Geschrieben von Donnerstag, 31 Mai 2012 20:38

Betontod, Volxsturm & Locomotif - Hamburg / Grünspan

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Let's get back to 2003. Das damals 20-jährige Ich, was Punkrock und Punk anging noch ziemlich grün hinter den Ohren, wurde mit in das AJZ im verschlafenen Neumünster verschleppt. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass sich an diesem Abend mindestens eine Band tief in meinem Musikgedächtnis einnisten würde, um dort für lange Zeit zu bleiben. An diesem Abend haben BETONTOD in Zusammenarbeit mit FAHNENFLUCHT und noch ein paar anderen Bands eines der breitesten, postkonzertlichen Grinsen bis zu diesem Zeitpunkt in mein Gesicht gespielt.

Neun Jahre später sagten sie sich zur „Antirockstars-Tour" an und machten am 16. Mai 2012 Station im Hamburger Grünspan. Als Support wurden die nicht minder erfahrenen Deutschpunk Veteranen von VOLXSTURM verpflichtet, da der eigentliche Toursupport TOXPACK an diesem Tag verhindert war. Ebenfalls dabei waren die schleswig-holsteinischen LOCOMOTIF.


Was LOCOMOTIF boten, war zwar vom Engagement und der Bühnenpräsenz her ziemlich ordentlich, jedoch passten sie mit ihrer Musik nur begrenzt zum restlichen Programm. Im Verhältnis zu dem Deutschpunk und Deutschrock, der einen an diesem Abend im Grünspan noch erwartete, boten LOCOMOTIF verhältnismäßig schwere Kost. Gut hörbar war diese Mischung aus Punk, klassischem Crossover und Hardcore allerdings schon.

Der Beweis, dass die Konzertbesucher nicht nur wegen BETONTOD hier waren, ließ nicht lange auf sich warten. Kaum hatten VOLXSTURM die Bühne betreten und Ihren Song "Ich hab die Straße gesehen" angestimmt, war es mehr ein Gemeinschaftskonzert der gröhlenden Menge und der Band. Sowohl vor, als auch auf der Bühne schienen schon alle gut auf ihre Kosten zu kommen. Wie es sich auf so einem Konzert gehört, gab man vor der Bühne gegenseitig auf sich acht, sollte aber trotzdem gewusst haben, worauf man sich einlässt, wenn man sich dort aufhielt, da es hier auch mal etwas härter zuging.

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Wie immer, wenn man seinen Spaß vor der Bühne hat, kam einem der Auftritt wieder nur sehr kurz vor. Eine lange Pause ließen BETONTOD gar nicht erst zu und steckten kurz darauf das Grünspan mit einer Setlist vom Feinsten in Brand. Altgediente Klassiker wie „7 Schuss" wurden ebenso gespielt, wie die neueren Songs „Auf Eine Gute Zeit" oder „Nebel", und auch die schon nicht mehr ganz so neue Hammerscheibe "Schwarzes Blut" wurde ausreichend bedient. Ein Stimmungshighlight stellte sicher der Fangesang zu "Glück auf" dar, in dem wechselweise die anwesenden Frauen und Männer mehr oder weniger lautstark ihre Textsicherheit bewiesen, ehe die Band dann selber ihren Part dazu beitrug. Zugegeben, so kompliziert ist der Text auch nicht, aber Spaß macht er live auf jeden Fall.

Wenn man eine Band, gerade von dieser Zunft, um die neun Jahre lang nicht gesehen hat, geht man zu einem erneuten Konzert nicht ohne eine ordentliche Portion Skepsis. Machen sie noch solchen Spaß wie früher? Ist der "Dreck" im Sound möglicherweise den mit den Jahren erweiterten technischen Möglichkeiten zum Opfer gefallen, wäre ja nicht die erste Band? Zum Glück alles unberechtigte Befürchtungen, die Stimme von Oliver Meister hat meiner Meinung nach nichts an Rotz verloren, und vom Weichspüler, der in manch anderen Liveauftritten altgedienter Bands zu häufig zu hören ist, ist hier nichts zu merken. Ein Glück!

Nachdem es in früheren Zeiten immer ein paar Jahre dauerte, bis einen die fünf Herrschaften aus Rheinberg wieder mit neuem Material gefüttert haben, erscheint nun am 31. August 2012 mit "Entschuldigung Für Nichts" schon das dritte Album in drei Jahren. Respektable Schlagzahl, ich bin gespannt!