Geschrieben von Dienstag, 02 Februar 2010 18:39

Bloodline Severed – Interview mit Sänger Corey Weaver und Gitarrist Aaron Macemore

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Vor ungefähr einem dreiviertel Jahr fliegt eine silberne Scheibe über den atlantischen Ozean ins alte Europa, von einer bis dato recht unbekannten Band. Ein munterer Stilmix aus brutaler Härte und rosaroten Melodien zeigt, dass die Truppe modern sein will und sich nicht scheut, Altes mit Neuem zu verbinden. Da in der Metal-Szene Religiosität zumindest in der Öffentlichkeit oft nicht sehr populär ist, ist es umso interessanter, auch einmal die Meinung einer christlichen Band zu erfahren.


Natürlich muss niemand den Lehren christlicher Konfessionen zustimmen. Dieses Interview soll auch nicht Missionarszwecken dienen, sondern nur die Meinung der Band darstellen. Wer also schon bei den Worten "Jesus", "Christus" oder "Gott" Gesundheitsprobleme bekommt, sollte hier lieber abbrechen. Alle anderen lesen im Folgenden über Lämmer, Ziegen und den ewigen Kampf von Gut und Böse. 


Hallo zusammen. Wie geht's euch denn? Wie ist die Stimmung in der Band?

Aaron: Wir sind aufgeregt wegen des Releases unserer neuen Musik, und wir schauen in die Zukunft. Oder wie geht es dir da, Corey?

Corey:
Ich finde, wir sind zurzeit spirituell in richtig guter Laune, und ich muss Aaron zustimmen: ich kann es kaum erwarten, dass die neue Musik rauskommt. Es ist bei weitem das beste, innovativste Material, das wir jemals geschrieben haben. So gesehen geht es uns prima!

"Visions Revealed" ist euer erstes Album. Deshalb stellt den europäischen Lesern doch bitte mal eure Band kurz vor.

Corey: Gut, also ich bin der Sänger der Band, David ist unser Bassist, Aaron ist einer der Gitarristen, Derek der andere, John ist unser Drummer und neuerdings, seit diesem Album, ist Amy Corzine (Dereks Frau) am Keyboard mit dabei.
Wir sind wirklich nur ein Haufen lockerer Typen, die Musik und Gott lieben. Seit acht Jahren sind wir jetzt eine Band, doch nur David und ich sind von Anfang an Bandmitglieder. Damals gab es uns noch unter anderem Namen, aber wenn ich es heute betrachte, besteht die Band als solche mit Derek und Aaron seit gut zwei Jahren.

Wenn jemand euch nicht kennt, wie würdet ihr ihm den Sound euerer aktuellen Platte beschreiben?

Corey: Der beste Weg das zu beschreiben wäre, es Progressive Modern Metal zu nennen... Ich glaube, so hat es unser Label genannt, und ich finde es gut. Um ehrlich zu sein finde ich es immer sehr schwierig, Musik so genau zu kennzeichnen, da die Liste von Genres immer länger wird. Wir haben verschiedenste Einflüsse in unserem Stil. Wir benutzen wirklich alles mögliche, von Death und Black Metal über leichte Hardcore-Einflüsse, progressiven Touch und so weiter.

Aaron: Musikalisch sind wir von einer großen Anzahl an Stilarten und Bands beeinflusst. Auf „Visions Revealed" gibt es starke Einflüsse von amerikanischem Metalcore, europäischem Melodic Death und progressiven Spielarten.
Wir haben das Album geschrieben in einer Zeit, als unsere Band mehrere interne Veränderungen durchlief. Stücke wie „Fear Of Reality" oder „Visiones Revealed" und drei oder vier andere wurden über ein Jahr, bevor Derek und ich in die Band kamen, geschrieben. Derek kam damals mit einer Hand voll Songs an, die er schon komponiert hatte, und ich kam mit „Internal Battles", sodass „Silhouette Of Doubt" eigentlich das einzige Stück ist, das wir gemeinsam als Gruppe zu Papier gebracht haben.
Wir alle haben individuelle, unterschiedliche Genres, die auf uns einwirken. Corey mag alles Mögliche von Hardcore, über Metal und Deathcore bis hin zu Popmusik, während David nur Metal und Deathcore bevorzugt. Johns Einflüsse sind eine Mischung aus Hardcore und Deathcore, Derek favorisiert Metal ohne „core", und auf mich färbt progressiver und extremer Metal ab. Meiner Meinung nach macht uns dies zu BLOODLINE SEVERED, wir nehmen alle unsere Einflüsse auf und machen die Musik daraus, die uns gefällt.

Es ist kein Geheimnis, dass eure Band einen christlichen Hintergrund hat. Auf dem CD-Cover kann man in der Mitte einen großen Baum sehen, von links kommt aus dem Licht ein Schaf, während von rechts aus dem Feuer eine Ziege kommt. Ist das der Kampf zwischen Himmel und Hölle, oder was bedeutet dieses Bild?

Aaron: Ich glaube, du denkst da viel zu tiefsinnig, es ist nichts anderes als eine schicke Streichelzoo-Broschüre.

Corey:
Aaron, du hast einen Knall. Aaron ist normalerweise nicht der lustige Typ in unserer Band, aber das ist wirklich witzig. Spaß beiseite, du hast Recht, dieses Album ist eine Art Themen-Album.
Es gibt zwei Wege im Leben, die wir wählen können... Mit Christus (welcher durch das Lamm aus dem Licht symbolisiert wird) oder du kannst den anderen Pfad wählen, der gegen Christus ist (die Ziege aus dem Feuer). Es gibt nur zwei Möglichkeiten, so haben wir es in der Schrift gelesen. Der Mensch versucht sich andere Routen oder Pfade vorzuspielen, das sind die, welche weder an Gott noch an den Teufel glauben, aber in der Bibel findet man heraus, dass dieser Weg ebenfalls nach unten führt, also den Weg mit der Ziege. Es gibt nur zwei Wege im Leben, wir müssen und können Gott oder Satan wählen – das war's.
Diese Platte spielt eine große Rolle für das kommende Album, an dem wir gerade schreiben und das wir im Februar aufnehmen werden. Die neue Scheibe wird ein Kampf sein zwischen Gut und Böse, richtig und falsch, Gott und dem Teufel, ein Kampf "Wir vs. Dämonen"! Das wird bestimmt klasse!

Für welche religiösen Prinzipien steht ihr? Und wie wichtig ist für euch der christliche Inhalt eurer Songs?

Corey: Wir sind alle Christen, wollen aber nicht unsere genaue Konfession preisgeben. In Wahrheit haben wir alle unterschiedlich konfessionelle Hintergründe, aber wir gehören alle zusammen unter dem Zeichen des Christseins. Wir haben diesen Weg gewählt, denn Christ zu sein bedeutet nichts anderes, als eine Beziehung zu Christus zu haben und nicht, welcher Konfession man angehört. Die anderen, die das so sehen, sind Menschen, welche zwar auch keine schlechten Praktiken ausüben, doch kann man sie nicht zu denjenigen zählen, die eine wahrhaftige Beziehung zu Gott haben.
Wir wollen nicht unseren Glauben jemandem eintrichtern und überstülpen, aber Gott hat uns befohlen, über ihn und unsere christliche Praxis zu sprechen. Über viele Jahrhunderte hinweg haben alle Menschen versucht, sich einen Gott zu erschaffen, der ihnen eine Richtung im Leben gibt, ob man nun von Gottesglauben redet, mythologischen Göttern, Magie, Satanismus oder vom Glauben, dass der Mensch Gott wäre. Wir erzählen nur etwas von dem Gott, dem wir dienen; er ist der Gott und höchste Herrscher, von dem wir erzählen sollen.
Insofern es um die Wichtigkeit des christlichen Inhalts unserer Lyrics geht, kann man sagen, dass wir keinen anderen Weg wählen würden; es ist der Weg, wie wir unsere Geschichte erzählen wollen. Ich denke, dass Christen in der Vergangenheit Feiglinge waren. Sehr viel, was die Welt über das Christentum weiß, sieht sie im Fernsehen oder sonstigen Quatsch da draußen, der für sich in Anspruch nimmt, im Namen Gottes einen Haufen schlechter Dinge zu machen. Das ist es nicht, worum es bei Gott geht, und diese Menschen sind nicht seine Kinder... das müssen wir der Welt sagen.

In den Genres härterer Musik, speziell natürlich Black Metal, sind die meisten Bands gegen Religionen. Meiner Meinung nach benutzen sie auch des Öfteren recht eindimensionale Argumente für ihre Pamphlete. Wie steht ihr zu den Statements solcher Bands?

Corey: Keiner von uns lässt sich daran hindern, von unserer Geschichte und unserem Glauben zu erzählen, und ich würde nicht versuchen, ihre Botschaften zu stoppen. Lass uns nicht vergessen, warum wir die Musik haben. Sie ist ein Ausdruck von dir oder deinem Glauben. Musik war schon immer dazu da, frei sich auszudrücken und wir drücken eben aus, was wir glauben.
Hier in den USA wurden wir bisher nicht wegen solcher Dinge bloßgestellt. Jedes Mal, wenn wir unseren Glauben anderen Bands mitgeteilt haben, haben wir üblicherweise einfach darin übereingestimmt, dass wir nicht übereinstimmen. Sie haben uns für unseren Glauben respektiert und wir haben sie respektiert, dass sie hinter ihrem Glauben stehen. Ich könnte mir vorstellen, dass das etwas anders liefe, wenn wir in Norwegen mit einigen Black Metal-Bands spielen würden. Es wird immer ein Kampf wüten, der im Unsichtbaren bleibt; ob wir an diesen glauben oder nicht, das ist die wirkliche Frage.

Was würdet ihr antworten, wenn diese Leute euch mit ihrer Meinung über Religion konfrontieren: dass Religionen das Denken einschränkt und für Kriege verantwortlich ist?

Aaron: Ich kann dem nur zustimmen, dass Religion für Einschränkung und Kriege verantwortlich ist. Christentum ist keine Religion (Anm.: Da ist die landläufige Meinung eher eine andere), es ist eine Beziehung zu Gott, unserem Schöpfer und Retter. Sie leitet uns, wie wir unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen leben. Ich denke, viele Menschen missverstehen das Christentum aufgrund seiner Geschichte, Stichwort "Christentum als Katalysator für Krieg und Knechtschaft".
Christentum ist einfach. Es nimmt den Menschen heraus aus der Gleichung der Erlösung. Dies ist ein Geschenk von Gott aus Liebe zu seiner Schöpfung. Doch die Menschen haben recht, wenn sie annehmen, dass wenn ein Mensch versucht, zwischen einem anderen Menschen und Gott zu vermitteln, dass dies eine Form von Einschränkung ist und in einem Krieg enden kann. Aber der wirkliche Dreh- und Angelpunkt bei dieser Frage ist doch: glaubst du an Gott?!

Was bedeutet der Titel eures Albums? Welche „Visionen werden offenbart"?

Corey: Der Titel stammt eigentlich von dem Song gleichen Namens. Der Song handelt hauptsächlich von dem Preis, den Christus für uns alle auf Golgatha (Anm.: Der Berg, auf dem Jesus nach dem neuen Testament gekreuzigt wurde) bezahlt hat. Wenn Jesus Träume und Visionen hatte, in denen er für die Menschheit starb, dann bin ich mir sicher, er würde sich fragen, was diese Träume und Visionen sind. Denn die meisten Menschen kommen zu einem Punkt, an dem sie nicht mehr an ihn glauben, seine Träume und Visionen und an den Preis, den er gezahlt hat. Jesus Christus hat an jeden gedacht, auch an die Menschen, die ihn verleugnen würden: Für ihn waren wir die „offenbarten Visionen" und für uns – seit wir ihn gefunden haben – ist er unsere „offenbarte Vision".
Wie entsteht ein Album bei BLOODLINE SEVERED?
Aaron: Gutes Timing, wir werkeln wie gesagt bereits an unserem Nachfolgealbum. Fünf Songs sind schon fertig und wir sind sehr gespannt auf die Richtung der Musik und der Texte.
Aber „Visions Revealed" wurde ja über einen Zeitraum von vielen Jahren von unterschiedlichen Musikern geschrieben, die nicht mehr in der Band waren. Es ist ein „Konzeptalbum", aber nur in textlicher Hinsicht. Auf „Visions" nahmen wir die älteren Stücke und schrieben Riffs dazu oder arbeiteten die vorhandenen um, bevor wir zum Aufnehmen gingen. Derek dachte sich Gitarrensoli zu den älteren Songs aus, und wir beide kreierten welche für die neueren Stücke („Reborn", „Coalition", „Internal Battle"). Insgesamt sind wir gesegnet mit der Art, wie das Visions-Album herauskam, denn wir bekamen einen Vertrag bei Bombworks, wurden stärker promotet, als wir es jemals alleine geschafft hätten; und wir bekamen die Möglichkeit, unsere Musik einem breiteren Publikum, besonders auch in Europa, zugänglich zu machen.
An der folgenden Platte haben wir bisher in einem recht langsamen Prozess gearbeitet. Wir proben und komponieren nur einmal pro Woche, aber das haben wir gerade auf zwei Tage aufgestockt. Deshalb wird jeder Song komplett von der ganzen Truppe geschrieben sein; das kommende Album wird also ein strahlendes Beispiel dafür, was BLOODLINE SEVERED musikalisch und lyrisch ist. Corey und wir alle haben um die Richtung unserer Texte gebetet, und nach dem, was uns Corey bisher von den aktuellen Ergüssen gezeigt hat, wird es vom lyrischen Standpunkt aus ein augen-öffnendes Konzeptalbum mit der passenden Musikerfahrung.

Einige der Chorusse, zum Beispiel in "Internal Battles With Eternal Consequences", sind vielleicht ein bisschen zu catchy oder süßlich. Können wir in Zukunft härteren Stoff erwarten, ein paar Experimente, oder werdet ihr in eurem aktuellen Sound konstant bleiben?

Aaron: Genau das habe ich mir auch gedacht. Als ich das erste Mal den Chorus von „Internal Battles..." gehört habe, musste ich an einen Chor mit kleinen Jungs denken. Corey hat echt eine tolle klare Stimme, korrigiere mich, wenn ich falsch liege (Anm.: Nein, da würde ich zustimmen.). Aber sein Herzenswunsch ist es, mit diesen epischen Refrains in unserer Musik weiterzumachen.
Seine Stimme ist ja sein Instrument, und wer bin ich oder jemand anderes in der Band, der ihm sagen dürfte, er solle die Refrains nicht so singen? Das wäre ja so, als ob er mir oder Derek sagen würde, wir sollten aufhören mit Solispielen, John sollte seine Blastbeats lassen oder David das Bassslapping. Wir haben ein bisschen darüber gesprochen, ich denke, dass wir auf dem neuen Album ein bisschen mit anderen Harmonien experimentieren werden, aber das ist auch wieder Coreys Sache.

Corey: Ich singe seit ich fünf Jahre alt bin, und ich habe deutlich länger bisher gesungen als gescreamt. Deshalb hat Aaron Recht wenn er sagt, dass ich die großen epischen Chorusse nicht herausnehmen will, und wir waren als Band auch immer damit einverstanden. Allerdings denke ich, war es in diesem Fall ein bisschen zu schmalzig, aber ich will auch immer etwas anderes ausprobieren. Auf der neuen Scheibe wird mehr von dem „dreckigen" Gesang zu hören sein, aber ich werde immer so weiter machen, wie Gott und ich fühlen, dass es richtig ist, und dafür werde ich mich nicht entschuldigen. Aber ich verstehe sehr gut deinen Einwand.

Habt ihr Pläne für Touren oder Festivals im laufenden Jahr?

Corey: Ja, wir halten gerade Ausschau nach Touren und Festivals dieses Jahr. Wir werden wahrscheinlich auf dem Ichthus-Festival und dem Cornerstone-Festival spielen, während wir auf einer Tour Richtung Cornerstone unterwegs sind. Wir bemühen uns dieses Jahr darum, einiges an Shows zu spielen und natürlich auch bei großen Festivals aufzutreten.

Vielen Dank, Jungs, für das Interview! Der letzte Satz gehört euch.

Aaron: Ich finde, du hast einige tolle Fragen aufgeworfen, die wir noch nie so gefragt wurden. Dafür möchte ich dir danken. Ich hoffe, wir werden die Möglichkeit haben, in Zukunft weiterhin über unsere Band und unsere Predigt mit dir und deinen Lesern zu diskutieren.

Corey: Ich möchte dir auch für das Interview danken, das uns ermöglicht hat, unsere Botschaft loszuwerden. Ich möchte allen Lesern sagen, dass wir sie lieben und dass wir sie hoffentlich dieses Jahr sehen. Außerdem möchte ich euch bitten, dass ihr auf unserer Webseite mit Posts, Blogs und Videos über das neue Album mit dabeibleibt. Das wird eine Scheibe sein, die euch allen gefallen wird. PREPARE FOR BATTLE!

http://www.myspace.com/bloodlineseveredbls