Geschrieben von Sonntag, 03 Mai 2009 16:35

Shakra - Interview mit Sänger Mark Fox


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Mit ihrem aktuellen Album „Everest" haben SHAKRA ihren stetigen Weg nach oben fortgesetzt, ohne sich zu verbiegen oder ihren Sound irgendwelchen Trends anzupassen. Sänger Mark Fox (Foto, mitte)stellte sich daher äußerst entspannt unseren Fragen zum neuen Album, dem neuen Mann am Bass und anderen SHAKRA relevanten Themen.

Hi Mark. Zuerst einmal möchte ich euch ganz herzlich zu eurem neuen Album „Everest" gratulieren. Der Vorgänger „Infected" hatte sich seinerzeit bereits auf meinem CD Player heiß gelaufen, und ich war ehrlich gespannt, ob ihr in der Lage seid, da noch einen drauf zu setzen. Das habt ihr aber locker geschafft und zu Recht 9 von 10 Punkten bei uns abgesahnt.

Wann habt ihr mit dem Songwriting zu „Everest" begonnen? Ihr habt ja nach „Infected" eine ziemlich lange Tour absolviert.

Wann das Songwriting begonnen hat ist noch schwierig zu sagen zumal dies in die anderen Aktivitäten einfliesst. Thomas Muster, unser Hauptsongwriter, hat meist schon bei Release eines neuen Albums bereits neue Ideen für das nächste. Die eigentliche Zusammenarbeit an den Songs begann dann aber so anfangs 2008.

Seid ihr nach dem bewährten Muster vorgegangen, also Thomas (Muster, guitar) und Thom (Blunier, guitar) die Kompositionen und du die Lyrics, oder habt ihr da etwas geändert?

Im Prinzip haben wir an der Art wie wir Arbeiten nichts geändert. Thomas hat wieder einmal alles gegeben und massig Songmaterial geliefert. Auch Thom und ich kamen mit neuen Songs, bei uns geht das Songwriting aber eher ein bisschen langsamer voran. Lyrics kommen aber ausschliesslich von mir, denn ich kann Texte die jemand anders geschrieben hat nicht so authentisch interpretieren wie meine eigenen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Gibt es bei euch da ein bestimmtes Schema nach dem ihr vorgeht? Also erst die Musik und dann die Lyrics, oder umgekehrt? Oder nehmt ihr es so, wie es gerade kommt?

Bei dieser Art von Musik ist es wichtig, dass zuerst der Boden, also die Riffs und der Groove stimmen, bevor man sich an Melodie und Text wagt. Die Musik bildet somit schon eine Grundstimmung und man muss danach nicht zu weit suchen in welche Richtung ein Text geht, denn dieser muss diese Stimmung noch verstärken. Eine Schwierigkeit bietet diese Reihenfolge jedoch, man muss sich stark an Silbenlängen und Wortlaute halten, was einem manchmal schon Kopfzerbrechen bereitet, da die Aussage die man eigentlich machen möchte noch zwei Worte mehr benötigen würde. Aber man kann alles ja auf verschiedenste Arten ausdrücken, irgendwie funktionierts dann auf jeden Fall immer.

Wie viele Songs sind denn insgesamt geschrieben worden, aus denen ihr dann die Zwölf, die es aufs Album geschafft haben ausgewählt habt? Oder habt ihr tatsächlich auf den Punkt zwölf Tracks geschrieben?

Grundideen waren an die sechzig(!) vorhanden. Natürlich waren das nicht fertige Songs, sondern eher Intro, Verse, Chorus, also ein Grundgerüst. Auf dieses versucht man eine möglichst geile Melodie zu finden. Man hört dann auch schon recht schnell, ob der Song funktioniert oder nicht. Ideen die nicht funktionieren werden dann auch nicht mehr weiterverfolgt.

Welcher der neuen Songs war am schnellsten fertig und an welchem habt ihr am längsten arbeiten müssen?

Dies wäre wohl eher eine Frage für Thomas Muster, ich würde aber einfach mal mutmaßen, dass „The Journey" am längsten brauchte, mit all den verschiedenen Teilen, ich kann mich aber auch täuschen (lacht).

Wie ist es zu dem Album Titel „Everest" gekommen? Wer hatte die Idee und warum habt ihr die Scheibe letztendlich so betitelt?

Zur Idee „Everest" kam es auf der Rückfahrt vom letztjährigen Rock of Ages. Wir saßen alle im Tourbus und fragten uns, wie wohl die neue Scheibe heißen solle. Dann begann eine Art Brainstorming. Wir wussten, wir wollen einen Titel, der monumental wirkt. Irgendwer kam dann mit „Mt. Everest" und einige Minuten später einigten wir uns dann auf Everest. Klingt gut, passt zur Musik! Der Titel steht symbolisch für die Herausforderung, die jeder Mensch in seinem Leben hat, jeder hat einen Everest, vielleicht hat er den Aufstieg schon begonnen, vielleicht hadert er noch ob er den Aufstieg wagen soll. So oder so, der Berg ist da und geht auch nicht mehr weg! Man könnte hier auch ganz gut sagen: „Der Weg ist das Ziel". Egal ob du den Gipfel erklimmen wirst, du wirst ihn so oder so nicht erreichen, wenn du die Expedition nicht wagst. Symbolisch kann man dies auch auf Shakra beziehen. Vor vielen Jahren haben wir die Reise begonnen und kommen Schritt für Schritt dem Gipfel näher! Schon dieser Gedanke erfüllt mich mit einer inneren Zufriedenheit und motiviert zum weiterklettern.

Warum habt ihr gerade „Why" als erste Single ausgewählt? Klar, Balladen erhalten mehr Airplay und das wäre natürlich eine nachvollziehbare Begründung. Aber meinst du nicht, dass einer von den vielen Hard Rock Krachern von „Everest" die Band besser repräsentieren würde?

„Why" ist eine typische Shakra-Ballade. Sie repräsentiert also die Band in einer Facette perfekt. Was wir dieses mal anders gemacht haben ist, dass wir zwei Clips gemacht haben, damit wir uns von beiden Seiten präsentieren können, hart und weich. Bei uns in der Schweiz ist es halt so, dass die harten Songs im Radio nicht gespielt werden, also wählen wir natürlich etwas aus was sie spielen. Und anders wie bei anderen Landsleuten kommen die Leute trotzdem in eines unserer Konzerte und sind erstaunt dass wir härter spielen als das was sie im Radio gehört haben. Ich denke unser Ruf eilt uns da voraus (lacht).

Erste Dates der kommenden „Everest-Tour" sind ja auch schon in trockenen Tüchern. Welche Songs der neuen Scheibe werden es auf eure Setlist schaffen?

Wir werden einige Neue spielen. "Ashes To Ashes", "Love & Pain", "The Journey", "Insanity" und "The Illusion of Reality" haben es bereits auf unsere Setlist geschafft, vielleicht werden es noch mehr. Wir schauen mal, wie das Set so funktioniert und passen dieses dann laufend an.

Du bist ja jetzt auch schon etliche Jahre bei SHAKRA und hast mit deiner markanten Stimme der Band nachweislich einen fetten Stempel aufgedrückt. Wie würdest du die Entwicklung der Band seit deinem Einstieg beschreiben?

Sieben sind es nun. Es ist schon so, dass mein Stimme einen sehr wieder erkennbaren Charakter hat, dies ist sehr wichtig in der heutigen Zeit, da es so viele Bands gibt. Dies hat sicher auch die Entwicklung der Band stark beeinflusst. Natürlich ist es aber das Gesamtpaket SHAKRA, das uns so weit gebracht hat. Es war eigentlich seit „Rising" ein stetiger Aufstieg, vor allem in der Schweiz zu beobachten, die Reise zum Everest eben.

Und wie würdest du deine Bandkollegen als Menschen und Musiker beschreiben?

Thomas Muster:
Thomas ist einer unserer zwei Perfektionisten. Er ist unglaublich kreativ und zielstrebig.

Thom Blunier:
Der zweite Perfektionist (lacht). Extrem versiert in seinem Gitarrenspiel und sehr gefühlsvoll.

Dominik Pfister:
Unser Kücken, ein sehr ruhiger sympathischer Typ der aber dann auf der Bühne zur Rampensau wird.

Roger Tanner:
Mit mir zusammen bildet Roger die Chaosfraktion die für Auflockerung in der Ordnung sorgt. Ein extrem straighter Drummer wie man ihn nur selten antrifft, und der Spaßvogel der Band, der auch in den angespanntesten Situationen immer noch einen lockeren Spruch auf der Zunge hat.

In diesem Zusammenhang: Euer Bassist Dominik Pfister hat ja bekanntlich Oliver Linder nach dem letzten Gig der „Infected-Tour" am Tieftöner abgelöst, und es war ja ganz offensichtlich in Trennung in aller Freundschaft. Wie hat sich der „Neue" eingelebt und wie groß war sein Anteil am Songwriting?

Wir mussten Oli leider ziehen lassen, da er sein Leben in eine andere Richtung geplant hat. Dies wahr wirklich in aller Freundschaft und für uns nachvollziehbar, zumal er zum zweiten Mal Papa geworden ist, und in seiner beruflichen Karriere weitere Türen aufgegangen sind.
Dominik hat sich sehr gut integriert und ist sehr lernbegierig. Da er noch sehr jung ist und noch nicht so viele Erfahrungen im Rock n' Roll Zirkus machen konnte, geben wir ihm auch genügend Tipps, er setzt diese sofort um! Dominik ist eine echte Bereicherung für die Band und sein Spiel passt perfekt! Auch auf der Bühne schlägt sich der Jungspunt erste Sahne!

In dem amerikanischen Skiweltmeister Bode Miller habt ihr ja einen sehr prominenten Fan. Wie ist es zu diesem Kontakt eigentlich gekommen? Amerikaner sind ja nicht gerade bekannt dafür, Bands aus dem Ausland zu unterstützen, sondern stehen meistens auf die Musik ihrer Landsleute?

Das schweizer Team von Bode hat ihm eine Shakra-CD auf den iPod geladen. Diesen benutzt er immer bei seinem Training. Anscheinend hat ihm unsere Musik einen richtigen Schub beim Training gegeben, so dass er unbedingt wissen wollte wer denn diese geile Mucke spielt. Seither hat er nun alle Shakra-Alben. Es ist uns eine Ehre als Doppingmittel eingesetzt zu werden (lacht).

Wann hast du mit dem Singen angefangen? Und was hat den Ausschlag gegeben, dass du dich dafür entschieden hast?

Gesungen habe ich schon im Alter von drei Jahren. Es gibt davon sogar noch Aufnahmen! Und aufgehört habe ich dann auch nicht mehr.

In welchen Bands warst du vor SHAKRA noch aktiv?

Ich hatte einige Bands vor Shakra, dies schon in der Schule aber noch keine Hard Rock Mucke, sondern eher Poprock. Mit 16 bin ich dann in eine AC/DC Coverband eingestiegen, bei der ich drei Jahre lang meine Sporen abverdient hatte.

Hast du auch ein Instrument spielen gelernt? Wenn ja, welches?

Gelernt habe ich Piano. Ich spiele auch Gitarre, Schlagzeug und Bass, sagen wir mit Mühe und Not, aber für's Songwriting reichts (lacht).

Verarbeitest du in deinen Lyrics eher persönliche Erfahrungen, oder sind es fiktive Geschichten, von denen du singst?

Es sind eigentlich nur persönliche Erfahrungen, Eindrücke und Gedanken. Ich „missbrauche" meine Lyrics als eine Art Tagebuch. Ich kann meinen Gedanken freien Lauf lassen und auch viele Dinge verarbeiten. Daher ist es mir auch wichtig, dass die Leute auch mal wahrnehmen was ich singe, denn es geht um eine Message und nicht einfach dass ein Text da ist weils einen braucht.

Wenn du dir einmal Musiker aussuchen dürftest, mit denen du live zusammen spielen dürftest, wie würde diese Traumband aussehen? Du dürftest dabei auch Musiker wählen, die nicht mehr unter uns weilen, und solltest nach Möglichkeit deine jetzigen Bandkollegen nicht benennen.

Drums: Tommy Lee, Leadguitar: Joe Perry, Rhythmguitar: Malcolm Young und Bass: Rick 'Sav' Savage.

Gibt es eine Band, mit der du besonders gerne mal zusammen touren würdest? Wenn ja, welche wäre das und warum?

Natürlich AC/DC! Das warum erübrigt sich, ich bin ein totaler AC/DC-Fan!

Welches Album hast du dir zuletzt zugelegt?

Guns n' Roses, Chinese Democracy.

Was macht ein Mark Fox, wenn er nicht mit SHAKRA beschäftigt ist? Welches Hobbies hast du und wie viel Zeit bleibt dir für sie im Endeffekt übrig?

Am liebsten mag ich's gemütlich. Ich genieße die warmen Monate am See bei einem Feuer mit meiner Freundin und meinem Hund, einfach die Seele baumeln lassen in der Natur, das ist das schönste was es gibt! Und wenn's mal regnet mach ich was Kreatives, etwa an meinem Horrorroman schreiben, oder iPhone-App's schreiben.

Während der letzten Tour hattest du ja eine schwere Kehlkopfentzündung, und es mussten leider viele Dates abgesagt werden. Glücklicherweise sind ja keine bleibenden Schäden entstanden, wie man auf „Everest" ja eindrucksvoll hören kann. Habt ihr in eurem Tourablauf jetzt irgendetwas geändert, damit du deiner Stimme immer mal die Möglichkeit geben kannst, sich wieder zu regenerieren?

Ja, das war eine schwierige Zeit, die Schwellung wollte einfach nicht mehr weggehen und viele Konzerte mussten abgesagt werden. Aber wie du schon sagst, zum Glück war es nur eine Schwellung und keine Knötchen oder so was. Mittlerweile hat sich die Stimme wieder erholt und ich kann wieder Gas geben! Geändert haben wir nichts. Die Überanstrengung der Stimmbänder war ja eigentlich nicht der eigentliche Grund der Erkrankung, sondern eine Virusinfektion. So was kannst du fast nicht verhindern in einem Tourbus, in dem 15 Leute Wochen lang unterwegs sind. Ist einer krank, sind über kurz oder lang alle krank. Aber keine Sorge, alles in Ordnung!

Schön zu hören. Und wie hören sich die berühmten letzten Worte für unsere Leser an?

Siehst du den großen Berg im Nebel wird es Zeit die Herausforderung anzunehmen und deinen persönlichen Everest zu besteigen.

Mark, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich freu mich schon, euch auf der „Everest-Tour" wieder live zu sehen.

http://www.shakra.ch