Nadine

KONTROLLE aus Solingen liefern mit ihrem ersten Album "Egal" Düster-Punk mit Augenzwinkern ab. Ihre ganz eigene Vorgehensweise sorgt dafür, dass sie aktuell einzigartig klingen. Alle Songs auf „Egal" haben einen doppelten Boden, können albern aber auch tiefgründig interpretiert werden. Genau diese Unberechenbarkeit macht KONTROLLE bemerkenswert, ebenso wie die tanzbare schlechte Laune. KONTROLLE komponieren vollkommen scheuklappenfrei, Zitate von SILKE BISCHOFF finden genauso ihren Platz wie die von THE BEATLES.


Kennt ihr das Gefühl, wenn man im Bett liegt und plötzlich aufschreckt, weil man das Gefühl hat, ins Bodenlose zu fallen? So ungefähr fühlt sich das Album "Agnostic Funk" von TICS aus Köln an. 17 Minuten Spielzeit und acht Songs, das sagt schon einiges über die Kompositionen aus. "Soft Panic" tänzelt ohne Umschweifen mitten ins Zimmer, mit viel Tohuwabohu machen TICS ein riesen Fass auf.


HOLDING ABSENCE aus Cardiff wagen mit ihrem Debütalbum "s/t" ihren ersten Schritt. Elf Songs und fast fünfzig Minuten, das ist schon ein Wort für einen ersten Aufschlag. Gewagt, will man sagen.


Dr. Marco Pogo befindet sich mitten in der Tour mit WIZO, für die TURBOBIER einige Konzerte eröffnen dürfen, als wir ihn am Telefon erwischen. Er fühlt sich eigentlich relativ entspannt, achtet auf ausreichend Schlaf: "Wenn man manchmal um 3 Uhr ins Bett geht, anstatt um 6 Uhr, dann kann das dem Ganzen schon zuträglich sein." Das Vorgängeralbum "Das Neue Festament" ist nun zwei Jahre alt und nach ungefähr einem Jahr Touren startete der Doktor schon mit dem Schreibprozess für das aktuelle Album "King Of Simmering".


Es ist schon tragisch, dass Bands wie EXIT WOUNDS nicht die Aufmerksamkeit zuteil wird, die sie verdienen, denn die EP "Visions" ist wirklich ultrastark. Die Amerikaner bieten ein ausgesprochen gut gemachte und ausgewogene Metalcore-EP, die sicherlich auch von den (nur) knapp zwanzig Minuten Spielzeit und der daraus resultierenden Knackigkeit profitiert.


Müsste "So What?" von WHILE SHE SLEEPS danach bewertet werden, wie sympathisch die Band ist, würde hier die Höchstwertung stehen. Leider geht es um die Musik auf dem aktuellen Album der Metalcore-Band aus Sheffield und die überzeugt nicht so ohne Weiteres.


TURBOBIER aus Wien Simmering veröffentlichen mit "King Of Simmering" das angeblich wegweisende dritte Album. Die Turbobande, rund um den geborenen Entertainer Dr. Marco Pogo, hat definitiv die richtige Abzweigung genommen. Selbst EISENPIMMEL haben einen Song namens "Ich kann auch nich immer saufen" und selbst wenn manche es gerne würden, es stimmt leider. Dementsprechend dreht sich auf dem neuen Album von TURBOBIER nicht mehr alles um den heiligen Gerstensaft, stattdessen gibt es persönlichere Songs, deutlichere Botschaften für Lokalpatriotismus, gegen Faschismus, für Spontanität und mehr Spaß im Leben, gegen Lethargie und Ausgrenzung. Den Rahmen etwas weiter abzustecken ist nicht nur mutig, damit sichern sich die Österreicher auch eine längere Halbwertszeit, mehr Abwechslung und letztendlich eine wachsende Fangemeinde.


Wer von ÆNIMUS und ihrem neuen Album "Dreamcatcher" wirklich puren Progressiven Death Metal erwartet, wird enttäuscht sein. Die Amerikaner verirren sich viel zu häufig im Deathcore oder schlagen cineastisch-bombastische Wege ein.


Wenn eine Band den ersten Interviewtermin verratzt, weil sie damit beschäftigt ist, jede einzelne Vorbestellung von "Jade" selbst zu verpacken und schlicht und ergreifend die Zeit vergessen hat, dann ist das ganz sicher die charmanteste Erklärung, die man sich als Fan vorstellen kann. Manchmal muss man einfach Prioritäten setzen. Wir nutzen unseren neuen gewonnenen Vorteil und konnten Alex, Swen und Ollo mittels einer Freitagabend-Skype-Konferenz nun nicht nur zu "Jade", sondern auch zu den ersten Konzerten mit den neuen Songs befragen.


"Wir übernehmen uns auf jeden Fall" lautet der Nachsatz zum aktuellen Theaterstück "Sherlock Holmes und die Liga der außergewöhnlichen Detektive", mit dem das Vollplaybacktheater in den nächsten Monaten quer durch die Republik tingeln wird. Übernommen hat die Theatergruppe sich ganz sicher nicht, soviel steht mal fest. Allerdings war offensichtlich, dass in dieses Stück so viel Arbeit und Liebe zu Details investiert wurde, wie nie zuvor. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat. Wir waren in der Alten Feuerwache in Mannheim mit dabei und konnten schon eine Stunde vor Einlass die Warteschlange des Todes (Die drei Satzzeichen, Folge 25) beobachten.


Lasst uns versuchen, diese vielen irreführenden Schnipsel zum Debüt "The Goat" des englischen Trios PUPPY etwas zu ordnen. Das Coverartwork und der Albumtitel erinnern an GRAVE PLEASURE und vermitteln Mystik mit Tendenz zu den dunklen Künsten. Und die Tatsache, dass Tom Dalgety (u.a. GHOST, PIXIES und ROYAL BLOOD) das Album produziert hat, legt noch mehr Brotkrumen auf diese falsche Fährte. Die pinke Farbe im Artwork erinnert eher an DEEZ NUTS und auch die drei Bandmitglieder sehen eher nach Bollo-Hardcore statt Pop-Hard-Rock-Hymnen mit Kostümen aus. Was genau gibt es denn nun zu hören, ist das gut oder kann das weg?


CRYSTAL LAKE aus Japan sind hierzulande nicht vollkommen unbekannt, spielen aber (noch) nicht ganz oben mit, was sich mit ihrem neuen Album "Helix" allerdings ändern könnte. Gerade jetzt, wenn viele Bands in den Augen ihrer Verehrer zu soft oder zu einfallslos erscheinen, können Bands wie CRYSTAL LAKE punkten und das Feld von hinten aufrollen. Die Band bietet deutlich mehr an, als andere Modern-Metal-Bands und spielt mit offenen Karten, was ihre Vielfalt und unterschiedlichen Vorlieben angeht. Es knallt und rummst ordentlich auf "Helix", Bassbomben und heftige Riffs werden von stark melodisch geprägten Momenten und klugen kalten Elektrosounds flankiert.


Es gibt viele richtig gute Bands in Japan, CRYSTAL LAKE sind eine von ihnen und in Deutschland leider noch vergleichsweise unbekannt. Während viele Bands mittlerweile etwas zahn- und drucklos tönen und andere immer den gleichen Schuh durchziehen, trauen sich CRYSTAL LAKE, die Grenzen zu übertreten. Ihr ungewöhnlicher Mix aus Modern Metal, Hardcore, Metalcore, Elektro und Pop klingt erfrischend neu und ist darüber hinaus auch kompositorisch bemerkenswert. Wir sprachen mit Sänger Ryo über das neue Album "Helix" und seine musikalischen Einflüsse.


Stell Dir vor, die Neunzigerjahre kommen zurück und alle machen mit. BLOWFUSE aus Spanien steuern mit "Daily Ritual" den passenden Soundtrack dazu bei. Nachdem in den letzten Jahren eine Jungspundband nach der anderen ihr Ticket für den Retrozug nach Hard-Rock-Hausen gelöst hat, ist das vollkommen legitim. Getreu dem Motto "früher war alles besser" konzentrieren sich BLOWFUSE auch fast ausschließlich auf die schönen Seiten von damals. Mit einem Augenzwinkern servieren sie zackig-flotten Alternative-Punk mit frei fliegendem Bass, der erstaunlich gut auf den Punkt und äußerst abwechslungsreich ist. 


KADINJA liefern mit "Super 90'" ein Album ab, das seiner Zeit ein klein wenig hinterherhinkt, aber trotzdem nicht minder gut ist. Mit einem Beim im Djent, dem Kopf im Progressive Metal und einem Fuß in den im Titel besagten Neunzigern, haben die Franzosen ein sehr komplexes und trotzdem leicht zugängliches Werk eingespielt. Wir sprachen mit Schlagzeuger Morgan Berthet (im Bild in der Mitte), der auch bei MYRATH tätig ist, und erfuhren, dass ohne Gitarrist Pierre bei KADINJA gar nichts laufen würde.


Stell Dir vor, Du kloppst Dir morgens ein Ei in die Pfanne und statt eines Eigelbs klatscht ein Augapfel auf die Pfanne. So oder so ähnlich zu sehen auf dem neuen Album von THE GREAT BEYOND, das über This Charming Man veröffentlicht wird. In Kombination mit rotem Hintergrund und knallgelbem Bandschriftzug wirkt das Coverartwork sehr ansprechend. Allerdings führt es musikalisch auf die falsche Fährte, erwartet man doch eher Thrash-Skate-Metal aus den Achtzigerjahren.


PASCOW, das Punk-Quartett aus dem Saarland, legt mit "Jade" ein neues Album nach. Die Band nutzt die neuen Möglichkeiten, die sie sich mit dem hochgelobten Vorgängeralbum "Diene Der Party" erspielt haben, komplett aus. Ska, russisch angehauchte Folklore, Western, Klavier und nordisches Speedriffing, das an TURBONEGRO oder KVELERTAK erinnert – PASCOW sprengen mit "Jade" einige Grenzen und sind trotzdem in jeder Sekunde als sie selbst erkennbar.


Die Metalcore-Djent-Bande CURRENTS liefert mit der EP "I Let The Devil In" einen kleinen Happen für die Fans, die nicht mehr länger warten können. Weniger als zwei Jahre nach ihrem letzten Album ist das eine beachtliche (und sicher auch marketingstrategisch gute) Entscheidung, um im Gespräch zu bleiben und in der Flut an guten Metalcore-Bands nicht unterzugehen. CURRENTS hätten es verdient, oben mitzuschwimmen – wer genau hinhört, kann feine Differenzierungen hören, die sie einzigartig machen.


Das Vollplaybacktheater macht sich wieder auf die Reise. Die Wuppertaler Theatertruppe hat der jahrzehntelang bewährten Idee – hier bitte jemanden einsetzen, der Vater und Mutter erschlagen hat und deshalb dazu verdonnert wurde, in knappen Sätzen zu erklären, was das Vollplackbacktheater genau veranstaltet – ein zeitgemäßes Update verpasst. Angelehnt an die X-Men, Avengers und die Gerechtigkeitsliga, hat das fleischgewordene Chaos mit Herz und Sinn für Humor seinen ganz eigenen Superheldentrupp zusammengestellt. Wir haben Christoph Landwehr am Telefon erwischt und ihn zur kommenden Tour "Sherlock Holmes und die Liga der außergewöhnlichen Detektive" befragt. (Wir verlosen Gästelistenplätze!)


KADINJA fackeln mit "Super 90'" ein wahres Feuerwerk in Sachen Progressive-Djent-Metal ab, hier wird ganz sicher jeder verfügbare Ton mindestens einmal gespielt. Da sich die Franzosen ihren ganz eigenen, variantenreichen Stil bewahrt haben, gibt es hier tatsächlich keinen Abklatsch von Band XY. "Super 90'" von KADINJA bietet deutlich mehr, als man beim ersten Durchlauf vermutet. Und zwar nicht nur durch die enorme Spielzeit von über 50 Minuten, sondern durch trickreiche, interessante Songbauten und überdurchschnittliches Können. Der normale Durchschnittshörer wird mit Sicherheit überfordert und schnell satt sein. Der hundsgemeine Core-Hörer wartet vergeblich, dass ihn Hooks oder Refrains anspringen. Wer aber den Blick durch das musikalische Kaleidoskop wagt, wird seine wahre Freude haben.

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