Geschrieben von Montag, 21 Dezember 2009 22:15

Every Time I Die - Interview mit Sänger Keith Buckley zu „New Junk Aesthetic“ und THE DAMNED THINGS

Jordan und Keith Buckley mit Every Time I Die beim 2009 Soundwave Festival Jordan und Keith Buckley mit Every Time I Die beim 2009 Soundwave Festival Foto by TheShinfo

TheShinfo, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

EVERY TIME I DIE lassen es sich nicht nehmen, nach ihrer ausgiebigen Europatour mit IN FLAMES und KILLSWITCH ENGAGE noch einige Solo-Clubgigs zu absolvieren. Davon ist ihr einziger Deutschlandtermin ausgerechnet in Hamburg, was uns natürlich sofort dazu veranlasst hat, den super sympathischen Sänger Keith Buckley zum gelungenen neuen Album „New Junk Aesthetic“ und seinem neuen Sideproject THE DAMNED THINGS zu befragen.

Willkommen zurück in Deutschland, Keith! Ihr habt ja gerade die TASTE OF CHAOS Tour mit IN FLAMES, KILLSWITCH ENGAGE, MAYLENE AND THE SONS OF DISASTER und einigen anderen Bands beendet. Haben Euch die anderen Bands und die europäischen Fans gut behandelt?

Oh – das kam wirklich darauf an, wo wir gespielt haben. Deutschland steht einfach nur auf Metal, und die Fans dort haben nur auf IN FLAMES gewartet. Die Leute, die für IN FLAMES da waren, mochten MAYLENE und uns nicht wirklich. Während unseres Gigs sahen die meisten Leute im Publikum total gelangweilt aus. Wir mussten immer hart daran arbeiten, das jeweilige Publikum für uns zu gewinnen. Aber das ist ok – dafür waren die Shows in Norwegen, Schweden und Großbritannien super. Deutschland war leider wirklich am schlechtesten.

Oh – das tut mir sehr Leid. Ich hoffe, die Show heute kann das wieder gutmachen.

Ich weiß nicht, es sind nicht wirklich viele Leute im Club. Naja – wir werden sehen.

Ich hab noch drei Freunde mitgebraucht ...

(lacht) Ja, danke – das wird helfen!

Ich war übrigens bereits bei der Show in Berlin und fand Euren Gig super, aber Andys (Gitarrist) Twitter Account zufolge war er total unzufrieden („they aren't very nice where we are right now!").

Er war total enttäuscht, dass die Leute in der ersten Reihe einfach nur da standen, auf IN FLAMES gewartet und uns nicht mal ansatzweise eine Chance gegeben haben. Aber die Jungs von IN FLAMES persönlich sind super – sie haben uns einmal sogar eine Flasche Champagner spendiert! Die Tour war ansonsten wirklich fantastisch.

Als Ihr in Deutschland getourt seid, hattet Ihr einen Unfall mit dem Tourbus und musstet einen Gig aussetzen. Was ist genau passiert?

Es war schon ganz schön heftig. In der einen Sekunde lagen wir noch rum und haben uns DVDs reingezogen, und in der nächsten Sekunde wurden wir aus unseren Kojen geworfen, ich bin von der Couch gefallen und gegen den Tisch geflogen und die eine Seite des Busses wurde komplett eingedellt, aber zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Wir mussten die Show in Wiesbaden aussetzen, da wir nicht rechtzeitig einen neuen Bus bekommen haben. Ein Arzt musste aber nicht kommen, ich habe als einziger eine kleine Narbe am Bein davongetragen.

Gibt es sonst noch irgendwelche erwähnenswerten Tourgeschichten von der Taste Of Chaos Tour?

Wir sind mit der Fähre von Stockholm nach Finnland gefahren und Rockstar, der Sponsor für die Taste Of Chaos Tour, hat uns die Firmenkreditkarte in die Hand gedrückt und uns essen und trinken lassen, was immer wir wollten. Es war schon recht wild und wir haben lange gefeiert. Die Rechnung belief sich letztendlich auf über 5.600 Euro.

Haha – sehr schön! Sowas muss dann ja auch ausgenutzt werden! Wo siehst Du die Unterschiede, wenn Du die europäischen mit den amerikanischen Fans vergleichst?

Ich glaube, dass europäische Fans eigentlich meistens nur die Headliner sehen wollen. Ich denke, wenn beispielsweise nur IN FLAMES spielen würden, wären sie glücklich damit. Sie interessieren sich nicht wirklich für die Supportbands.

Ich glaube das siehst Du zu krass.

Nee – es ist wirklich so, aber das ist auch ok, denn eines Tages werden wir der Headliner sein. (alle lachen)

MAYLENE AND THE SONS OF DISASTER sind bei Eurer alten Plattenfirma Ferret Records. Wieso habt Ihr Euch dafür entschieden zu Epitaph zu gehen, nachdem Euer Vertrag mit Ferret ausgelaufen ist?

Epitaph haben sehr viele tolle Bands unter Vertrag.

Die Bands dort kommen aber eher aus der Punkrichtung.

Ja – das stimmt, aber sie erwarten von Dir keinen Radiohit. Auf eine gewisse Art sind sie immer noch independent. Sie haben, wie gesagt, einige tolle Bands wie beispielsweise CONVERGE, THURSDAY und vor kurzem sogar ALKALINE TRIO gesignt.

Hättet Ihr die Möglichkeit gehabt, bei Ferret zu bleiben?

Nicht wirklich. Sie haben sich in eine andere Richtung entwickelt und angefangen, Bands zu managen. Ferret ist im Prinzip keine richtige Plattenfirma mehr, daher denke ich, dass es die richtige Entscheidung war, zu gehen.

Habt Ihr schon mal Angebote von einem Major Label erhalten?

Nein, nicht wirklich. Wir haben unserem Management auch immer gesagt, dass wir kein Interesse haben, einen Vertrag bei einem Major zu bekommen. Das einzige Majorlabel, welches uns signen wollte, war Fueled By Ramen. Das ist ein Pop/Punk Label und keiner von uns dachte, dass wir zu ihnen passen, daher haben wir abgelehnt.

Bei Euch gab es in der letzten Zeit zwei entscheidende Veränderungen im Line-Up. Warum hat Euer alter Drummer Mike „Ratboy“ Novak, der „New Junk Aesthetic“ noch mit Euch aufgenommen hat, die Band verlassen?

Wir haben uns während der Aufnahmen zum neuen Album schon nicht mehr so gut verstanden und es gab permanent Meinungsverschiedenheiten. Mike ist teilweise nicht zu den Aufnahmeterminen erschienen und lieber bei seiner Freundin geblieben. Das kam dann immer häufiger vor, und irgendwann ist er dann gar nicht mehr erschienen und seine Freundin hat im Internet fiese Geschichten über uns andere in der Band verbreitet. Wir haben die beiden dann damit konfrontiert und es kam keine Entschuldigung, sondern die zwei hielten an ihren Äußerungen fest. Irgendwann haben wir Ratboy dann vor die Wahl gestellt – entweder die Band oder seine Freundin, und er hat sich für sie entschieden. Das ganze war wirklich schlimm und wir haben jetzt auch überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihm. Aber jetzt haben wir mit Ryan (Leger) sowieso einen viel besseren Drummer gefunden und wir alle verstehen uns einfach super. Außerdem bin ich nun nicht mehr der einzige Raucher in der Band und kann mir von ihm auch mal eine Kippe schnorren. (alle lachen)

Die andere Veränderung in der Band ist Euer neuer Bassist Josh Newton. Ich habe gelesen, er ist bereits der zwölfte Bassist für EVERY TIME I DIE?

(lacht) Ja – das kommt hin.

Warum verliert Ihr immer Eure Bassisten?

Ich weiß auch nicht, warum. Aber wir behalten Josh jetzt – wir lieben ihn! Eine zeitlang hatten wir es so satt bekanntzugeben, dass wir einen neuen Bassisten haben, weil wir oft nicht wussten, ob derjenige in die Band passt. Daher haben wir den neuen Jungs dann von vorne herein gesagt, dass sie uns nur für eine Tour begleiten können, damit wir nicht wieder bekanntgeben mussten, dass wir sie rausgeschmissen haben. Aber Josh ist definitiv ein permanentes Mitglied von EVERY TIME I DIE.

Euer neues Album „New Junk Aesthetic“ ist hier in Deutschland bereits im September erschienen, und es ist wirklich super geworden! Ihr habt ja wieder mit Steve Evetts als Produzent gearbeitet, der bereits „The Big Dirty“ für Euch produziert hat, aber in meinen Ohren ist der Sound von „New Junk Aesthetic“ wesentlich härter und roher als auf „The Big Dirty“. Wolltet Ihr bewusst eher wieder zum Sound Eurer älteren Platten wie „Hot Damn!“ zurückgehen?

Es war uns wichtig, dass das neue Album diesen roheren Sound hat, weil wir so mehr das Livefeeling rüberbringen können. Es sollte nicht so sehr diesen Studiosound haben. Wir sind permanent auf Tour und daher legen wir Wert darauf, dass wir fast jeden Song von „New Junk Aesthetic“ live spielen können. Heute Abend werden wir viele Songs aus dem neuen Album spielen.

Oh – das freut mich. Weißt Du schon, wie lange Ihr spielen werdet?

Ich glaube 45 oder 50 Minuten.

Das ist viel zu kurz.

Nein – ist es nicht, es sind ja auch nur sieben Leute da drinnen. (alle lachen)

Ich war wirklich beeindruckt, dass Jordan (Buckley Gitarrist) das komplette Artwork für „New Junk Aesthetic“ gemacht hat. Warum habt Ihr vorher nie mit ihm gearbeitet?

Ich wusste nicht, dass er dazu in der Lage ist. Er hat damit alle überrascht. Wir wussten natürlich, dass er Illustration studiert hat, aber er hat so lange nicht mehr gezeichnet und erst kürzlich wieder damit angefangen. Dann hat er vorgeschlagen, das Artwork zu machen und wir haben ihm die Chance gegeben - er hat uns alle überrascht. Ganz früher hat Jordan T-Shirts für die Band entworfen – da ist er noch zur Schule gegangen und seit dieser Zeit habe ich ihn nicht sehr viel zeichnen sehen. Aber er hat sich jetzt dafür entschieden, wieder damit anzufangen, und das Talent hat er einfach. Wir werden ihn jetzt immer „benutzen“.

Ihr habt wieder einige Gastmusiker auf „New Junk Aesthetic“ wie Greg Puciato (DILLINGER ESCAPE PLAN) oder Matt Caughtran (THE BRONX), und ich habe gelesen, dass Pete Wentz von FALL OUT BOY auf „After One Quarter Of A Revolution“ mitsingt. Was mich allerdings verwundert hat, war, dass auf dem Infozettel der Promoagentur nur die ersten beiden Sänger genannt werden und das, obwohl Du Pete immer verteidigt hast, wenn Leute sich darüber beschwert haben, dass Ihr mit ihm gearbeitet habt.

Ja, das habe ich. Pete wollte selbst nicht genannt werden. Er war besorgt, dass die Leute den Song nicht mögen könnten, nur weil er darauf mitsingt. Daher haben wir anfangs versucht zu verschweigen, dass Pete uns unterstützt hat. Aber als den Leuten der Song dann immer mehr gefallen hat und sie wissen wollten, wer darauf mitsingt, haben wir daraus auch kein Geheimnis mehr gemacht. Pete ist ein guter Freund von mir, ich würde ihn daher immer verteidigen.

Viele Songs auf dem neuen Album wie „Organ Grinder“ und „Buffalo 666“ handeln davon, permanent beobachtet zu werden. Habt Ihr persönliche Erfahrungen gemacht, die Euch dazu animiert haben, dieses Thema zu wählen? Wie beispielsweise Fans, die es ein wenig zu weit treiben und Euch vielleicht sogar stalken?

Naja – nicht wirklich stalken. Es ist einfach so, dass jeder heutzutage sein Handy mit einer Kamera hat und es kaum noch Privatsphäre gibt. Das ganze ist natürlich noch heftiger, wenn man in einer Band ist. Ein perfektes Beispiel dafür ist, dass ein Video von mir nach dem MY CHEMICAL ROMANCE Konzert beim Karaoke Singen hier in einem Club in Hamburg auf Youtube existiert. Ich hatte keine Ahnung, dass jemand filmt. Wir hatten einfach Spaß und waren betrunken und irgendjemand hat das einfach aufgenommen und ins Internet gestellt und mich wie einen Idioten aussehen lassen. Wenn so etwas passiert, wirst Du mit der Zeit vorsichtiger und denkst mehr darüber nach, was Du tust. Meine Eltern haben das Video sogar gesehen und das hat mir dann doch etwas Angst gemacht.

Aber auf Euren DVDs und auch Deinem persönlichen Twitter Account gehst Du mit einigen privaten Dingen trotzdem recht offen um. Daher wissen viele Fans, dass Du gerade Dein "Highschool-Sweetheart" Lindsay geheiratet hast und einige Fans durften Deinen Junggesellenabschied miterleben, was wirklich eine tolle Geste ist! Aber macht es Dir nicht von Zeit zu Zeit Angst, wenn Leute vorgeben, Dein bester Kumpel zu sein und einfach alles über Dich wissen?

Nein, nicht wirklich, denn wir haben wirklich großartige Fans und keine hysterischen Teenies wie manche andere angesagte Band heutzutage. Wir waren beispielsweise mit BRING ME THE HORIZON auf Tournee, und sie haben hauptsächlich 14jährige Mädels als Fans, die anfangen zu weinen und ausrasten, wenn sie die Jungs von der Band sehen. Solche Fans haben wir nicht – unsere Fans wollen einfach mit uns abhängen und trinken. Die paar Jungs, die zu meinem Junggesellenabschied gekommen sind, waren aus meiner Heimatstadt und sie haben mir Drinks spendiert und mir gratuliert. Das war wirklich super. Ich denke, unsere Fans sind einfach reifer und sie wissen, wie man sich benimmt. Sie wollen einfach ein Teil des Ganzen sein und reißen sich nicht darum, den ganzen Abend mit den Bandmitgliedern zu quatschen.

Ihr seid ja kurz nach der Hochzeit nach Europa aufgebrochen – da hattet Ihr wohl keine Zeit mehr für einen anständigen Honeymoon?

Naja schon, aber es war eher ein dreitägiger Funnymoon in Mexiko. Es war eiskalt – aber so ist das Leben. Wir holen das definitiv nach!

Du hast ein Tattoo auf der Brust, auf dem steht „Armor Fati“ (Umarme Dein Schicksal) – glaubst Du an Schicksal oder Willensfreiheit?

Ich glaube definitiv an Willensfreiheit. Zu der Zeit, als ich das Tattoo habe machen lassen, war ich sehr jung und es gab da eine bestimmte Situation, die einfach so ausgehen musste, wie es letztendlich gelaufen ist – ich hatte zu der Zeit das Gefühl, absolut hilflos zu sein. Es kam mir so vor, als wäre alles und jeder gegen mich und ich konnte nicht anders mit dieser Situation umgehen, als wie ich es dann letztendlich getan habe. Es war eine wirklich hässliche Situation – es ging um das Ende von alten Beziehungen und Freundschaften, und zu der Zeit dachte ich dann, dass diese Dinge aus einem bestimmten Grund passieren; trotzdem denke ich absolut nicht, dass alles vorherbestimmt ist. Irgendwie ist es eine Mischung aus beidem: man handelt bewusst und freiwillig, aber man trifft diese Entscheidung doch irgendwie aus einem bestimmten Grund. Naja – es ist schwierig zu erklären.

Ich weiß aber, was Du damit meinst. Mein Freund lässt sich übrigens demnächst den gleichen Spruch tätowieren – zwar nicht auf die Brust, sondern auf seinen Arm.

Echt? Das ist ja cool – ich habe in Australien mal ein Mädel getroffen, die „Armor Fati“ genau wie ich auf die Brust tätowiert hatte. Für eine Frau finde ich diese Stelle aber zu krass. Der Spruch kommt auch nicht von mir – er ist von Friedrich Nietzsche.

Ja, stimmt! Bei Frauen gefallen mir Brusttattoos auch nicht wirklich. Da Du nahezu am ganzen Körper tätowiert bist – welches Tattoo hast Du Dir als letztes stechen lassen?

Oh – ich habe mir als letztes den Namen meiner Frau auf den Arm tätowieren lassen. Schau mal!

Das ist wirklich süß!

Oh danke – ja, ich denke, das war das letzte Tattoo. Ich hab es mir letzten Sommer stechen lassen.

Ich habe außerdem gelesen, dass Du an einer vaskulären Malformation leidest. Wie äußert sich diese Krankheit genau?

Ja, richtig. Es ist eine Art Gefäßmissbildung in meinem Gehirn. Daher kommt es von Zeit zu Zeit zu einer Anhäufung von Blutkörperchen, die eigentlich nicht da sein sollten. Dadurch bekomme ich ab und an nervöse Ticks, die ich nicht kontrollieren kann. Es ist wie eine Art harmloses Tourette Syndrom.

Hat diese Krankheit manchmal Auswirkungen auf Deine Liveperformance?

Nein - nicht wirklich. Ich muss teilweise Worte rückwärts buchstabieren und mich darauf konzentrieren, was ich sagen möchte. Auf der Bühne ist eigentlich der einzige Zeitpunkt, bei dem ich die Krankheit nicht bemerke bzw. komplett ignoriere.

Krass, was es so für Krankheiten gibt! Ich dachte zuerst, dass die allergische Reaktion auf den Tequila, die man auf Eurer DVD sieht, von dieser Krankheit verursacht wird.

(lacht) Nein, nein. Die Allergie hab ich nur vererbt bekommen.

Das sah wirklich fies aus…

Es fühlt sich auch fürchterlich an. (lacht)

Wie schaffst Du es dann, auf Tour auf Deine Gesundheit zu achten?

Eigentlich gar nicht – erst wenn ich nach Hause komme, lebe ich wieder einigermaßen gesund. (lacht) Zu Hause achte ich auf meine Ernährung und treibe mehr Sport. Obwohl – auf Tour mache ich eigentlich gar keinen Sport, haha ...

Ich habe von Deinem Nebenprojekt FINALE gehört. Musikalisch ist die Band eigentlich das komplette Gegenteil von EVERY TIME I DIE – die Musikrichtung ist eher Indie und Ihr spielt einige der Songs sogar akustisch. Wie schaffst Du es bei dem ganzen Gescreame mit EVERY TIME I DIE Deine Stimme dafür zu schonen?

Ehrlich gesagt habe ich für FINALE immer erstmal etwa zwei Wochen Pause gebraucht. Allerdings gibt es FINALE mittlerweile nicht mehr wirklich. Aber zu der Zeit, als ich auf Tour einige Songs auf meinem kleinen Rekorder als Demos aufgenommen habe, um sie nach Hause zur Band zu schicken, hörte sich meine Stimme durch das ganze Geschrei mit EVERY TIME I DIE einfach komplett anders an. Ich musste dann wirklich zwei bis drei Wochen warten, um Songs mit FINALE aufnehmen zu können. Es ist also wirklich hart. Ich kann nicht einfach eine EVERY TIME I DIE Show machen und dann im Bus Demos für FINALE aufnehmen – das ist einfach nicht möglich.

Ich habe Anfang des Jahres ein Interview mit Brock von 36 CRAZYFISTS geführt, und er meinte, dass er sich nicht vorstellen kann, mit 40 immer noch Shows zu spielen, bei denen er die Leute anschreit. Wie sieht das bei Euch aus? Denkst Du, Ihr werdet mit 40 noch dieselbe Musik machen wie jetzt?

Nein – ich glaube nicht, dass ich mit EVERY TIME I DIE noch lange ausschließlich Schreien werde. Aber sogar die BEATLES haben Songs, die Screams enthalten. PAUL MCCARTNEY schreit teilweise heute noch – so auch MICK JAGGER von den STONES oder STEVEN TYLER von AEROSMITH. Ich denke, letztendlich wird es auf eine Mischung aus cleanem und gescreamten Gesang hinauslaufen. Aber keine Angst, komplett werden wir unseren Stil nicht verändern.

Sehr gut! Wo wir gerade bei den BEATLES sind – wart Ihr schon beim BEATLES Platz?

Ich hab das gesehen – was ist denn da genau? Muss man Geld dafür bezahlen, Fotos in diesen Skulpturen machen zu lassen?

Nein, es ist umsonst, und vielleicht könnt Ihr das für Eure neue DVD festhalten.

Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde nach der Show mal dorthin gehen.

Ich habe gerade gelesen, dass Du noch ein weiteres Nebenprojekt am Start hast, mit Mitgliedern von FALL OUT BOY und ANTHRAX – THE DAMNED THINGS?!

Yeah, das stimmt. Wir haben bereits etwa 15 Demos fertig und die Jungs kommen nach Sylvester nach Buffalo, um die Songs mit mir aufzunehmen. Danach schauen wir dann, ob sich ein Label für uns interessiert. Es ist übrigens absolut keine Metalband.

Nein?


Nein – wirklich nicht. Alle denken, dass es eine Metalband ist, aber es gibt absolut kein Screaming. Ich singe ausschließlich – THE DAMNED THINGS sind einfach eine Rock’n Roll Band. Sehr THIN LIZZY-, LED ZEPPELIN-mäßiges Zeug.

Sehr cool – ich bin gespannt! Befürchtest Du nicht, dass THE DAMNED THINGS erfolgreicher sein könnten als EVERY TIME I DIE?

Vor sowas hab ich doch keine Angst (lacht laut los). Nein, im Ernst: FALL OUT BOY ist Joes und Andys Priorität und ANTHRAX ist Scotts und Robs Prio, so wie EVERY TIME I DIE für mich am wichtigsten ist. Außerdem werden wir mit THE DAMNED THINGS nicht die Möglichkeit haben, viel zu touren. Wenn wir die Möglichkeit haben, eine Woche mit der neuen Band zu touren, ist das cool – wenn nicht, ist es aber auch nicht schlimm. Ich denke, wir müssten viel touren, um die Band erfolgreich zu machen und leider haben wir nicht viel Zeit zu touren. Vielleicht sind ein paar Festivalshows wie ROCK AM RING und ROCK IM PARK drin – das wäre super!

Ich drück die Daumen, dass das klappt! Ich habe gelesen, dass Du früher Englischlehrer warst. Könntest Du Dir vorstellen, das in der Zukunft wieder aufzugreifen?

Ja – auf jeden Fall! Ich habe vor, irgendwann mein Diplom zu machen.

Und dann gibt es noch das Gerücht, dass Du einen Club in Buffalo eröffnen möchtest?


 Auch das stimmt – ich versuche es, aber das ganze ist wirklich schwieriger als zuerst angenommen. Wir haben schon einen Club gefunden, aber dann haben wir herausgefunden, dass es so viele Auflagen zu erfüllen gibt. Das schwierigste Thema ist das mit dem Alkoholausschank an Minderjährige. Wir hätten die komplette Verantwortung dafür und das wollen wir nicht. Es ist wirklich schwierig und es wird Zeit, dass ich wieder nach Hause komme und alles Notwendige abkläre.

Ok – ich drück die Daumen. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview genommen hast, Keith! Hier ist meine letzte Frage – passend zur Jahreszeit. Wie wirst Du Weihnachten verbringen? Gibt es bei Euch eine Art jährlich wiederkehrende Tradition?


Sehr gerne – es hat Spaß gemacht! Bei uns in der Familie spielt sich Weihnachten hauptsächlich an Heiligabend ab. Die komplette Familie findet sich bei meinen Eltern ein und wir betrinken uns alle, tauschen Geschenke aus und hauen uns später dann richtig die Bäuche voll. Ich versuche immer, die Weihnachtstradition aufrecht zu erhalten. Ich schau mir eigentlich auch jedes Jahr „The Grinch“ und „It’s A Wonderful Life“ im Fernsehen an. Ich liebe das!