Geschrieben von Dienstag, 29 November 2005 21:07

Roadrunner United - Interview mit A&R-Legende Monte Conner zu 25 Jahren Roadrunner Records

Roadrunner Allstars

Ehre, wem Ehre gebührt. Roadrunner Records kann sich zum 25. Jubiläum wirklich gebührend feiern lassen. Jeder halbwegs vernünftige Headbanger dürfte, besser gesagt sollte mindestens einen Meilenstein dieses Kultlabels in seiner Metalsammlung stehen haben. Anlässlich dieses Events hat der Branchenriese 55 Musiker aus 42 Bands rekrutiert, die ROADRUNNER UNITED zu einem einmaligen Metalprojekt werden ließen. Dabei reicht die Gästeschar auf dem Album von Keith Caputo (Life Of Agony), über Glen Benton (Deiceide) und Peter Steele (Type O Negative) bis King Diamond.

Wir sprachen ausführlich mit A&R-Legende Monte Conner über die „All Star Sessions", Roadrunners Bedeutung für die Metalszene sowie den Unterschied zwischen Trendsettern und Trendreitern.  

Roadrunner Records feiert sein 25 jähriges Jubiläum - eine ungewöhnlich lange Zeit für ein Independent Label, das sich besonders durch seine vielen Metalbands auszeichnet. Wie erklärst du dir den anhaltenden beziehungsweise steigenden Erfolg dieses Labels? Was unterscheidet Roadrunner von anderen Metal-Labels?

Ich denke, einer unserer Schlüssel zum Erfolg war und ist, dass wir immer an unsere Stärken geglaubt haben und deshalb nie ins Schleudern geraten sind. Von Anfang an stand für uns fest, dass wir ein Hard Rock und Heavy Metal Label sein wollen, und von dieser Linie sind wir bis heute nicht abgewichen. Es gibt Zeiten, in denen Metal ein Hoch hat und Zeiten, in denen er gänzlich unpopulär ist. Wenn Metal angesagt ist, signen wir Metalbands, wenn das Genre am Boden liegt, signen wir trotzdem Metalbands. Unsere Hingabe und Verantwortung dieser Szene gegenüber hat uns geholfen, bis heute erfolgreich zu sein.

Glücklicherweise hatten wir immer den richtigen Riecher für großartige Bands. Die Kids draußen wissen, dass Roadrunner für gute Musik steht. Durch unsere sehr loyale Fanbase hat sich Roadrunner längst als eigene Marke etabliert. Die Kids wissen, wenn sie eine CD mit unserem Logo in die Hand nehmen, dass sie auf jeden Fall ein hohes Maß an Qualität erwarten können. Dieses Vertrauen in unsere Produkte hat uns resistent gegen die Krisen der Metalszene gemacht. 

Ein ganz wichtiger Faktor ist auch Cees Wessels, Gründer und bis heute Chef von Roadrunner. Cees ist nämlich ein genialer Geschäftsmann und sehr intelligenter Mensch, der weiß, wie man die Dinge richtig angeht. Hinter ihm steht ein sehr solides Team, das sich in diesem Business auskennt. Das ist auch einer der Gründe, warum wir 25 Jahre bestehen konnten, während etliche andere Labels den Bach runter gegangen sind.

Deine eigene Kariere ist fast so alt wie die von Roadrunner. Wie bist du 1987 zum A&R geworden?


Ich wurde damals ursprünglich als Radiopromotor engagiert, denn ich hatte am College von 1982 bis 1987 meine eigene Heavy-Metal-Radioshow in New York mit dem Namen „The Witching Hour". Ich habe viel Speed, Thrash und Death Metal gespielt, als diese Spielarten noch in ihren Kinderschuhen standen. Darunter waren auch viele ungesignte Bands. Ich habe zum Beispiel die Demos von Metallica, Megadeth, Slayer oder Anthrax gespielt. Dadurch hatte ich mir ein gutes Gespür für gute Bands antrainiert und wurde schnell ein Metal-Experte. Sogar Sepultura kamen in meiner Show vor, als die noch kein Schwein kannte. 

Ich fing bei Roadrunner also als Radiopromotor an, war gleichzeitig auch der größte Metalhead im Team. Die Frau, die damals als A&R angestellt war, verließ Roadrunner zwei Wochen nach meinem Einstieg. Das Büro in New York wurde zu dieser Zeit von vier oder fünf Leuten besetzt. Cees überlegte also, wer nun A&R werden könnte und befand, dass ich als echter und vielleicht einziger Musik- und Metalfanatiker in der Firma am besten für den Job geeignet wäre. So wurde ich zum alleinigen A&R.

Mein erstes Signing waren Realm aus Milwaukee. Die zweite Band waren schon Sepultura. In meinem ersten Jahr habe ich außerdem noch Annihilator und Obituary unter Vertrag genommen. Dadurch, dass diese Bands schon sehr früh viel Aufmerksamkeit und Erfolg einfahren konnten, wusste Cees, dass ich einen guten Job machen würde. Von da an hat er mir vertraut und das ist bis heute so geblieben. 

Deine ersten Signings hast du schon erwähnt. Auf welche Signings beziehungsweise Entdeckungen in deiner gesamten Kariere als A&R bis du rückblickend am meisten stolz?

Natürlich bin auf Sepultura als mein ganz frühes Signing extrem stolz. Zu dieser Zeit war King Diamond noch das Maß der Dinge bei Roadrunner. Doch Sepultura entwickelten sich rasant zu einem weltweit abgefeierten Act und übertrumpften schnell den King als größte Band bei Roadrunner. Das war mein erster Erfolg.

Type O Negative sind ein weiteres Beispiel, denn mit „Bloody Kisses" haben sie als erster Act in der Geschichte von Roadrunner Gold- und Platinstatus in Amerika erreicht. Für mich persönlich sehr wichtig, weil Type O Negative keine typische Metalband, sondern sehr speziell waren, was Musik und Image anging. Ich sehe „Bloody Kisses" immer noch als ein Meisterwerk. Dieser Erfolg hat mir als A&R die Augen dafür geöffnet, dass ich nicht unbedingt nur mit Metal arbeiten muss.

Aus offensichtlichen Gründen bin auch auf Slipknot sehr stolz. Das ist die größte Band, die ich je gesignt habe; die größte nach Nickelback auf unserem Label und eine der wichtigsten in der Geschichte des Heavy Metal. Von den aktuellen Acts bedeuten mir Trivium sehr viel. Mit Matt und Co. hatte ich meine jüngsten Erfolge und ich finde, dass sie verdammt frisch klingen. Aber es wäre natürlich eine Sünde, Fear Factory und Machine Head nicht zu erwähnen. Diese beiden Bands waren schließlich prägend für das ganze Genre.

Andere Labels feiern ihre Jubiläen mit „Best Of"-Boxsets oder Festivals. Welche Idee steckt hinter Roadrunner United und den „All Star Sessions"? Für wen ist dieses Album gedacht?


Dieses Album ist nicht nur für Roadrunner-Fans sondern für den Metalfan im Allgemeinen. Denn selbst wenn du kein treuer Supporter dieses Labels bist, kannst du dich kaum einen Metalhead nennen, wenn du nicht mit irgendeinem dieser Künstler etwas anfangen kannst. Denn auf der Platte sind einige der Schlüsselfiguren der letzten 25 Jahre des Heavy Metal dabei.

Letztendlich wollten wir auf keinen Fall das machen, was so viele andere Labels schon gemacht haben. Klar wäre es kein Problem gewesen ein Boxset mit 5 CDs, B-Seiten, vielen Fotos und der History von Roadrunner zusammenzustellen. Aber weißt du, wie viel so etwas den Fan kosten würde? Wer kann sich heutzutage schon so ein gigantisches Boxset leisten? Und wer würde sich die Zeit nehmen, sich durch ein 5-CD-Boxset zu hören? Das wäre für uns viel Arbeit gewesen, aber nur wenige hätten es so etwas gekauft. Deshalb wollten wir uns etwas Originelles einfallen lassen.

Cees bat mich Anfang des Jahres um Ideen. Mark Palmer vom UK-Büro kam dann mit der Idee, eine geheime Roadrunner-Band zusammenzustellen, die eine Single aufnimmt. Ich fand die Idee nicht schlecht, fragte mich aber „warum machen wir nicht ein ganzes Album auf die Art?". Das einzige bekannte Album, das nur aus Kollaborationen besteht, ist das „Probot"-Album. Allerdings hat Dave Grohl alleine alle Songs geschrieben, dazu noch alle Instrumente eingespielt und einfach nur die verschiedenen Gastsänger ins Studio eingeladen.

Wir wollten diesen Ansatz aufgreifen, aber die Sache noch größer gestalten, also so viele Musiker wie möglich am kreativen Prozess teilhaben lassen. Und deshalb ist das All-Star-Album etwas bisher wirklich Einzigartiges. Es gab nie zuvor ein Werk auf diesem Level, bei dem so viele Musiker mitgemacht haben. 

Roadrunner United CoverWas war deine Aufgabe bezüglich dieses einmaligen Mammut-Projekts?

Ich bin sozusagen der Mann hinter allem. Ich habe die Team Captains ausgewählt, die Musiker angerufen und alle Leute zusammengebracht. Ich musste erst gar nicht betteln, jeder war von Anfang an von der Idee begeistert und wollte gleich loslegen - „Fuck yeah, wir sind dabei!". Ich war sozusagen der Dirigent, haha.

Gab es dennoch Bands, die nicht mitmachen wollten oder konnten, die du aber gerne dabei gehabt hättest?

Nein, ich würde nicht Band sagen, denn ich habe aus so ziemlich jeder Wunschband jemanden gewinnen können. Aber einer der wichtigsten Frontmänner von Roadrunner, der auf dem Album fehlt, ist Burton C. Bell von Fear Factory. Er hatte das Angebot bekommen, lehnte aber leider ab, aus welchem Grund auch immer. Er war vermutlich zu beschäftigt mit dem neuen Fear-Factory-Album. Sehr schade, denn er ist ohne Zweifel einer der bekanntesten Sänger im Metal überhaupt.

Auch Adam D. von Killswitch Engage konnte aus zeitlichen Gründen nicht teilnehmen, obwohl er es so gerne wollte. Killswitch Engage sind momentan eine unserer wichtigsten Bands und Adam ist bekanntermaßen einer der Motoren der Szene. Dafür haben natürlich von beiden Bands andere Mitglieder teilgenommen. Was das angeht, ist jede wichtige Band präsent. Außer vielleicht Obituary, obwohl James Murphy mit dabei ist, der ja aber nur ein Ex-Mitglied ist.

Roadrunners erfolgreichste Band aller Zeiten, Nickelback, ist nicht mit an Bord. Warum nicht?

Klar, als erfolgreichste Roadrunner-Band aller Zeiten, wäre es natürlich cool gewesen, mindestens einen der Jungs mit dabei zu haben. Wir haben wirklich alles probiert. Wir veröffentlichen schließlich nicht nur Metal, sondern auch Hard Rock in seinen verschiedenen Stilen. Diesbezüglich möchte ich anmerken, dass Nickelback auch nicht etwas gänzlich Neues für uns sind. Wir haben früher schon Alternative-Rock-Bands unter Vertrag genommen. Der Unterschied ist nur, dass wir mit denen nie richtig Erfolg hatten. Bis Nickelback kamen...

Gruntruck oder Last Crack kennt heute keiner mehr. Wir hatten von Anfang an einige Nicht-Metal-Bands. Es ist also nicht so, dass wir erst seit 1999 versuchen, den Mainstream-Markt zu knacken. Wir wollten nie immer nur das festgefahrene Metal-Label sein. Nickelback wären also für das Album wichtig gewesen. Das Problem war nur, dass die Jungs zu beschäftigt mit ihrem neuen Album waren. Robb Flynn wollte, dass Chad Kroeger einen seiner Songs einsingt. Auch Mike Kroeger, der ein großer Metalfan ist, hätten wir gerne auf dem Album gesehen. 

Wie schwer war es, Musiker aus längst nicht mehr aktiven und teilweise vergessenen Bands wie Exhorder, Cynic oder Gruntruck für das Projekt zu gewinnen?

Es war gar nicht so schwer, wie man meinen könnte. Gerade ein so genannter „vergessener" Musiker, für den sich heute niemand mehr interessiert, springt im Dreieck, wenn man ihn anruft und zu so einem großartigen Projekt einlädt. Für die ist so etwas eine große Ehre und etwas sehr Aufregendes. Alle Musiker von den nicht mehr aktiven Bands fanden es toll, endlich wieder kreativ gefragt zu sein. Ich musste nur etwas länger nach ihnen suchen, haha. Aber es gibt immer jemanden, den man kennt, der Kontakt zu dem oder dem Musiker hat. Ich kann es nur nochmals betonen: Jeder einzelne Künstler, der gefragt wurde, wollte sofort mitmachen - bis auf Burton. 

Warum sind gerade Dino Cazares, Robert Flynn, Joey Jordison und Mathew Heafy zu Team Captains ausgewählt worden?

Die Gründe liegen auf der Hand. Erstens, ich brauchte Leute, die Songs schreiben können, also in ihren Bands jeweils die Hauptsongwriter sind. Ich wusste auch von ihnen, dass sie Erfahrungen als Produzenten hatten. Zweitens, die Captains sollten einen Namen in der Szene haben. Dino, Robert, Joey und Mathew sind hoch respektierte Musiker, eigentlich schon Metal-Legenden. Mathew Heafy bildet vielleicht noch eine Ausnahme, er ist halt ein Newcomer.

Der Gedanke war, dass wir alle Phasen abdecken wollten. Wir brauchten Protagonisten aus der Roadrunner-Vergangenheit, wie Dino und Robert, jemanden wie Joey Jordison, der die zweite wichtige Phase Roadrunners repräsentiert, und ein junges Gesicht der neuen Schule. Ursprünglich dachten wir zuerst an Adam D. als vierten Captain, da Killswitch Engage wohl DAS Aushängeschild der neuen Metal-Generation sind. Aber wie gesagt, Adam war zu beschäftigt mit vielen anderen Projekten. Wir kamen schnell auf Mathew als Ersatz, da das Trivium-Album noch sehr aktuell ist und Mathews Stern immer höher am Metal-Himmel leuchtet. Wir wurden nicht enttäuscht, denn Matt hat unglaublich gute Arbeit geleistet.  

Wurde den Musikern beziehungsweise den vier Captains freie Hand gelassen, oder gab es gewisse Vorgaben wie das Album klingen sollte?

Nein, nicht wirklich. Die Musiker bekamen totale künstlerische Freiheit. Aber ist ja klar, dass bei so vielen Metallern, eine harte Metal-Platte entstehen würde. Aber es war nichts vorgegeben. Deshalb gibt es auch Songs, die nicht typisch für die Musiker sind.

Roadrunner hat in fast jedem Metal-Subgenre mit innovativen Bands Impulse gesetzt - sei es Thrash Metal, Death Metal, Nu Metal, Gothic, Crossover, Alternative oder Hardcore. Wird Roadrunner United diese Vielfalt widerspiegeln?

Absolut! Es gibt alles auf diesem Album. Ich würde sagen, die Hälfte besteht aus heftigem Metal, die andere Hälfte ist gemischt. Es gibt einen Stoner-Rock-Song, einen Punkrock-Song, es gibt einen New-Wave-Rock-Song im Stile von The Killers, es gibt kommerzielle Nummern, es gibt Death Metal, es gibt Blast-Beats, es gibt akustische Sachen und es gibt diesen Pete-Steele-Song, der viele überraschen wird. Das Album ist sehr vielseitig, die Basis ist aber eindeutig Metal.

Ist Roadrunner United mit seinen 55 Musikern aus 44 Bands der Beweis, dass bei kaum einem anderen Label sich die Bands so stark mit ihrer Plattenfirma identifizieren wie bei Roadrunner?

Lass es mich so sagen: Jeder auf dem Album war extrem glücklich, als er die Einladung bekam. Alle waren sehr stolz, dabei sein zu dürfen und ein Teil von Roadrunner zu sein. Besonders die vier Team Captains fühlten sich sehr geehrt, dass sie für diese Rolle ausgesucht wurden und gaben wirklich Vollgas. In diesem Sinne kann ich es mir nicht vorstellen, dass andere Plattenfirmen solch einen massiven Zuspruch von ihren Künstlern bekommen.

Das Lustige ist, dass sogar viele andere Bands mitmachen wollten, die nicht zu Roadrunner gehören. Es gibt die Story, dass Shadows Fall uns um eine Teilnahme gebeten haben. Wir mussten all den Verrückten erklären, dass die Platte eine reine Roadrunner-Veranstaltung werden sollte, haha! 

Die meisten Bands, die teilnehmen, hast du entdeckt und unter Vertrag genommen. Es muss dich doch mit Stolz erfüllen, dass Musiker aus drei Generationen zusammenarbeiten? Ich denke da zum Beispiel an die Kooperation mit Mathew Heafy und King Diamond.

Und wie ich stolz bin! Ich erzähle diese Geschichte gerne: Mathew Heafy war zwei Jahre alt, als ich bei Roadrunner anfing. Er ist quasi mit all den Bands aufgewachsen, die ich gesignt habe. Jetzt habe ich ihn und seine Band selber für Roadrunner unter Vertrag genommen, so schließt sich der Kreis.

Und es ist toll, dass Matt einen King-Diamond-Song geschrieben hat, denn der King ist unser ältester Künstler und Mathew so ziemlich unser jüngster. Der Junge ist erst 19 Jahre alt und hat vielleicht noch 40 Jahre Metal vor sich, wohingegen der King diese schon hinter sich hat, haha. Also kein leichtes Unterfangen für Matt. Ich bat ihn aber darum, einen King-Diamond-Song zu schreiben, weil ich wusste, dass Corey, der zweite Gitarrist von Trivium, ein großer Fan vom King ist. Er zockt seine Sachen regelmäßig bei den Soundchecks. Matt wiederum war gar nicht so vertraut mit dem alten Zeug von King Diamond. Lustigerweise fielen Corey aber keine guten Ideen ein. Corey spielte Matt also drei Songs von King Diamond vor. Das reichte Matt, um einen Song in dessen Stil zu schreiben. Der Junge ist einfach unglaublich talentiert. Und der King ließ sich natürlich nicht lumpen. 

Mit Mikeal Ackerfeldt macht sogar ein Musiker mit, dessen Band Opeth erst vor kurzem von Roadrunner gesignt wurde. Das heißt, von Mercyful Fate, dem ersten direkten Signing, bis zur neuesten Band ist die 25 jährige Geschichte komplett abgedeckt. Siehst du denn Opeth schon als ein Mitglied der großen Roadrunner-Familie?

Na klar, sie hätten auch gestern erst gesignt werden können und trotzdem hätte ich sie auf jeden Fall dabei haben wollen. Opeth sind außergewöhnliche Musiker und ich bin froh, dass wir sie jetzt unterstützen dürfen. Mikael hat einen von Josh Silver geschriebenen Song eingesungen - klingt wundervoll.

Was hat es mit dem Jubiläumskonzert in New York im Dezember auf sich?


Momentan ist alles noch in Planung. Was ich schon mal sagen kann, ist, dass eine feste All-Star-Band - also Sänger, zwei Gitarristen, Bassist und Schlagzeuger - auf der Bühne stehen wird, um ein paar Songs der „All-Star-Sessions" zu performen. Während der Show werden dann viele Überraschungsgäste auftreten - Gitarristen, Sänger und so weiter.

Ich erwarte über 20 Roadrunner-Musiker, die uns zusammen zum Beispiel Cover von Klassikern wie „Loco", „Roots Bloody Roots", „Teritory", „Eye For An Eye" oder „Christian Woman" vor den Latz knallen werden. OK, „Christian Woman" vielleicht nicht, der Song ist zu kontrovers, haha. Es wird sicherlich eine wilde, bunte Party werden. Man kann sich das wie eine komprimierte Live-Version der „All-Star-Sessions" vorstellen.

Es gibt viele Leute in der Szene, meist ältere Semester, die Roadrunner gerne vorwerfen, immer nur auf Trends aufzuspringen beziehungsweise nur kommerziellen Interessen nachzugehen. Beispiel Nu Metal. Du bist als Head of A&R für das Bild von Roadrunner verantwortlich. Wie stehst du zu der Kritik?

Was viele Leute nicht kapieren, ist, dass wir den Trends nicht folgen, sondern die Trends setzen. Das ist ein großer Unterschied. Mein Talent und meine Aufgabe als A&R muss es sein, die Zeichen der Zeit in der Metalszene zu erkennen. Wenn Nu Metal angesagt ist, zaubere ich Nu Metal Bands aus dem Hut, wenn Metalcore das große Ding ist, halte ich eine Metalcore-Band bereit. Aber mir fällt nicht erst ein oder zwei Jahre später auf, dass Nu Metal oder der Metalcore boomt und sich gut verkauft, so nach dem Motto: „Ah, toll, jetzt brauchen wir auch solch eine Band". So ist das nämlich nicht.

Viele Kritiker vergessen, dass wir immer schon, egal bei welcher Welle, mit den ersten Bands am Start waren. Hey, Killswitch Engage zum Beispiel - die führende Metalcore-Band und eine der ersten überhaupt. Ich sage nicht, dass die Jungs den Metalcore erfunden haben, das waren eigentlich Vision Of Disorder. Aber Killswitch Engage haben diesen Sound schon 1999 auf ein neues Level gebracht; sie waren Vorreiter und Vorbild für die gesamte Szene.

Zum Nu Metal: Unsere Band Coal Chamber war nach Korn die erste, die Nu Metal gespielt hat. Also, von wegen Trendreiterei! Dasselbe mit Machine Head. Sie waren nach Pantera die wichtigste Neo-Thrash-Band. Zugegeben, ich wollte damals unheimlich gerne Pantera signen, was nicht geklappt hat. Oder Ende der Achtziger, als über Death Metal noch gewitzelt wurde, habe ich Obituary und Sepultura unter Vertrag genommen. Diese beiden Bands haben die Death-Metal-Bewegung ins Rollen gebracht.

Die Leute draußen sind einfach nur langsamer als wir, und denken dann, wir wären auf einen Zug aufgesprungen, dabei sind wir diejenigen, die den Zug erst in Gang setzen. Ich halte Ausschau nach den Bands, die den Metal weiterbringen. Wir sind nun mal ein fortschrittliches Label. Wenn also der Sound von Morgen wieder Death Metal oder Emo sein sollte, kannst du darauf wetten, dass wir mit Death Metal oder Emo-Bands da sein werden. Aber nicht ein Jahr später, sondern als erstes Label. Wir erkennen die Zeichen der Zeit und geben den Kids das, was sie hören wollen: gute Musik. Was ist daran verwerflich?

Ich höre auch die Stimmen, die sagen „Oh, Trivium... Oh, Chimaira... Roadrunner wollen ein Stück vom Metalcore-Kuchen abhaben. Aber wir waren zuerst da mit Killswitch! Und das heißt doch deshalb nicht, dass wir solche Bands nicht weiter signen dürfen, nur weil es populär geworden ist.

Wenn das Jubiläum und das All-Star-Album ein Höhepunkt der Roadrunner-Geschichte sind, wohin wird sich das Label nach diesem Schnitt in Zukunft entwickeln? Was sind deine Visionen?


Wir lassen die 25 Jahre jetzt hinter uns und tun alles für die nächsten 25! Wir werden uns selber treu bleiben und weiterhin das machen, was wir am besten können: dem Metal neue Impulse geben. Aber wir werden auch die Grenzen von Roadrunner noch weiter ausweiten.

Mit Nickelback haben wir unseren größten Erfolg außerhalb der Metalszene, und diese Expansion soll weiter fortschreiten. Wir werden also nach neuen Bands Ausschau halten, die das kommerzielle Potential von Nickelback haben. Gleichzeitig werden wir für jeden Nickelback drei neue großartige Metalbands signen. Metal ist unsere stärkste Waffe und wir sind mehr denn je ein Metal-Label!

Dieses Interview ist auch auf www.roadrunner-allstars.de zu finden.

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