Geschrieben von Montag, 01 August 2005 21:59

Chimaira - Interview mit Sänger Mark Hunter


Review

 

 
Ein solch erwachsenes und großes Album wie das selbstbetitelte neue Werk hätte wohl niemand von Chimaira erwartet. Wer jetzt noch etwas von Nu Metal faselt muss verrückt sein oder ein Manowar-Fan über 60. "Chimaira" ist stahlharter Metal in alter Thrash-Tradition. Doch genau so wie dieses Monster einem die Rübe vom Hals reißt, überrascht die extrem kompromisslose Darbietung. Kreatives Meisterwerk oder kommerzieller Selbstmord? Ein entspannter Mark Hunter wusste in einem schicken Kölner Hotel die passenden Antworten. 

Mark, die Aufnahmen sind abgeschlossen und euer neues Album wird in Kürze erscheinen. Bist du nun glücklich und entspannt oder eher nervös und GEspannt auf die Reaktionen der Fans und Kritiker?
Es ist definitiv eine Mischung aus allem, was du gesagt hast. Ich bin auf jeden Fall aufgeregt und kann es kaum erwarten, dass das Album rauskommt und die Leute die Chance bekommen, das Teil zu hören. Ich freue mich auch auf die Promo-Sessions, das Touring und den ganz Spaß, den eine Veröffentlichung mit sich bringt. Die Angst vor den Kritiken ist gar nicht so groß, denn ich erwarte einige Hiebe von Fans und Journalisten. Die Sache ist, dass viele ein „Impossibility Of Reason Pt. 2" verlangt haben. Ich wusste das und ich akzeptiere das auch. Aber ich kann nur betonen, dass wir nie vorhatten, uns zu wiederholen. Wir haben eher das Gegenteil getan. 

Richtig, „Chimaira" ist ein Mörder vor dem Herren aber gleichzeitig auch ein ganz schön schwerer Brocken. Habt ihr keine Bedenken, dass einige Fans enttäuscht dreinblicken werden, weil ihre Helden ihnen diesmal keine offensichtlichen Hits wie „Pure Hatred" oder „Powertrip" bieten?Ich liebe diese Songs immer noch, und ich bin mir dessen, was du ansprichst, sehr bewusst. Das neue Album musst du von Anfang bis Ende laufen lassen und es dir wieder und immer wieder anhören. Und bei jedem Mal werden dir neue Dinge auffallen. Irgendwann wirst du sagen „Wow, da ist ein großartiger Song wie „Powertrip" oder „Pure Hatred"". Aber hey, warte mal, ich finde jeder Song auf der Scheibe hat diese Elemente. OK, ich höre auch schon Fans klagen, dass es ihnen nicht gefällt oder dass sie etwas anderes erwartet haben. Aber dieses Risiko wollten wir als Band eingehen. Wir mussten uns einfach weiterentwickeln. Es wäre kein Problem für uns gewesen, unser letztes Album zu kopieren; das machen wir in zwei Wochen. Aber darin besteht keine Herausforderung. 

Das neue Album klingt deutlich opulenter, brutaler und ist in seinen Songaufbauten äußerst progressiv, beinahe sperrig. Du behauptest, das sei alles im Sinne des Erfinders. Ich finde das auch sehr geil so. Aber genau daran werden sich bestimmt einige, vor allem jüngere Fans, die Zähne ausbeißen, oder?Definitiv. Lass es mich so erklären: Mit „The Impossibility Of Reason" verhält es sich wie mit einem Magazin. Du findest es cool, pickst dir deine Lieblingsartikel raus, ließt sie und blätterst beim Rest weiter. Das ist OK, das mach' ich auch so. Beim neuen Album wollten wir aber, dass du einen fetten Roman von Steven King in die Hand gedrückt bekommst. Wenn du wissen willst, was am Ende passiert, musst du ab der ersten Seite beginnen und alles bis zum Schluss aufsaugen, du kannst nichts auslassen. Oder wie bei einem guten Film sollte jeder Part auf dem Album einen Beitrag zum gesamten Ergebnis leisten. Nicht nur ein tolles Riff und fertig. Wir wollten, dass sich der Song zu diesem tollen Riff erst steigert. Die Songs wachsen mit jedem Part und deshalb brauchst du auch viele Durchläufe, bis du die Treppe bis nach oben ohne Schwierigkeiten nehmen kannst. Und eben wie bei einem guten Buch, wenn du das geschafft hast, schaust du runter und sagst dir „Hey, das will ich nochmal lesen!". Und wenn du es nochmal liest, wirst du dich an viele Stelle erinnern und sie diesmal mehr zu schätzen wissen. Aber dir werden auch neue Seiten auffallen. Und so wird es dem Hörer auch bei unserem neuen Album ergehen. Mann muss Geduld mitbringen, keine Frage.Vielleicht wollten wir unseren Fans auch einfach die Möglichkeit geben, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Und ich glaube sehr wohl, dass unsere Fans intelligent genug sind, um diese Nuss zu knacken. Klar werden einige beim ersten Hören enttäuscht sein, aber wer dem Album treu bleibt, wird es dafür umso mehr lieben. Für diese Treue wollten wir unsere Fans belohnen.Der Song „Nothing Remains" war als erster im Internet zum Anhören verfügbar und wenn du dir das Message-Board dazu anguckst, wirst du ganz oft lesen: „I don't know, it's different. I don't know, I don't know usw.". Nach und nach kamen dann Antworten wie: „This song fucking rules! I listened to it five times and I love it!". Es sind vielleicht zwei Kids übrig geblieben, die den Song immer noch nicht mochten. Ich dachte am Anfang, von 1000 werden es 100 mögen, aber es war genau andersherum. Und ich weiß das sehr zu schätzen. Wie gesagt, es sind nicht die einzelnen Songs, es ist das volle Album, das den Aha-Effekt ausmacht.

Dennoch, habt ihr zu keiner Sekunde Lust gehabt, einen melodischen Hit auf das Album zu packen?Nun, ich möchte natürlich nicht sagen, dass wir wie Metallica sind, aber wenn du dir „... And Justice For All" anhörst, wirst du darauf auch keine eingängigen Hits wiederfinden. Während das „Schwarze Album" voll von solchen ist. Auf „... And Justice" liebst du entweder die Songs von vorne bis hinten oder du lässt es. Und „... And Justice" ist genau meine Lieblingsplatte von Metallica. Man muss auch dieses Album zigmal durchhören, damit sich die Songs entfalten können. Auch bei „Chimaira" werden die Songs bei jedem Mal eingängiger. 

Den gleichen Vergleich hatte ich auch im Kopf. „Chimaira" hat ein starkes Spätachtziger Bay-Area-Feeling. Habt ihr euch viele Metal-Klassiker reingezogen, um Inspirationen zu sammeln?Nicht nötig, denn das ist genau die Musik, mit der wir alle aufgewachsen sind. Die Einflüsse hatten wir also eigentlich schon immer, nur diesmal haben wir sie souveräner umgesetzt. Ich liebe Metallica immer noch von ganzem Herzen. Aber nach dem „Schwarzen Album" schien es, als würden alle Metalbands diesem Trend folgen, einen Song nur auf den Refrain zu fokussieren. Und das hat sich bis heute eigentlich nicht geändert. Klar, ich mag das „Schwarze Album" aber ich bevorzuge eher „Master Of Puppets" oder „Ride The Lightening", bei Slayer liegt bei mir „Seasons In The Abyss" immer noch vorne, weil die Songs epischer und anspruchsvoller sind. Wir gehen nicht hin und sagen „Lasst uns das nachmachen", aber wir kennen diese Scheiben natürlich wie unsere eigenen Handrücken. Nimm Tool, die sind nicht mal Metal, aber du kannst dir ihre Alben nicht anhören, ohne dabei viel nachzudenken. Die sind auch ein Einfluss für uns. Genau so wollten wir auch den Hörer beschäftigen. Mars Volta möchte ich in diesem Zusammenhang auch noch erwähnen, auch wenn wir natürlich grundverschieden klingen. Es geht um die Mentalität.

Hatte euer neuer Schlagzeuger Kevin Talley (Ex-Dying Fetus, Ex-Misery Index) einen Einfluss auf das Songwriting?Ja, hatte er. Wir sind alle Fans von Death Metal und wir hatten auch in der Vergangenheit einzelne Akzente aus diesem Genre eingebaut. Aber uns fehlte immer ein Schlagzeuger, der zu diesen extremen Sachen die Felle verdreschen konnte. Da Kevin aus der Death-Metal-Szene kommt, waren wir froh, neue Dinge ausprobieren zu können. Auf der anderen Seite war es für ihn keine leichte Aufgabe, sich unserem Sound zu fügen. Für ihn war es immer das Leichteste, nonstop Blastbeats und den ganzen Song durch Doublebass zu spielen. Daher musste er erst einmal lernen, Dynamik zu entwickeln, Power und Groove in sein Spiel zu integrieren. Wir pushten uns also gegenseitig. Mit seinen Drums trieb er die Band definitiv zu neuen Höhen an. Andols (Ex-Chimaira-Schlagzeuger) war auch ein toller Drummer, fast perfekt wie ein Robotor. Und wie ein Roboter klang er auch live. Wir wollten aber lieber einen, der richtig angepisst ist, bei dem man so richtig die Laune spürt. Und Kevin verprügelt einen regelrecht. Im ersten Moment klingt das nicht sonderlich spektakulär, was er auf dem Album abzieht, aber wenn du nur auf die Drums achtest, wirst du merken, wie komplex das Zeug ist. Macht das mal nach, wenn ihr Drummer seid, haha.

Aber es muss doch super nervig für euch sein, den dritten Schlagzeuger innerhalb von zwei Jahren zu beschäftigen, oder?Natürlich ist es das! Der Zeitpunkt von Andols' Ausstieg war sehr ungünstig, es war geradezu das Beschissenste was uns damals passieren konnte. Wir waren mitten auf Tour, die Erfolge sammelten sich und die Bandchemie war super. Aber Andols kam nicht mit dem Leben on the Road klar. Er hatte ständig Heimweh. Und bei einer Metalband wie uns ist das äußerst unpassend. Wir müssen einfach viel auf Tour gehen, um uns zu promoten. Wir konnten da schließlich keine Kompromisse machen. Natürlich waren wir traurig darüber. Danach hatten wir zwei Optionen: Kevin oder Richard Evensand, der noch bei Soilwork zockte. Wir haben zu diesem Zeitpunkt Kevin noch nie spielen sehen. Wir kannten Dying Fetus und fanden großartig, was er da ablieferte. Aber wir wollten die Person erst live sehen. Gleichzeitig waren wir gerade mit Soilwork auf Tour. Und deren Drum-Tech erzählte uns einen Tag nach Andols' Abgang, dass Richard vorhatte, Soilwork zu verlassen, um nach Amerika zu ziehen und in eine US-Metalband einzusteigen. Das hat natürlich perfekt zusammengepasst und wir waren glücklich, keine extra Auditions mehr abhalten zu müssen. Und am Anfang lief auch alles glatt. Aber wir hatten uns kaum Gedanken darüber gemacht, was es für Probleme geben könnte, einen europäischen Drummer in einer amerikanischen Band zu beschäftigen. Das hatte nichts mit kulturellen Differenzen zu tun, sondern mit Dingen wie ein Appartement finden, einen Job finden, aus Amerika ein- und ausreisen. Er war kein Staatsbürger, er durfte offiziell kaum etwas machen. Das Schlimme war aber, dass Richard aus unerfindlichen Gründen von den schwedischen Behörden plötzlich gar kein Visum bekommen hat. Wir mussten aber noch touren und bald das neue Album schreiben. Die Sache wurde komplizierter, die Stimmung sank und persönliche Differenzen kamen auf. Deshalb sagten wir uns, bevor wir uns gegenseitig hassen, trennen wir uns lieber im Guten. Kevin bekam dadurch seine zweite Chance und er brannte immer noch darauf, bei uns mitzumachen. Er musste ja nur in einer Woche alle Songs lernen und mit Machine Head auf Tour gehen, haha. Er meisterte die Aufgabe, er passt gut zur Band und er konnte gleich nach Cleveland ziehen.  

Ist er ein Full-Memeber?Ja. Wenn er die Band verlässt, verlass' ich sie auch. Deshalb sollte er uns lieber schön treu bleiben (grinst). 

Zurück zum Album. Musstet ihr vorher viel an den Instrumenten üben, um solch ein hohes Level erreichen zu können?Unsere ganze Übung bestand in über 330 Konzerten in 21 Ländern. Wir kamen an einem Freitag von unserer letzten Tour zurück und fingen am Montag an, für das neue Album zu schreiben. Wir waren heiß und motiviert. Wie oft haben wir „Pure Hatred" gespielt, lasst uns was Neues spielen! Jeder holte das für ihn absolut mögliche Maximum heraus, als Songwriter, Musiker und auch Mensch. 

Wir groß war denn der Druck nach dem erfolgreichen Vorgänger?Am Anfang war der Druck zu spüren. „The Impossibility Of Reason" lief sehr gut und markiert sicherlich unseren Durchbruch. Und wir hätten locker das gleiche Album noch mal aufnehmen können. Das war das, was die Plattenfirma wollte, und auch was vielleicht sogar einige in der Band wollten. Aber Rob (Gitarrist; Amn. d. Verf.) und ich machten allen klar, dass wir aus unserem Schema ausbrechen mussten, vergessen, was wir kannten und konnten. Wir beide sprachen uns für eine komplett neue Sichtweise aus. Das mussten wir erstmal der Plattenfirma verklickern. „Passt auf, die Songs sind sehr lang. Passt auf, es wird keine einfachen Hits geben. Das wird euch beängstigen. Aber bitte vertraut uns!". Schließlich sprachen sie uns ihr Vertrauen aus, und wir sind ihnen sehr dankbar dafür, dass sie uns haben machen lassen. Auch die Skeptiker in der Band waren nach der Entstehung von drei, vier Songs überzeugt und wussten was nun abging. Sie verstanden, dass das, was wir anstellten, absolut nicht dem entsprach, was zur Zeit im Metal angesagt ist, dafür aber umso mutiger und herausfordernder ist. Es gibt viele tolle Bands, die dieses Brachial-und-Melodie-Spiel draufhaben. Aber es wollen mittlerweile einfach zu viele den New-England-Metalcore-Sound imitieren. Es haben bestimmt nicht wenige darauf spekuliert, dass wir mehr in Richtung Metalcore gehen würden. Aber das war das Letzte, was wir tun wollten. Wir wollten, dass man uns in keine Schublade stecken kann. Chimaira soll zu einer eigenen Marke werden. Emocore, Metalcore, Whatevercore - dahin wollen wir nicht. Wir wollen einfach eure Stadt niederwalzen und vernichtenden Heavy Metal spielen. Danach können wir gerne ein paar Bier zusammen trinken, haha.

War denn euer 11-minütiges und schwer progressives Instrumental „Implements Of Destruction" vom letzten Album wohmöglich ein Hinweis auf eure neuen Qualitäten?Ich denke, dieser Song ist eine Art Ursprung. Wir sind sehr stolz auf diese Nummer, und sie hat uns auch viel Zeit und Frust gekostet. Am Ende war sie aber der Favorit von uns allen. Der Song war der Beweis, wie hart wir gearbeitet haben und wie viele Gedanken wir investiert haben, um so einen komplexen Song zu schaffen. Die anderen Songs auf „The Impossibility...." stecken nicht voll von Perfektionismus und Detailverliebtheit. Wir dachten uns dann, warum wir nicht das nächste Album komplett so austüfteln. Wir haben dabei gar nicht krampfhaft versucht, die Nummern möglichst lang zu gestalten. Wir wollten uns aber auch keine Limits setzen, sondern soviel wie möglich Leidenschaft und Aufmerksamkeit reinlegen. Kein Song ist über 7 Minuten, keiner unter 5 Minuten, sie sind alle so lang wie sie sein müssen. Wir wollten keine Parts kürzen, auch nicht um eine potentielle Single zu formen. Scheiß drauf, wir sind keine Radio-Band. „Pure Hatred" ist ein toller Song, wir haben ihn aber in Anbetracht von Videos etc. um eine Minute gekürzt. Diese Kompromisse wollten wir nicht mehr eingehen. 

Wie sieht es aber mit der Live-Perfomance aus? Denkst du, die Songs werden zünden, so lang wie sie sind?Das liegt an den Fans, die werden das entscheiden müssen. Ich freue mich darauf, die Songs live präsentieren zu können. Sie sind immerhin aggressiver als alles andere was wir bisher gemacht haben. Es ist witzig, kaum jemand kennt den neuen Horrorstreifen „High Tention". Das ist ein französischer Metzel-Film. Und normalerweise ist es mit Metzel-Filmen so, dass wenn sie eineinhalb Stunden dauern, eine halbe Stunde Action zu sehen ist und der Rest aus einer sinnlosen Geschichte besteht. „Hight Tension" liefert gerade mal 10 Minuten Story und 1 Stunde 20 pure Gewalt. So sehe ich das neue Album. Stell dir vor, wir spielten „Pure Hatred" dreimal hintereinander, das Publikum würde völlig ausrasten und fix und fertig werden. Und ich denke, 80 Prozent unserer neuen Songs haben den gleichen Effekt. Bei den anderen hängt es vielleicht davon ab, wie sehr sich das Publikum vom Sound, der Action auf der Bühne und eventuell der Lightshow fesseln lässt.      

Kannst du mir bitte etwas zu der Entstehungsgeschichte von „Nothing Remains" erzählen. Ich habe von einem traurigen Hintergrund gelesen...Der Song entstand am Tag von Dimebags Tod. Es war der schwärzeste Tag für Generationen von Metalheads. Als wir von der Nachricht hörten, sprangen wir nicht gerade vor Glück auf, sondern waren erstmal extrem traurig und fertig mit den Nerven. Aber vor allem wütend. Wir saßen eine Stunde lang im Proberaum und schauten nur gelähmt zu Boden. Dann kam mir der Gedanke, was Dime getan hätte, wenn einer seiner Freunde gestorben wäre. Er hätte sich einen Black Tooth (Dimebags Lieblingsdrink) gemacht, sich seine Gitarre geschnappt und einen verdammten Song geschrieben. Lasst uns also verdammt noch mal das gleiche machen. Lasst uns unsere Gefühle einfangen und einen Song schreiben, bei dem Dimebag sagen würde „Fuck yeah, that stuff is amazing!". Lyrisch wollte ich nicht plump einen Tribut verfassen, das haben genug andere Bands gemacht. Musikalisch spiegelt dieser Song aber die Gefühle hoffentlich eines hoffentlich jeden Metalfans zu diesem Zeitpunkt wider. Wir wollten nichts glorifizieren oder so was, sondern einfach nur unseren Dank für seine Musik und Inspiration ausdrücken. Wir hoffen, es gefällt ihm, wenn er „Nothing Remains" irgendwo hören kann. 

Hast du generell deine Art Texte zu verfassen geändert?Auf jeden Fall! Die Musik auf der neuen Platte ist reifer, ernster und dunkler. Meine Texte sollten dazu passen, deshalb sind sie auch düsterer und auch persönlicher geworden. Ich habe mir diesmal sehr viele Gedanken zu den Lyrics gemacht. Glaub mir, ich habe Besseres zu tun, als Bands nach ihren Lyrics zu messen. Die Musik ist entscheidend. Aber manche Leute legen da viel Wert drauf. Ich weiß auch, dass es eine Gruppe von Chimaira-Fans gibt, die sich stark mit meinen Worten befassen und identifizieren. Darum sollten sie auch etwas geboten bekommen. Ich denke, jeder kann etwas aus meinen Texten in sich wieder finden. „I Hate Everyone" vom letzten Album ist so ein Beispiel. Es kann keinen Menschen auf der Welt geben, der nicht zumindest an einem Punkt seines Lebens das Gefühlt hat, was der Song ausdrückt. Da kann mir keiner was erzählen. Bei dem neuen Album wollte ich, dass jeder Song eine Berührungsfläche zum Hörer bildet. Ich denke, jeder hat einmal die Situationen erlebt, die ich erlebt habe. 

„The Impossibility Of Reason" war so etwas wie euer Durchbruch. Was erwartest du vom neuen Album, wohin wird es euch bringen?Hm, das liegt wieder an den Fans. Natürlich wünsche ich mir keinen Rückschritt. Es wäre traurig zu sehen, dass wir Konzerte vor weniger Fans spielen müssten. Wir wollen mehr Fans, ist doch klar. Ich will aber nicht behaupten, dass es besser laufen wird, das ist Schicksal. Ich möchte nur nach einer Tour nach Hause kommen und wieder ein Album schreiben können, auf das viele warten. Unsere Lieblingsbands gibt es schon seit über 15 oder 20 Jahren. Das wollen wir auch schaffen, ohne dass man uns wegen unserer Sturheit bemitleiden muss, wie es bei manchen Bands nun mal passiert ist. Ich denke, das neue Album hat das Potential, eine größere Zielgruppe zu erreichen. Nicht weil es poppiger ist und die ganze Welt es lieben wird, sondern weil es mehr Heavy Metal ist. Ich wünsche mir, dass auch Death Metal Fans, Leute aus dem Hardcore oder aus welchem harten Genre auch immer uns eine Chance geben. Denn die Platte zeigt die Leidenschaft von uns sechs Mitgliedern. Sie wurde nicht gemacht, um im Keller von einem Kritiker gehört zu werden. 

Noch etwas zu deiner Meinung zu Newcomern. Vor zwei Jahren ward ihr noch mit Ill Nino und Spineshank auf Roadrage-Tour in Europa. Diesmal präsentiert Roadrunner seine Neulinge Trivium, 3 Inches Of Blood und Still Remains. Was hälst du von den drei Acts?Um ehrlich zu sein habe ich die Platte von Still Remains noch nicht gehört, obwohl sie bei mir zu Hause rumfliegt. Mit Trivium haben wir in den Staaten schon viele Shows gespielt. Die Jungs sind verdammt talentiert und auch tolle Menschen. Matt ist als Sänger und Leadgitarrist unglaublich und ein guter Songwriter. Ich kann nur Gutes über sie sagen. Ich respektiere, was 3 Inches Of Blood tun, auch wenn sie manchmal bescheuert rüberkommen. Aber auch diese Seite mag ich. Zum feiern sind sie ganz nett. Aber nicht, wenn ich ernsthaft Musik hören will, die mich motiviert. So wie bei Slayer, die ich höre, wenn ich angepisst bin und noch angepisster werden will. Bei Partys kann gerne nach Manowar 3 Inches Of Blood kommen, aber jeden Tag könnt ich mir das nicht geben. 

Alles klar. Mark, vielen Dank für dieses ausführliche Interview!

http://www.chimaira.com/http://www.chimaira-music.de/