Geschrieben von Samstag, 29 Juni 2013 13:52

Dead Can Dance & David Kuckhermann - Frankfurt / Jahrhunderthalle

DEAD CAN DANCE aus Australien besuchten Deutschland bereits im letzten Jahr und innerhalb von knappen zwei Wochen waren alle Konzerte ratzfatz ausverkauft. Das deutet auf weiteren Bedarf hin und glücklichweise entschlossen sich die Ausnahmemusiker dazu, Deutschland erneut zu besuchen. Seit Bandgründung 1981 haben sich einige Songperlen angesammelt, so dass Brendan und Linda bei der Zusammenstellung einer Setlist praktisch nur Topsongs auswählen konnten. Wer sich also gerade über die Live CD "In Concert" freute, konnte das Livefeeling in der Jahrhunderthalle Frankfurt am eigenen Leib erleben. 

Um 20 Uhr startete das Programm mit DAVID KUCKHERMANN, einem weltweit engagierten Precussionspieler aus Münster. Etwas verloren wirkte er alleine auf der großen Bühne, die ihn lediglich mit spärlichem Licht anstrahlte. Sein exotisches Spiel auf Panart Hang und Handpans war mir neu und doch kamen seine Klänge mächtig, klar und gut beim Hörer an. Die Fingerfertigkeit war beeindruckend, ebenso wie die fremdartigen, tollen Laute. DAVID KUCKHERMANN bot ausschließlich phantasievolle und progressive Arrangements, die allesamt überzeugten.

Da die Musik schön, aber auch hypnotisch war, war es etwas anstrengend, dem „Geschehen" auf der Bühne zu folgen. Der Rest des Saals war komplett dunkel und der in sein Spiel versunkene DAVID KUCKHERMANN der einzige Lichtpunkt. Das nahm eine Besucherin zum Anlass, zwischen den Songs „kannst du nicht mal das Licht ausmachen, das ist ja furchtbar" hysterisch gen Bühne zu schreien. DAVID KUCKHERMANN war allerdings nur kurz irritiert und tröstete die Zwischenruferin damit, dass „er jetzt auch nur noch ein Lied spielt und das Licht danach dann auch ganz anders ist..." Soviel zu den Folgen der antiautoritären Erziehung... wir waren immerhin in der Frankfurter Jahrhunderthalle und nicht auf einem Yogatreffen im Stadtpark. Eine beeindruckender Act und eine sehr schöne Bereichung für dieses Konzert.

Gegen 21 Uhr kamen DEAD CAN DANCE auf die Bühne, mit einer psychedelischen Liveshow im Gepäck. Die entspannte Art von Brendan Perry und die anmutige Eleganz von Lisa Gerrard nahmen den Raum sofort ein. DEAD CAN DANCE boten zum Einstieg den Opener „Children Of The Sun" von der aktuellen Platte. Das Konzert war bestuhlt und trotzdem machten sich überall umgehend heftiges Kopfnicken, Fußtapsen und ganz besonders glückselige Gesichter breit. Die Action auf der Bühne kam ausschließlich durch die starken Songs und die passende Lichtshow, DEAD CAN DANCE selbst sind relativ bewegungsarm, wobei Brendan Perry im Vergleich zu den anderen Musikern schon richtig über die Bühne peste und mit Abstand der Aktivste war.

Abgesehen von den einzigartigen musikalischen Arrangements sind DEAD CAN DANCE besonders stimmlich eine wahre Macht. Bei beiden hatte ich das Gefühl, diese Musiker bestehen in diesem Moment nur aus Musik und legen ihre ganze Kraft in diesen einen Song. Besonders im Duett wirken die beiden traumhaft, das fragile aber kräftige Organ von Lisa gepaart mit der warmen Baritonstimme von Brendan ist unschlagbar. Mir fällt auf Anhieb kein besseres und stärkeres Duo ein. Optisch und stimmlich kann es kaum gegensätzlicher sein und auch auf der Bühne hielten die beiden Abstand und zogen sich zurück, wenn jeweils der andere einen Einzelpart hatte. Dieses Verhalten hat mich etwas irritiert, anscheinend kommunizieren die beiden blind, denn Blickkontakt fand praktisch nicht statt.

DEAD CAN DANCE boten zwar zum größten Teil Songs aus dem aktuellen Album „Anastasis", ließen die Fans aber natürlich nicht ohne Klassiker wie „The Host Of Seraphim" nach Hause gehen. Obwohl der Sound von DEAD CAN DANCE sehr speziell ist, erkannten die Leute die prägnanten Stücke sofort und brachen in wahre Jubelstürme aus. DEAD CAN DANCE sahen von ausschweifenden Ansagen oder gar Titelankündigungen gänzlich ab, konzentrierten sich lediglich auf die Musik. Deshalb hatte ich auch nach wenigen Stücken das Gefühl, die Zeit sei stehengeblieben und traute meinen Augen kaum, dass gerade mal eine halbe Stunde vergangen war. DEAD CAN DANCE sind wahrlich zauberhafte und begnadete Ausnahmemusiker mit einer tollen Vision.

Ein Blick auf die anderen Besucher zeigte mir, dass einige bezüglich der Lautstärke eine ähnliche Meinung hatten wie ich. Es war einfach zu laut. Einige hielten sich die Ohren etwas gedämpft und ich musste sogar auf Ohrstöpsel umsteigen. Die Akustik war hervorragend abgestimmt, aber das Ergebnis einfach zu laut (zumindest an meinem Platz) und da ich mich normalerweise exzessiv auf Metalkonzerten rumtreibe, kann ich das gut beurteilen. Durch die Ohrstöpsel wurde leider ein großer, wichtiger Teil der Klangflut gestoppt. Noch dazu war es in der Jahrhunderthalle extrem kalt, da dauerhaft eine laut blasende Klimaanlage oder Lüftung eingeschaltet war, das sorgt ebenfalls nicht für genussvolle Entspannung.

Abschließend komme ich zu dem Fazit, dass ich DEAD CAN DANCE weiterhin verehre und sehr froh bin, dieses Konzert besucht zu haben. Die wahre Entfaltung habe ich allerdings im intimen Kreis in meiner gewohnten Umgebung und wäre wohl lieber bei dem Konzert im letzten Jahr in der Alten Oper Frankfurt gewesen.

Setlist:
Children of the Sun
Agape
Rakim
Kiko
Amnesia
Sanvean
Black Sun
Nierika
Opium
The Host of Seraphim
Ime Prezakias
Cantara
All in Good Time
Encore:
The Ubiquitous Mr. Lovegrove
Dreams Made Flesh (This Mortal Coil cover)
Song to the Siren (Tim Buckley cover)
Return of the She-King