Geschrieben von Samstag, 31 Mai 2014 17:14

Watain, Degial & Venenum - Hamburg, Markthalle

Watain Watain
WATAIN haben ihr Versprechen gehalten, nach der abgesagten Tour Ende letzten Jahres später nach Deutschland zurückzukommen. Und so finden sich die bösen Herzen Hamburgs heute in der Markthalle ein, um endlich in den Genuss der vollen Show der Black Metaller zu kommen. Mit im Gepäck haben sie zum einen die bayrischen Death Metaller VENENUM, die im Untergrund mit ihrer selbstbetitelten EP vor einigen Jahren ordentlich Staub aufgewirbelt haben, und ihre schwedischen Nachbarn DEGIAL.

Pünktlich um 20 Uhr stehen dann auch VENENUM auf der Bühne. Mit dem Rücken zum Publikum und ordentlich Rauchschwaden aus der Maschine tönt das Intro aus den Boxen, bevor die vier jungen Herren ihren räudigen Death Metal ins Publikum rattern, der passend zum Headliner schön in Corpsepaint dargeboten wird. Kommunikation mit dem Publikum gibt es fast keine, aber das erwartet hier an diesem Abend wohl auch keiner wirklich von den spielenden Bands. Vorne auf der Bühne prangen zwei umgedrehte Kreuze plus Schädel, im Hintergrund kann man schon die eindrucksvollen Bühnendekorationen der Hauptband erkennen. Leider ist der Sound besonders bei den Doublebass-Passagen arg matschig und undifferenziert – das, was man raushört, weiß aber zu gefallen.

Das Publikum ist relativ lahm, nur hier und da sieht man jemanden headbangen und es überrascht, wie leer die Markthalle noch ist. Zwei verhaltene Reihen haben sich vor der Bühne gebildet und auch im Vorraum der Markthalle ist es seltsam leer. Nach noch nicht einmal einer halben Stunde müssen VENENUM schon von der Bühne.

Dann folgt erstmal eine gut halbstündige Umbaupause, in der allerdings kaum Instrumente getestet werden oder irgendwelche Umbaumaßnahmen stattfinden. Irgendwann stehen DEGIAL auf der Bühne und die Markthalle ist schon besser gefüllt. Einige Die-Hards haben sich in der ersten Reihe versammelt, die die Jungs aus Uppsala mit gereckten Fäusten und Jubel empfangen – und das gar nicht mal zu Unrecht. Wiederum in Corpsepaint gehüllt, tönt der Sound der Schweden schon mehr nach WATAIN – der Umstand, dass Sänger und Gitarrist H. Death (was für ein originelles Pseudonym auch) dort mal Livegitarrist war, scheint abgefärbt zu haben. Die Riffs sitzen und erwähnter Sänger kreischt garstig ins auf Lemmy-artige Höhe angebrachte Mikro. Das weiß alles zu gefallen, aber so langsam wünscht man sich mit WATAIN doch den „real deal“ auf die Bretter.

Während der Umbaupause zum Headliner kommen nach und nach die Bühnendekorationen zum Vorschein, und die sind wirklich beeindruckend: Während vorne auf der Bühne umgedrehte Kreuze mit Bullenschädeln inklusive Fackeln prangen, ist vor dem Drumriser ein Altar aufgebaut, der wiederum einen Schädel und einen Kerzenhalter beherbergt. Das Backdrop zeigt die Kohlezeichnung des Inneren einer Art Turm und auf Gitterwänden sind Unmengen an Tierknochen befestigt.

Mit einer brennenden Fackel entert Erik Danielsson mit seiner Mannschaft bedächtig voranschreitend die Bühne. Wie schon auf dem aktuellen Meisterwerk „The Wild Hunt“ startet auch das heutige Konzert mit dem Intro „Night Vision“ und dem darauf folgenden „De Profundis“. Und jetzt wird auch deutlich, dass eine WATAIN-Show nicht nur Ohren und Augen beansprucht: Ein unfassbarer Gestank breitet sich in der Halle aus, als die Band die Bühne betritt. Ein Gestank nach ranzigem Blut und Verwesung.

Dabei kann man den Gesamteindruck, den WATAIN hier vermitteln, unmöglich auf eine Art in Worte fassen, die diesem Auftritt gerecht werden würde. Wenn Unwissende der Band jetzt vorwerfen, sich hinter der Show zu verstecken, sollten sie sich einmal ein Album der Schweden anhören: WATAIN können auch ohne das ganze Drumherum unfassbar intensive Songs schreiben – aber live kommen eben noch einmal ganz andere Dimensionen hinzu, die dafür sorgen, dass mir dieses Konzert wohl noch lange im Gedächtnis bleibt. Auch der unfassbare Gestank haftet, trotz Waschen, noch tagelang an meiner Kleidung.

Auch die Musiker selbst sind eine Erscheinung, die man nicht ignorieren kann: Danielsson keift in sein Mikro, schwingt den dazugehörigen Ständer herum, tänzelt über die Bühne und „dirigiert“ dabei die Musik, hat seine Augen mal manisch ins Publikum gerichtet, manchmal auf etwas, das nur er selbst zu sehen scheint. Auch die Saitenfraktion ist in voller Montur, und so sieht man neben dem ganzen Corpsepaint und den fetzenartigen Outfits auch noch Hühnerkrallen und diverse Ketten an den Musikern hängen.

Der Sound ist gut abgemischt und auch die Setlist dürfte wohl kaum Fanwünsche offen lassen. Neben dem Einstiegsdoppel aus neuen Songs gehen die Leute beim allseits beliebten „Malfeitor“ und seinen garstigen Riffs total steil. Beim fünften Song erhebt Danielsson dann einen Kelch und schleudert dessen Inhalt (Tipp: Es ist kein Wasser ...) mit der Ansage: „This is the devil's blood!“ ins Publikum, bevor „Devil's Blood“ angestimmt wird. Nach „The Wild Hunt“ (Gänsehautperformance!) verlassen die Schweden die Bühe, um kurz darauf noch drei Songs, namentlich „Outlaw“, „Sworn To The Dark“ und „The Serpent's Chalice“ in die Menge zu deibeln.

Man mag von WATAIN und ihrer Ideologie halten, was man will: Es steht jedoch fest, dass die Männer es verstehen, Musik in Verbindung mit einer eindrucksvollen Show so zu präsentieren, dass man sich ihnen unmöglich entziehen kann – oder dass es zumindest schwer fällt, ihnen neutral gegenüber zu stehen. Und das ist etwas, was man in der heutigen Musiklandschaft einfach anerkennen muss.


Setlist WATAIN:

1. Night Vision
2. De Profundis
3. Malfeitor
3. Storm Of The Antichrist
4. Puzzles Ov Flesh
5. Devil's Blood
6. Sleepless Evil
7. Legions Of The Black Light
8. Total Funeral
9. The Wild Hunt

Zugabe:

10. Outlaw
11. Sworn To The Dark
12. The Serpent's Chalice
13. Outro