen, dass er davon handelt, wie Euer Bassist Dustin versucht hat, seine Eltern davon zu überzeugen, dass er voll bei AUGUST BURNS RED einsteigt. Hattet Ihr ähnliche Kämpfe mit Euren Eltern auszutragen, als ABR noch nicht ganz so erfolgreich war wie heute?

JB: Ich glaube nicht, dass es für uns alle ein „Kampf“ war, unsere Eltern von ABR zu überzeugen. Meine Eltern beispielsweise haben mich eigentlich immer unterstützt, aber sie haben sich natürlich Gedanken gemacht und hätten es lieber gesehen, dass ich aufs College gehe, als Vollzeit bei einer Band einzusteigen. Als wir immer erfolgreicher wurden, verflogen ihre Bedenken und mittlerweile würde ich meine Eltern als unsere größten Fans bezeichnen. Zwar nicht von unserer Musik, aber von uns als Band. (alle lachen)

Ihr seid eine Band, die permanent tourt. Ist es schwer für Euch, häufig so lange von Euren Familien getrennt zu sein?

Brent: Von Zeit zu Zeit ist es sehr hart. Ich bin seit zwei Jahren verheiratet und war vorher bereits einige Jahre mit meiner Frau zusammen, daher haben wir uns mittlerweile daran gewöhnt. Am Anfang, als wir eine Tour nach der anderen spielen mussten, war es extrem schwierig. Dieses Jahr allerdings spielen wir insgesamt nur etwa 150 Shows, was für unsere Verhältnisse sogar ziemlich entspannt ist. Dadurch, dass meine Frau mich sehr unterstützt, ist es einfacher. Wenn sie Zeit hat, kommt sie auch zu unseren Shows, aber sie arbeitet selbst sehr viel, denn sie ist im Einzelhandel tätig. In Europa war sie allerdings bisher noch nicht mit. 

Was macht Ihr in Eurer Freizeit, während Ihr auf Tour seid?

Brent: Schlafen!

JB: Ja, schlafen und ich schaue mir gerne TV-Serien an.

Welche denn so?

JB: Auf dieser Tour will ich mir die aktuellen Staffeln von „Weeds“ und „Breaking Bad“ anschauen – ich bin mir nicht sicher, ob diese Serien hier auch angesagt sind?

Ich kenne die beiden Serien nicht, aber ich liebe „Sons Of Anarchy“.

Brent: Ich auch – ich bin schon fast bei der vierten Staffel angelangt. 

Ich habe mich immer gefragt, welche Botschaft das Video zu „Internal Cannon“ hat, in dem ein Kampf zwischen jungen und alten Menschen stattfindet.

JB: In dem Video gibt es einen Jungen, der irgendwie zwischen beiden Gruppen steht. Er wird langsam erwachsen und seine Kumpels wollen das irgendwo nicht wahrhaben. Die älteren Männer versuchen, den Jungen im Gegenzug auf ihre Seite zu ziehen. Es geht also in dem Video darum, an seiner Jugend festzuhalten. Am Ende des Videos wechselt der Junge aber dann doch zu den älteren Männern, was bedeutet, dass er erwachsen geworden ist. 

Fühlt Ihr Euch auch manchmal schon so wie der Junge aus dem Video?

JB: Ja, manchmal schon. Allerdings haben wir das Glück, einen Beruf auszuüben, in welchem man länger jung bleiben kann. 

Brent: Noch sind wir nicht bereit, erwachsen zu werden.

JB: Genau – wir sind alle sehr kindisch.

Ist ein weiteres Video zu einem Song von „Leveler“ geplant?

JB: Ja, wir haben bereits ein Video zu dem Song „Empire“ abgedreht. 

Welchen Job würdet Ihr ausüben, wenn Ihr nicht in der Band wärt oder Euch irgendwann trennen würdet?

JB: Also mein Traumjob außer der Musik wäre es, ein Sportreporter zu sein.

Brent: Ich denke, ich würde Immobilien verkaufen. Damit bin ich aufgewachsen durch meine Eltern ...

Wenn Ihr eine Band oder einen Künstler wählen könnten, mit dem Ihr touren könntet – egal ob tot oder lebendig – wer würde das sein?

JB: Also tote Künstler kann ich für mich schon mal ausschließen, da ich keine ältere Musik höre. Ich liebe ARCADE FIRE, aber es wäre schwierig mit Ihnen zu touren, da unsere Musikstile zu sehr voneinander abweichen. Dennoch wäre es toll, sie jeden Abend performen sehen zu können. 

Brent: MINUS THE BEAR. Wir haben ihnen sogar schon einmal eine Anfrage geschickt, aber sie haben abgelehnt mit der Begründung, dass es keinen Sinn machen würde. (alle lachen)

Mögt Ihr die Musik der anderen Bands der Eastpak Antidote Tour?

JB: Ja, wir mögen einige der THE GHOST INSIDE Sachen und LIVING WITH LIONS sind auch ziemlich gut.

Die kenne ich bisher noch gar nicht.

JB: Echt nicht? Sie machen eher Punk.

Brent: Ja, ein bisschen wie THE GASLIGHT ANTHEM mit einigen Ecken und Kanten mehr. 

JB: Sie sind echt cool!

Was steht für Euch als nächstes an?

JB: Über die Weihnachtsfeiertage sind wir zu Hause und danach gehen wir als Headliner auf Nordamerika Tour. 

Kommt Ihr 2012 auch wieder nach Europa?

JB & Brent: YES! 

JB: Wir werden nächstes Jahr wohl sogar zwei Mal nach Europa kommen. Eine Tour davon wird eine Headlining Tour und dann werden wir noch einige Festivals abgrasen!

Das freut uns zu hören! Viele lieben Dank für Eure Zeit!


ABR1

Vielen Dank an dieser Stelle auch noch mal an Dennis von Starkult Promotion und Levent Demirhan (Abi TV) für die tolle Unterstützung und Organisation!