Geschrieben von Dienstag, 21 Juli 2009 00:00

Enochian Theory - Interview mit Sänger, Gitarrist & Cheftheoretiker Ben Harris-Hayes



Scheinbar aus dem Nichts haben die englischen Progies ENOCHIAN THEORY ein vielschichtiges, famoses Debüt rausgehauen, dessen Klasse Anlass genug war, einmal bei Sänger und Gitarrist Benedict Harris-Hayes nachzufragen. Dass er sich hinsichtlich der mehr als doppeldeutigen Texte / Namensfindung etc. agentenmäßig zugeknöpft gab, war fast zu erwarten; aber möglicherweise machen gerade darum seine Antworten neugierig auf Text und Musik...

Moin, als erstes die langweilige aber notwendige Einleitung: wer, seit wann, was und warum?

Sei gegrüßt Dirk, und auch die Leser eurer entzückenden Webseite.

Die Band besteht aus Shaun (b), Sam (dr) und mir, wir fingen Ende 2004 an, weil wir Musik machen wollten, die uns etwas bedeutet. Wir leben an der Südküste Englands in der atomaren Suppe von Portsmouth.

Du bist nebenbei in einer Death Metal Band namens IN THIS DEFIANCE; gehen die anderen auch irgendwo fremd?

Tatsache ist, dass ich gar nicht mehr bei IN THIS DEFIANCE bin; die Band hat sich aufgelöst, kurz bevor wir mit ENOCHIAN THEORY anfingen. ITD hatten ihren Zweck musikalisch für mich erfüllt, und ich wollte mich entwickeln, andere Dinge mit anderen Leuten ausprobieren, die nicht „so offensichtlich Metal" sind... Ich steckte irgendwie in engen Grenzen fest... die anderen erwarteten bestimmte Sachen von der Band und naja, ich konnte so nicht weitermachen und wir begannen uns zu langweilen...
Es war eine Band, die mich gleichermaßen frustrierte wie erfreute... Wir hatten einen exzellenten Drummer und einen guten Lead Gitarristen, aber wir haben nie das Potential ausgeschöpft, das wir hatten... und trennten uns einfach als Freunde und Musiker...

Damals startete ich ENOCHIAN THEORY mit Shaun und Sam. Die beiden sind „one band men"; bis heute sind E.T. ihre einzige Band. Ich bin etwas älter als sie und habe natürlich schon so einiges mit verschiedenen Projekten der verschiedensten Genres gemacht... von live Drum `n` Bass mit einer achtköpfigen Band bis hin zu PSY-Trance und Akustik-Rock und (natürlich!) eher metallisch basierte Sachen...

Im Moment habe ich nebenbei Folgendes laufen: THE GRIEVING (http://www.myspace.com/thegrieving) ... ein instrumentaler Metal Headf**k, den ich in knapp einer Woche zusammengeschrieben und aufgenommen habe, weil ich schlicht ein paar Post-E.T.-Aufnahme-Frustrationen und -Ideen rauslassen musste... Nur mein eigenes, morbides Vergnügen, das ganz gut den Zweck erfüllt, einige Sachen rauszulassen, die eben raus mussten...

Dann habe ich gegenwärtig noch ein paar andere Sachen laufen; aber wieder nur zu meinem eigenen Vergnügen. Das eine ist pure sonic doom ... Die ARACHNOTAUR-EP ist aber ganz gut in der Sludge Doom Sezene aufgenommen worden. (http://www.myspace.com/arachnotaur)

Und dann gibt's da noch dieses "cheesy acoustic rock" - Zeug, das ich als Balance zwischen den Hell / Dunkel - Konflikten von ENOCHIAN THEORY einerseits, und meinem Bedürfnis, nicht STÄNDIG ein mieser Bastard zu sein (sondern nur zeitweise.....hahaha), benötige (http://www.myspace.com/benedicthayes)

Ich bin sicher, Shaun and Sam werden beide ebenfalls noch ihre Fühler ausstrecken und andere Projekte haben. Irgendwann. Ich animiere sie auch dazu, aber im Moment sind wir sehr darauf fokussiert, zu sehen, was wir für ENOCHIAN THEORY tun können. Alles andere ist da eben nur ein "bisschen fremdgehen".

Gründungsmitglied Scott Ware hat die Band im Januar 2008 verlassen. Warum habt ihr seine Stelle nicht neu besetzt? Wo doch die Gitarre oft mehrstimmig ist? Hast du auf der Bühne noch einen Sessiongitarristen dabei?

Wir haben das mal für einige Zeit probiert... Tatsächlich war er der Lead Gitarrist von meiner alten Band IN THIS DEFIANCE... Aber es hat aus verschiedenen Gründen nicht hingehauen... Wir merkten, dass wir „Evolution..." für drei Leute geschrieben hatten und wir können es auch so zu dritt auf die Bühne bringen. Wir nutzen halt die Technik, wir spielen mit Click Track, und all die Extra-Gitarren und Orchester-Arrangements kommen über Backing Track / DAW. Eigentlich spielen wir das ganze Album live, ohne etwas weglassen zu müssen. Oder anders herum: alles, was du auf der Aufnahme hörst, ist letztlich live eingespielt. Wir wollten das Album mit der Live-Dynamik von E.T. ... Wenn du uns live siehst, wirst du verstehen, was ich meine...

Dann mal zum Album. Zitat: Nachdem das Album im Januar 2009 fertig gestellt war, sammelte es außergewöhnliche Resonanz bei so namhaften Plattenfirmen wie Century Media, Nuclear Blast, SPV, Inside Out, AFM, Relapse, Bieler Bros und Lifeforce Records. Nach dem warmen Zuspruch seitens der Industrie war es ENOCHIAN THEORY klar, dass „Evolution: creatio ex nihilo" auf ihrem eigenen Label und zu den eigenen Bedingungen erscheinen würde... Zitat Ende. --- Das klingt sehr ironisch. Was lief falsch?

Nichts lief falsch... tatsächlich lief alles genau richtig. Der Plan war, für die neue Platte durch Lizenzierung seitens unseres eigenen Labels die entsprechenden PR und Promotion-Möglichkeiten größerer Label zu nutzen, aber alles unter Kontrolle zu behalten. Wir entschieden uns vor allem deshalb für diesen Weg, weil die PR-Kampagne für „A Monument..." schlicht nicht gut genug war, um das für „Evolution..." zu wiederholen... Wir waren nicht bereit, länger zu warten...

Also haben wir beraten, Emails hin und her, und am Ende lief uns die Zeit weg... Eine Entscheidung musste her... Wollen wir auf unseren Stolz kacken, einen beschissenen Deal unterschreiben, alle Kontrolle abgeben und uns fragen, ob wir wohl vor dem riesigen Müllhaufen eines größeren Labels am Ende aufgeben werden ... ... oder ob wir die neue Scheibe erneut selbst rausbringen sollen, unseren kleinen, aber sicheren Fortschritt weiterführen wollen, all unsere Energie in PR und Promotion hämmern und weiterhin alles unter Kontrolle behalten wollen... Unser „Baby" ebenso zu beschützen wie es produktiv zu sein hat: das ist das Wichtigste für uns. Und wir werden keine Kompromisse diesbezüglich eingehen... vor allem nicht für ein paar leere Versprechungen, die uns mal so gar nichts sagen...

Alles lief also richtig? Na dann! Da stellt sich meine nächste Frage noch mal so leicht: Würdet ihr zustimmen, dass "E:cen" ein sehr mutiges Album geworden ist: musikalisch, weil es extrem sanfte und harsche Klänge kombiniert. Geschrieben für die paar Leute, die mittelalte MARILLION nicht weniger lieben als Death Metal Monster, formal, weil es sich wie der Prototyp des Konzeptalbums ausnimmt, was heute viele überfordern dürfte. Ich jedenfalls habe zwar meine persönlichen Faves aber mag das Album immer nur als Ganzes hören, weil ich seine innere Dramaturgie nicht zerstören möchte...

Hmm...Wir mögen es, wenn Leute unsere Platte so interpretieren, wie sie sie sehen. Deshalb ist es interessant, was du sagst... Ich behaupte nicht, dass du Unrecht hast, aber von meinem Standpunkt aus ist es KEIN Konzeptalbum, weil es lyrisch / thematisch von vielen verschiedenen Sachen auf diversen Ebenen handelt.

Ich muss ganz einfach textlich auf verschiedenen Ebenen arbeiten, sonst fange ich an, mich zu langweilen; außerdem scheint es mich mental zu reinigen.... Wir haben geschrieben, was uns gut erschien; das ist eine sehr egoistische Angelegenheit... Wir haben nicht an irgendwen sonst oder irgendwelche Bands dabei gedacht, als wir das taten. Es war stets unsere gemeinsame Entscheidung, etwas zu schaffen, bei dem die Band fühlt, dass es das Richtige für uns ist. Und alles kam aus uns, quasi gewachsen, in relativ kurzer Zeit.

Du hast insofern Recht, als wir das Album so arrangiert haben, dass man es von Anfang bis Ende durchlaufen lassen kann, aber man kann ebenso einzelne Tracks herausgreifen... Wir erhielten einige interessante Reaktionen von Radio Stationen, die Stücke wie „Apathia" oder „Waves of Ascension" gespielt haben, ohne den Rest zu kennen... sie waren anschließend ziemlich überrascht, als sie DAS GANZE Album hörten und verstanden dann besser, was wir versuchen zu machen... Mache ein Album, das von Anfang bis Ende als Ganzes gehört werden soll und mache es so, dass man sich zugleich Scheibchen herausschneiden und die als solche genießen kann... Es liegt beim Hörer. Wir wollen Leute, die egoistisch mit unserem Album umgehen, die IHR Ding daraus machen. Wir machen es doch genauso. Und es ist für jene, die ihm eine Chance geben wollen... ob sie nun auf middle aged MARILLION stehen oder auf Death Metal Monster.

Stichwort: Konzept. Der Schlußtrack ist genau so benannt wie das letzte Album: "A Monument to the Death of an Idea"; dasselbe Muster auch bei „Our Lengthening Shadows": gibt es so etwas wie ein Alben übergreifendes „Band-Konzept"?

Gut beobachtet. Es gibt tatsächlich so etwas wie eine Idee, die sich durch die Aufnahmen zieht ... und das wird auch so bleiben. Wir denken, dass das einfach eine Form ist, loszulassen: von den vorherigen Belangen, Problemen ... Ein für alle mal: indem wir einen Song aufnehmen, der den gleichen Titel hat wie die vorherige Veröffentlichung.

Es ist der letzte Nagel im dazugehörigen Sarg; eine Chance, das Kapitel zu schließen: auf der Platte / bezüglich des Lebensabschnitts (mit allem, was das mit sich bringt); endgültig... um sich weiter zu entwickeln. Du wirst einen Song auf dem nächsten ENOCHIAN THEORY Album finden, der „Evolution: creatio ex nihilo" heißt... Damit wir das nächste Kapitel beschließen können. Aber in welcher Form: wer weiß?

Ihr habt zu „Namyanka" vom Vorgänger ein Video gedreht. Wohl eine doofe Frage: Wozu? Was bringt das einer Band ohne Vertrag - doch kaum die Chance, auf MTV zu laufen, oder?

Wir haben es bloß gemacht, weil wir wollten, dass es getan wird. Nicht viele Bands haben ein Video für ihre Single. Das war der alleinige Grund... bloß, damit es mit der „Namyanka"-Single zusammen erscheint.

Plant Ihr einen Nachfolger?

Robin (der das Artwork für 'Evolution...' gemacht hat) hat sich ein Storyboard und Stillleben für ein Video zu 'The Fire Around The Lotus" ausgedacht, das wir hoffentlich aufnehmen, sobald die Zeit reif ist. Sein Konzept ist superb; es zu realisieren, wäre so etwas wie ein Vermächtnis an Robins Enthusiasmus für die Band... Ich hoffe, wir kriegen das für ihn hin. Ich selbst habe auch noch ein Video-Konzept für die „The Dimensionless Monologue" Trilogie, das ich natürlich auch gern realisieren würde. Sobald die Zeit reif ist.



Die sanften Parts und die basale Atmosphäre des Albums erinnern mich an die zarte Melancholie von TALK TALKs „Spirit of Eden" oder MARILLIONs „Brave" oder „Holidays in Eden". Erscheint Euch der Vergleich sinnvoll? Und Dein Gesangsstil klingt häufiger mal nach Steve Hogarth... Ist er so etwas wie ein Vorbild in Sachen „Phrasierung"?


Wie erwähnt bin ich älter als die anderen Jungs. Deshalb kenne ich die von dir angesprochenen Bands, aber um ehrlich zu sein: Ich kann mich gar nicht an die Songs erinnern... Aber ich finde es SEHR interessant und positive für uns, dass unsere Musik mit so ausgezeichneten Acts verglichen werden kann. Und es ist ebenfalls sehr gut, dass es uns offenbar gelingt, verschiedene Zeiten / Perioden der Musik zu überbrücken. Wie gesagt: wenn Leute aus unserer Musik irgendetwas ziehen können... großartig: seid mir willkommen.

Thema Hogarth; Ich fürchte nicht, Dirk. Er ist jemand, der sehr respektiert wird im Musikgeschäft, aber ich beziehe meine Einflüsse von anderswo her. Ich sollte Gesangsunterricht nehmen, schätze ich. Aber ich ziehe es vor, einfach offen und ehrlich bei meinem Gesang zu sein. Ich bin einfach ein normaler Typ, der sein Bestes versucht, bei dem was er für das Richtige hält und Spaß dabei hat.


TOOL, OPETH, KATATONIA ... sind realistischere Einflüsse?

Die sind in unseren Plattensammlungen.... Neben vielen anderen tollen Bands; aber Musik ist nicht unser einziger Einfluss. Manche mögen es clichéhaft finden oder „cheesy", aber unser größter Einfluss ist schlichtweg das Leben. Im "Hier und Jetzt" das zu tun, was wir können, mit dem was wir haben und mit der Selbstsicherheit, WIRKLICH genau das tun zu wollen. Unabhängig von finanzieller Beschränkung oder anderen, dir erzählen, dass das, was du tust, falsch ist.

Die exzellente Orchestrierung stammt vom "Lost Orchestra"; ein Pseudonym von Benedict Harris-Hayes?

„The Lost Orchestra" und was da hinter steckt, ist etwas, das innerhalb der der Band bleibt, bis wir meinen, dass es passt, das zu erklären. Es ist etwas, das wir gerne für uns behalten würden... Es ist ein entscheidender Teil unserer „Evolution". Ohne „The Lost Ochestra", hätten wir das neue Album nicht machen können... so wie es den Sound erweiterte, den ich in meinem Kopf hörte, als ich das Album schrieb. Lass uns das so sagen: Es ist, was es ist... und wir sind glücklich, dass es das gibt und uns hilft.

Das klassische Instrumental "After the Movement" scheint extrem von meinem Lieblingskomponisten Arvo Pärt beeinflusst... ist es das?

Ich fürchte nicht, Dirk. Wir sind überhaupt nicht klassisch beeinflusst und wir wollen nicht vortäuschen, dass das anders sei. Aber wir haben einen gesunden Respekt vor Orchestern und klassischer Musik im Allgemeinen, wegen der Kraft, die da rüberkommt und den Gefühlen, die sie wachruft. Aber in meiner persönlichen Sammlung wirst Du wahrscheinlich nur ein Tape mit Pachabels „Kanon" (Johann Pachelbel, dt. Komponist / Organist d. Barock - eigentlich „Kanon und Gigue in D-Dur", d. Verf.) und Vivaldis „ Die vier Jahreszeiten" finden.

'After The Movement' ist geschrieben worden, um die Reise der Band und unser persönliches Leben WIRKLICH zusammenzufassen. Es reflektiert in seinen Stimmungen sehr genau die vergangenen zwei Jahre. Mit seinen Höhen und Tiefen ist es ähnlich dem widerfahrenen Glück und Leid. Sein dynamischer Atem ist wie das Auf und Ab des Lebens selbst. Noch immer drückt es für mich eine sehr große Entschlossenheit aus... Und die sagt mir ganz einfach: „Wir haben eine gute Schlacht geschlagen... und gewonnen. Man kommt aus solchen Sachen stärker und klüger heraus. Mach weiter so mit einer klaren Haltung und begrüße die nächste Herausforderung..." Das ist „After The Movement".

Auch wenn Pärt jetzt nicht der musikalische Einfluss war, bleibe ich mal bei ihm: seine Musik ist absolut "metaphysisch", seine Libretti für gewöhnlich religiös. Das scheint bei euch auch so zu sein. Kommen wir doch mal zu euren Texten, auch wenn ich weiß, dass du nicht gern darüber sprichst. Aber angesichts der Tatsache, dass weder ich noch unsere Leser englische Muttersprachler sind, hilfst Du uns doch sicher ein bisschen?! Fangen wir mal mit dem Bandnamen an... Ich hole mal aus: Zunächst war Henoch die einzige biblische Gestalt, die entrückt wurde, wie es so schön heißt; d.h. er ging ins Paradies ein, ohne vorher sterben zu müssen. Nach ihm wurde jene "Sprache der Engel" benannt, in der Dr. John Dee (Mathematiker und Hofastronom von Elisabeth I.) niederschrieb, was verschiedene Engel seinem Medium John Kelley offenbart hatten ...

Nach dieser Einführung kann ich fragen: Gibt es einen überhaupt irgendeinen Zusammenhang zwischen diesem Wiki-Wissen und der Band?


Ich behalte tatsächlich die Inhalte meiner Texte am liebsten für mich. Lass uns das feststellen. Wenn gebohrt wird, bin ich froh, das mit drei einfachen Punkten erklären zu können:

Um auf die größte Crux an deiner Frage zu sprechen zu kommen: ich meine, dass wir uns bei bestimmten „Dingen" bedienen, ebenso bei vielen anderen; ob das nun Religion, Philosophie, Naturwissenschaft oder bloß unser Bauchgefühl ist. Wir lehnen es ab, uns von einer Sache abhängig zu machen. Man selbst legt fest, was man für wahr oder falsch halten will ... innerhalb bestimmter Grenzen. Ich möchte deswegen nicht allzu sehr in die Tiefe gehen, was unsere Vorstellungen angeht. Es ist schlicht das, was wir uns für unsere Musik ausgewählt haben. Schlussendlich sind wir nicht hier, um unseren Glauben zu diskutieren, sondern nur unsere Musik.

Das muss respektiert werden, aber gerade die Musik spricht doch eher für sich, während Band- und Songnamen in ihrer Doppeldeutigkeit schon eher einer Erklärung bedürfen. Ich frag mal vorsichtig nach: Inwiefern ist ENOCHIAN THEORY eine religiöse Band? Oder anders: die Abkürzung für E.T. wird allgemein für extra-terrestrisch, außerirdisch benutzt. Passt dieser Begriff zur Band? Und was wäre der theoretische Teil einer „Enochian Theory"?

Der Name setzt schlichtweg bei unseren Fragen und Ideen an. Theorie? Wahr? Beweis? Wo, wann, wie, warum... alles Fragen, die die Band und ihre drei Mitglieder beeinflussen. Wir operieren auf mehr als bloß einem Level: textuell, musikalisch oder mit dem Namen der Band; da gibt es diverse Interpretationsmöglichkeiten. Wir wissen, was er uns bedeutet... und wir werden die Leute ihn so interpretieren lassen, wie sie es für richtig halten.

Es erscheint mir absolut lächerlich, sich Informationen zu verweigern, weil das angeblich falsch sei - was „Gott" in einem zerbröselndem Buch voller Unsinn gesagt haben soll. Ich finde JEDE Religion hochgradig befremdlich, aber die Macht, die sie haben, ist faszinierend... und erschreckend zugleich.

Wir persönlich begrüßen Wissen ganz einfach, nehmen was WIR davon gebrauchen können und machen uns unsere eigenen Gedanken und Wahrheiten dazu. Es gibt KEINE einzelne Antwort, die zu 100 Prozent Sinn macht. Es gibt Fragen, die kann die Religion nicht beantworten. Und solche, die die Wissenschaft nicht beantworten kann. Also, warum sich limitieren?

Niemand hat alle Antworten parat, auch wir nicht. So sind wir damit beschäftigt, uns durchs Leben zu schlängeln. Was danach kommt... das ist dann der nächste Schritt.

Im Kontext erscheint der Titel "Evolution: creatio ex nihilo", etwas ironisch ... ist er ironisch gemeint? Oder stellt er vielmehr einen absichtlichen Selbstwiderspruch dar... oder, dritter Versuch, ist das moderne Denken auf dem Holzweg, wenn es meint, dass es ein Widerspruch sein muss, wenn man einen szientifischen Begriff wie „Evolution" mit der theologischen These einer Schöpfung aus (dem) Nichts kombiniert?

Der Titel ist offen für Interpretationen und ich werde nicht jemandem den Spaß nehmen, indem ich eine direkte Antwort darauf gebe. Der Titel besagt auf uns bezogen, dass wir uns als Band, als Menschen entwickelt haben und eine gute Platte aus dem Nichts geschaffen haben... Zudem funktioniert er eben noch auf ganz anderen Ebenen und: ja, es ist in der Tat ein Selbstwiderspruch auf einigen Ebenen.

Er ist scherzhaft, aber mit Tiefgang. Naheliegend / eindeutig und zugleich auch nicht. Widersprüchlich, aber wahr.

Wir mögen es, mit vorgefassten Meinungen zu spielen. Wenn die Leute clever genug sind, dahinter zu steigen... Glückwunsch. Falls der springende Punkt übersehen wird... dann wird er halt übersehen... und wir marschieren weiter.

Das sollte man als Schlusswort nehmen... Vielleicht noch drei Literatur- und drei Plattentipps, was man unbedingt gelesen / gehört haben sollte?

Bücher: das Benutzterhandbuch für Pro Tools HD, das Heimwerkerbuch „How To Do Anything Practical Around The Home" und meine Lieblingskomödien: die heilige und die satanische Bibel. Der schiere Geist des Humors, wenn man mich fragt.

Alben: für mich persönlich: Graceland, Infinity and Chaosphere. Die anderen Jungs würden drei verschiedene Platten exquisiten Geschmacks nennen, dessen bin ich mir sicher.

Das war's. Aber ich würde gern noch hinzufügen, dass ich hoffe, E.T. am 03.10. beim ProgPower Festival in Barlo auf der Bühne erleben zu können... Sind in unserer Regionen noch andere Gigs geplant?

Ich würde mich auch freuen, dich zu sehen; und die Bühne mit bestimmten Bands des Billings zu teilen ist schlicht superb.

Wegen anderer Auftritte: Gegenwärtig sind wir noch dabei das zu planen, und wir haben einige tolle Leute, die uns dabei helfen, aber derzeit können wir nur hoffen, ausgiebig auf die Straße zu kommen: Aber wenn sich das so erfüllt, wie wir uns das vorstellen, werden wir sicher gegen Endes des Jahres, Anfang 2010, viel in Europa sein, um das neue Album zu unterstützen.

Das war's nun wirklich: famous last Enochian words..?

Famous last Enochian words....Hmmmm...
Vielleicht so etwas wie "Ugggghhhh...I knew it was you...", als John Dee's gegenüber seinem Meuchelmörder den letzten Atemzug tut.

Ich hoffe, eure Leser werden sich unser Album anhören und etwas für sich daraus ziehen können...

Dir und BurnYourEars: Danke für das Interview. Eure Unterstützung ist außergewöhnlich.