Geschrieben von Dienstag, 17 Mai 2011 00:00

Scream It Like You Mean It Tour 2011 – Hamburg, Logo

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Es ist Mitte Mai und der Frühsommer, der uns Hamburgern die letzten paar Wochen versüßt hat, legt zur Zeit eine Pause ein. Dass uns die drei aufstrebenden Bands der Post-Hardcore Szene im Rahmen der „Scream It Like You Mean It“ Tour heute im Hamburger Logo trotzdem ordentlich einheizen werden, steht für mich außer Frage. Am Start: WE CAME AS ROMANS, THE WORD ALIVE und THIS OR THE APOCALYPSE.


Leider sind MISS MAY I seit ein paar Tagen nicht mehr dabei, was eventuell daran liegen könnte, dass sie spontan für YOU AND ME AT SIX und BLEEDING THROUGH bei der australischen PARKWAY DRIVE Tournee, die am 18. Mai startet, eingesprungen sind. Fairerweise gibt es für die Leute, die sich das Ticket nur gekauft hatten, um MISS MAY I zu sehen, die Möglichkeit, sich das Geld zurückerstatten zu lassen.
Als wir um 19:45 Uhr beim Hamburger Logo ankommen, stehen die meisten Besucher des heutigen Gigs noch mit einem Bierchen draußen, sodass der gemütliche Club drinnen angenehm leer und einigermaßen luftig ist, was sich erfahrungsgemäß schnell ändern wird. Das heutige Publikum ist sehr jung und nur wenige Ü-30er sind in der Menge zu finden. Das Merchandise wird, wie mittlerweile fast immer, von Impericon Clothing gestellt und besteht größtenteils aus Shirts mit Comicbildchen oder dickgedrucktem Bandnamen. Merkwürdigerweise ohne jegliche Preisangabe.

ThisortheApocalypse 
Um 20:15 Uhr ertönt dann ein kurzes, klassisches Intro vom Band und die großartigen THIS OR THE APOCALYPSE aus Pennsylvania stürmen die Bühne. Da mich ihr zweites Album Haunt What's Left komplett umgehauen hat, waren die fünf Jungs für mich der Hauptgrund, die „Scream It Like You Mean It“ Tour zu besuchen.

Los geht's als erstes mit dem hitverdächtigen „Lamnidae“, welches neben herrlichen Metalriffs zusätzlich mit einem sehr einprägsamen Refrain und der Textzeile „Broken And Relentless“ aufwartet. Sänger Rick Armellino animiert sein Publikum mit Sprüchen wie „Get The Fuck Up, Everyone“ immer wieder zum Springen oder Stagediven und hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Außerdem meistert der junge Amerikaner sowohl die geschrienen als auch die melodischen Parts live einwandfrei – und das, obwohl er laut eigener Aussage am heutigen Tag ziemlich angeschlagen ist. Aber auch die übrigen Musiker sind eine wahre Freude – besonders Drummer Grant McFarland verausgabt sich komplett und die wirklich nur dezent eingesetzten Doublebassschläge gehen durch und durch. Fliegt ihm ein Drumstick weg, so hat der zierliche Schlagzeuger sofort einen neuen zur Hand. Die beiden Gitarristen liefern neben herrlichen Riffs akrobatische Sprungeinlagen und stecken mit ihrer Spielfreude das Hamburger Publikum nur noch mehr an.

Zu meiner Erleichterung stehen TOTA offensichtlich nicht so sehr auf elektronische Spielereien, daher werden nur ab und an mal ein paar Samples vom Band eingesetzt. Songtechnisch werden außerdem "Charmer", "The Incoherent“, „Subverse“, „Revenant“ und als letztes „Hellish“ zum besten gegeben. Bei letzterem gibt es eine kleine Wall Of Death und Sänger Rick performt zeitweise in oder auch mal auf der Menge, die ihn dann einmal unabsichtlich gegen die Bühnenscheinwerfer drückt – autsch. Der Autritt von TOTA war absolut fantastisch und ich hoffe sehr, dass die fünf jungen Herren uns demnächst wieder einen Besuch abstatten.

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TheWordAlive 

Nach einer kleinen Pause geht es um 21:10 Uhr mit THE WORD ALIVE aus Phoenix, Arizona weiter, die ihren Post-Hardcore mit allerlei elektronischen Spielereien anreichern und offensichtlich auf ziemlich poppige Refrains stehen. Dem Publikum gefällt's und besonders die vorderen Reihen singen fast jedes Lied textsicher mit. Sänger "Telle" Tyler Smith erzählt nach dem Song „Battle Royale“ erstmal, wie stolz die sechs Jungs sind, das erste Mal in Europa zu touren, und seine Lieblingssprüche des heutigen Abends scheinen „Spin this room“ und „Move your friends“ zu sein. Sympathisch ist der Frontmann allemal, allerdings sind bei seinem Cleangesang einige schiefe Töne dabei. Die Growls dagegen meistert Telle wesentlich besser, aber auch die kann dann später WE CAME AS ROMANS Shouter Dave Stephens bei einem kleinen Gastauftritt noch toppen.

Neben etlichen Aufrufen zum Stagediven und Crowdsurfen, fordert uns Telle vor dem Song „The Wrechted“ vom aktuellen Album Deceiver dazu auf, unsere Mittelfinger im Takt der Musik mitzuschwingen, was bei den jüngeren Leuten sogar relativ gut ankommt. Ich hingegen bin für solche albernen Aktionen nicht (mehr) zu begeistern. Da ich die Band vorher nur namentlich kannte, sind mir von den dargebotenen Songs lediglich „Like Father, Like Son“, „2012“, „Epiphany“, „The Wrechted“ und „Battle Royale“ in Erinnerung geblieben. Insgesamt haben mir TWA nicht sonderlich gut gefallen – lediglich Keyboarder Dusty Riach, der die komplette Zeit über absolut abgegangen ist an seinem Synch Board und auch der schreiende Gitarrist Zack Hansen konnten mich überzeugen und haben den Auftritt ein wenig gerettet.

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WeCameAsRomans
WE CAME AS ROMANS entern um kurz vor 22 Uhr die Bühne des Logo und legen nach einem „stürmischen“ Intro mit „Roads That Don't End And Views That Never Cease“ gleich richtig los. Shouter Dave Stephens begrüßt die Meute mit einem kurzen, coolen „What's up?“ und growlt gewohnt überzeugend los. Leider kann dagegen der melodische Gesang von Kyle Pavone - wie bereits im November im Rahmen der „Imperial! Never Say Die“ Tour - so gar nicht punkten. Bereits beim ersten Song sind diverse schräge Töne zu hören. Außerdem wirkt der im November noch so sympathische Kyle trotz mehrerer High Fives mit dem Publikum das komplette Set über leicht arrogant und unnahbar. Da er zwischenzeitlich den Tontechniker bittet, die Drums aus seinem In-Ear-Monitor System zu nehmen, wird deutlich, dass es die Technik heute wohl auch nicht so gut mit ihm meint. Shouter Dan dagegen, der ebenfalls häufiger auf Tuchfühlung mit seinen Fans geht, wirkt trotz weniger Worte wie „Keep this whole place moving, Hamburg“ wesentlich authentischer und netter. Ebenfalls auffällig neben dem kleinen Shouter ist Bassist Andy Glass, der sein Instrument häufiger akrobatisch von einer auf die andere Seite schleudert.

Das Hamburger Publikum sieht über die kleinen Ungereimtheiten hinweg und feiert die Band auf und vor der Bühne die komplette Zeit über richtig ab. Der poppige Post-Hardcore mit teilweise leicht cheesigen Refrains macht auch durchweg gute Laune und animiert zum Feiern. Hinzu kommen wie bereits im November ein paar deutsche Worte von Dave oder ein kleines Herz, welches er mit seinen Händen formt und der Menge entgegenhält. Eindeutige Highlights sind das neue „To Move On Is To Grow“ und der Titeltrack „To Plant A Seed“ des ersten Albums, bei dem die Hamburger lauthals Zeilen wie „And Our Vision For This World Will Not Die When We Are Dead“ mitgröhlen. Leider verlassen die sechs Jungs aus Detroit, Michigan bereits um 22:30 Uhr die Bühne, um dann nach etlichen „One more song“-Aufforderungen noch das schöne „Dreams“ zum besten zu geben, bei dem einige Fans die Bühne stürmen und mit einer Hand auf der Brust aus volle Kehle mitschreien – herrlich! 
Insgesamt muss ich sagen, dass sich der heutige Abend auch ohne MISS MAY I und trotz einiger stimmlicher Schieflagen absolut gelohnt hat, und ich habe mich sehr gefreut, dass trotz der Absage des Co-Headliners das Logo ziemlich gut gefüllt war. Alle drei Bands hatten Spaß bei der Sache und der Funke ist daher auch bei allen aufs Publikum übergesprungen – auch, wenn THIS OR THE APOCALYPSE eindeutig mehr geglänzt haben, als die beiden anderen Bands. Natürlich gab's auch für mich nach der Show wieder ein Andenken vom Merchandise Stand, und ich möchte an dieser Stelle unbedingt darauf hinweisen, dass der Kauf eines Shirts oder einer CD heutzutage für Bands wirklich essentiell wichtig ist. Ich persönlich würde mich freuen, jede einzelne der drei Bands demnächst wieder in Hamburg begrüßen zu können.

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