Im Jahr 2019 gründeten sich die FRONT ROW WARRIORS mit dem Ziel, melodischen Metal zu spielen. Ihr Stil kann als eine Mischung aus 80s-Hard-Rock mit einer Prise AOR und dem melodischen Metal der 90er beschrieben werden. Im Juli 2025 erschien mit „Running Out Of Time“ das zweite Album der Band und wurde von Fans und Kritikern mit viel Lob bedacht.
Zunächst mal die Frage: Wo kommt euer Name her? Man könnte ja wegen des Begriffs „Warrior“ was in Richtung MANOWAR reininterpretieren. Aber ich glaube, es geht um was ganz anderes, oder?
Elkie: Ja, absolut richtig. Mit „Front Row Warriors“ sind eigentlich die Leute gemeint, die bei Konzerten in den ersten Reihen ihren Platz behaupten. Die eisern dabei sind und die Musiker auf der Bühne anfeuern. Das sind die „Front Row Warriors“.
Wir bewegen uns auf Dinge zu, die nicht immer nur positiv sind.
Und warum habt ihr euch dazu entschieden, eure Band so zu benennen? Fühlt ihr euch selbst mit solchen Leuten verbunden? Oder wart ihr das selbst früher immer?
Elkie: Im Grunde genommen sind wir das heute noch. Wir gehen alle wahnsinnig gerne auf Konzerte und wir sind auch tatsächlich immer noch unter denen, die du in der ersten Reihe findest. Ich fand zudem einfach diese Wortkombination interessant. Einen Bandnamen zu finden ist ja immer bekannterweise ein Riesenthema. Eher schreibst du ein ganzes Album, als dass du einen Bandnamen findest.
Ihr habt euer zweites Album veröffentlicht, und es hört auf den Titel „Running Out Of Time“. Ist das auf den aktuellen Zeitgeist bezogen? Oder hat das gar nichts damit zu tun?
Elkie: Nein, das ist schon auf den Zeitgeist bezogen, dass uns die Zeit davonläuft. Wir bewegen uns auf Dinge zu, die nicht immer nur so positiv sind, in Sachen Klimaschutz und Umwelt und auch ein bisschen politisch, geopolitisch. In diesem Song „Running Out Of Time“ geht es außerdem um eine Liebesbeziehung, die der Zeit nicht standhalten konnte, oder auch der Corona-Pandemie. Von dem her ist der Song natürlich nicht ganz so lustig.
Was mich auch sehr positiv überrascht hat, ist, dass ihr aus sechs Bandmitgliedern besteht und tatsächlich einen festen Keyboarder habt. Ich habe immer das Gefühl, wenn jemand Keyboards benutzt, dann lässt man die irgendwie vom digitalen Band ablaufen und spielt auf Klicktrack. Das scheint für euch keine Option zu sein.
Elkie: Nein, ist es tatsächlich nicht. Wir wollten es immer so haben. Und ich wollte auch ganz speziell zwei Gitarren und Keyboards, so dass du einfach sehr viel mehr Möglichkeiten hast. Für mich ist auch ganz klar, wenn unser Keyboarder keine Zeit hat, dann wird auch nicht ohne gespielt oder mal gesampelt. Wie du eben sagtest, du hörst bei manchen Bands zwar wahnsinnig viele Keyboards, aber du siehst keinen Keyboarder. Und das finde ich einfach nicht richtig.
Sängerin Elkie Gee
Dann lass uns doch noch mal zu eurem letzten Release kommen: „Running Out Of Time“. Zehn Songs sind drauf und der allerletzte, „FRW“, ist jetzt quasi eure Bandhymne. Wie kommt man denn auf die Idee, auf dem zweiten Album eine Bandhymne zu schreiben?
Elkie: Der Song war schon fertig, aber ich hatte keinen Plan für den Text. Beim Proben kam mir dann dieses „Front Row Warriors“ in den Sinn und ich habe das einfach gesungen. Wir haben alle sehr gelacht und ich habe gesagt, „Leute, das können wir nicht bringen“. Das hatte sich aber schon in den Gehirnzellen festgefressen. Kurze Zeit später haben wir den Song live gespielt und die Leute haben sofort mitgesungen, waren total begeistert – damit war es dann entschieden.
Die Leute wollen eine gute Zeit haben.
Aber euch ist schon klar, dass ihr jetzt eine Verpflichtung habt, den Song wahrscheinlich immer spielen zu müssen?
Elkie: Auf jeden Fall. Wir spielen ihn auch gerne, weil er sehr schön groovt, eine schöne Live-Nummer, einfach und einprägsam – wie so viele ganz große Songs. Warum rennen alle zu AC/DC und lieben die immer gleichen Akkorde? Weil die Leute eine gute Zeit haben wollen. Es will sich nicht immer jeder den Kopf zerbrechen und nur schwierige, anspruchsvolle Musik hören. Und ich glaube, so ein Song, der einfach mal kurz für gute Laune sorgt, passt gut in den Alltag.
Wo würdest du jetzt die Hauptunterschiede zwischen eurem Debüt und eurem zweiten Album sehen? Oder sagst du, da gibt es keine?
Elkie: Ich glaube tatsächlich, dass wir einen Ticken härter geworden sind, was ich persönlich sehr begrüße. Das ist unserem neuen Gitarristen Dominik geschuldet, der aus einer etwas härteren Ecke kommt. Ich würde sagen, er hat einen frischen Wind reingebracht.
Und wie ist das in der heutigen Zeit eigentlich als Frontfrau einer Band? Ist man als Frau im Hardrock- und Metal-Bereich voll akzeptiert? Oder gibt es immer noch Leute, die irgendwie machomäßig unterwegs sind und sagen, harte Musik sei eher eine Männerdomäne?
Elkie: Ich denke, die gibt es schon noch. Ich persönlich kenne auch jemanden, der ist aber wenigstens so ehrlich und sagt mir ins Gesicht, dass er mit Frauenstimmen nichts anfangen kann. Ich finde aber, Frauen sind im Metal-Bereich sehr akzeptiert. Es gibt sehr, sehr gute Sängerinnen und Frauen, die extrem erfolgreich sind, nicht wie früher immer nur Doro. Ich werde überall top aufgenommen, die Leute sind supernett, ob das jetzt Veranstalter sind oder die Crews oder das Publikum. Wenn ich überlege, wie es zum Teil früher war, da ist man manchmal doch ein bisschen blöd angegangen worden. Und ich denke, das hat sich gewandelt.
Also hast du in deiner eigenen Vergangenheit auch mal negative Erfahrungen gemacht mit männlichen Mitmenschen?
Elkie: Ja, tatsächlich war das so, als ich ganz zu Beginn in einer Coverband gesungen habe. Ich habe damals „American Woman“ gesungen. Und da war einer, der immer in der ersten Reihe stand und gedroht hat: „Wenn die das noch einmal singt, dann knall´ ich ihr meine Flasche an den Kopf“. Ich benutze dieses Wort jetzt nicht, wie er mich genannt hat. Ich weiß noch, ich hatte damals richtig Angst vor dem. Der hat mich extrem gehatet.
Ich habe mich nicht abbringen lassen von meinem Weg.
Krass. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Aber okay, es gibt ja immer noch überall Menschen, die komische Ansichten haben.
Elkie: Ja, tatsächlich, das ist mir noch gut in Erinnerung. Und ich habe dann im Nachhinein gedacht, „Guck mal, ich habe mich doch nicht abbringen lassen von meinem Weg, obwohl er schwierig war“.
Zurück zu eurem Album. Was genau stellt das auf dem Cover dar? Oder was möchtet ihr damit zum Ausdruck bringen? Da ist eine Uhr, aber auch noch eine ganze Ecke mehr zu sehen.
Elkie: Ja, das soll den Globus darstellen. Und die Uhr, die auf 5 vor 12 steht. Uwe Jahrling hat es sehr, sehr gut umgesetzt, er ist ein wundervoller Designer. Auch diese ganzen Figuren, die wir da mit ins Spiel gebracht haben, aus der Astrologie, der Magier und die Liebenden, das war eine Heidenarbeit. Vor ein paar Tagen hat jemand geschrieben, es sei das schönste Cover, das er je gesehen hätte. Das fand ich wahnsinnig toll.
Cover des Albums „Running Out Of Time“
Ein Song, der mir sehr im Ohr hängen geblieben ist, ist „The Holy“. Was kannst du uns zu diesem Song erzählen?
Elkie: „The Holy“ ist ein sehr alter Song, den hatte ich schon in meiner früheren Band geschrieben, Mitte der 90er. Der Song bezieht sich auf ein Buch, das ich damals gelesen habe, über das Mädchenorchester von Auschwitz. Und das hat mich sehr, sehr berührt damals. Diese Story ist der Hintergrund, also auch wieder nicht so fröhlich.
Wenn du jetzt noch einen Song von eurem Debütalbum empfehlen müsstest, welchen würdest du wählen – und vor allen Dingen warum? Und was bedeutet dieser Song für dich?
Elkie: Beim Debütalbum wäre es auf jeden Fall „Chasing Shadows“. Der ist unser erster Song gewesen, den wir geschrieben haben, zu dritt damals noch. Der war innerhalb von zwei Stunden Probe komplett fertig. Es war so ein Flow, den wir damals hatten, und dann war der Song da. „Chasing Shadows“ liebe ich sehr, weil er live sehr gut ankommt und einfach so schön nach vorne geht.
Live-Musik ist unbezahlbar!
Das letzte Wort gehört dir. Was kannst du den Leuten da draußen mit auf den Weg geben, was sie beherzigen sollten, oder was dir besonders am Herzen liegt?
Elkie: Dankeschön. Mir liegt sehr am Herzen, dass die Leute auf Konzerte gehen, und zwar nicht nur auf die ganz großen Konzerte, sondern auch kleinere Bands berücksichtigen. Nicht nur noch Streamen und Netflixen. Es ist einfach, zu sagen, „Ach ja, daheim ist auch schön“. Aber nein, daheim erlebst du nicht so viel. Draußen siehst du Leute, du kannst Kumpels treffen, du kannst Live-Musik hören. Und das finde ich unbezahlbar! Wir haben dieses Genre und könnten uns im Prinzip fast jeden Tag Konzerte aussuchen und das sollten wir auch tun, damit die Szene weiterlebt, damit auch weiterhin Bands spielen können und die Clubs nicht untergehen.
„Running Out Of Time” Tracklist:
01. Turn The Tide (4:07)
02. Theory Of Mind (1:05)
03. The Holy (5:38)
04. Cast A Spell (4:51)
05. New Horizons (4:46)
06. Running Out Of Time (5:32)
07. Rise Against (3:57)
08. Don't Think The Night Is Over (5:15)
09. Seems Like Paradise (5:07)
10. Heartbreaker (4:17)
11. FRW (5:01)
FRONT ROW WARRIORS live:
22.11.2025 - Adventssingen, Eberthalle - Balingen (Germany)
06.12.2025 - Lemmy´s Rock Bar - Bad Friedrichshall (Germany)
10.01.2026 - Ice Rock Festival - Wasen (CH)
FRONT ROW WARRIORS Besetzung:
Elkie Gee (vocals)
Jay-G. (drums)
Dominik Barth (lead guitar)
Richie Seibel (keyboards)
Timo Michels (bass)
Stef Binnig-Gollub (guitar)