Geschrieben von Donnerstag, 11 Oktober 2018 13:40

Hamferð, Egonaut und Lone Wanderer - Club Zentral Stuttgart

Stuttgart, 02.10.2018 - Was gibt es Besseres, als gemütlichen Doom bei Kerzenschein, wenn es draußen Herbst wird? Vermutlich fällt den meisten eine ganze Liste mit Alternativen ein, aber HAMFERÐ sind dann doch eine sehr bereichernde Abendunterhaltung.

Lone Wanderer

Mit LONE WANDERER aus Freiburg im Breisgau gibt es eine Einführung nach dem Kaltwasser-Prinzip: Ein Fast-45-Minuten-Set, bestehend aus drei Songs und Umstimmpausen. Die Bühnenbeleuchtung ist minimalistisch und die auf den Verstärkern verteilten Kerzen brennen, das eigene Zeitgefühl vom Takt der Musik eingefangen, in rasantem Tempo ab. Wenn man sich darauf einlassen kann, spielen die drei Freiburger einen ganz gemächlich in Trance und während man noch die dargebotene Instrumentalkunst in Zeitlupe bewundert, klingt irgendwann unvermittelt der letzte Ton aus und LONE WANDERER verschwinden mit einem einfachen "Danke" von der Bühne. Funeral Doom wird sich bei mir zwar nie auf Alltagsstatus hocharbeiten können, aber vielleicht sollte er doch öfter eine Chance bekommen.

Egonaut

Knallhartes Kontrastprogramm bieten im Anschluss EGONAUT. Die Schweden springen für die noch auf Grabesklänge justierten Sinnesorgane fröhlich und bunt beleuchtet über die Bühne. Zwar steckt auch hier Doom in der DNA, aber eben auch Stoner, Gothic und gelegentlicher Einschlag Richtung Hard Rock und Heavy Metal. Sänger Emil Kyrk, der im letzten Jahr den Gesang von Gitarrist und Songschreiber Ferderik Jordanius übernommen hat, macht dabei eine gute Figur. Es dauert zwar, wie gesagt, bis man offen ausgelebten Enthusiasmus wieder angemessen verarbeiten kann, aber trotz Eingewöhnungsschwierigkeiten bestätigen EGONAUT ihren Ruf als gute Live Band und – vielleicht leider – auch als extrem universell einsetzbare Vorband.

Hamferð

Die Färinger Band HAMFERÐ gehört zu den (gefühlt) wenigen Doom Bands, die es immer mal wieder schaffen, auch außerhalb der – im Vergleich recht kleinen – Gemeinde der Freunde des Doom auf dem musikalischen Radar aufzutauchen. Und das zu Recht. Sänger Jón Aldará hat eine dieser Stimmen, bei denen die Musik fast egal ist. Ganz gleich, ob clean oder gegrowlt – man will mehr davon, auch oder gerade, wenn die Gänsehaut fast schon schmerzhaft wird. Und obwohl diese Stimme zu jeder Musik begeistern würde, ist sie gemacht für die Schwere und Melancholie, die das Färinger Sextett mit jedem Song projiziert. HAMFERÐ sind eine musikalisch und emotional bereichernde Erfahrung, die man gemacht haben sollte.

Matthias

Musikalisch ausschliesslich zum Hören begabt lebe ich geschmacklich an zwei Enden des Spektrums: Entweder so simpel, dass ich mitsingen kann oder so kompliziert, dass ich nicht der einzige bin, der keine Ahnung mehr hat, wo der Rhythmus sein sollte. Der gemeinsame Nenner ist, glaube ich, Kopfschmerzen. Einen besonderen Platz haben alle, die Musik ernst nehmen, sich selbst aber nicht.

Lieblingsbands sind schwer zu benennen, deshalb einfach ein Auszug der letzten 180 Tage aus last.fm: Heavysaurus, Orbit Culture, Jinjer, We Butter the Bread with Butter, Electric Callboy, Igorrr, Archspire, Flogging Molly, Bloodywood, Meshuggah, Clown Core, MASTER BOOT RECORD, Dropkick Murphys, OMB, Samurai Pizza Cats, Louis Cole, Nanowar of Steel, Orden Ogan, Knorkator, Kontrust, The Arrogant Worms, Raised by Owls, Pain, Orphaned Land, Soulfly

Jeder hat drei Versuche zu raten, ob Heavysaurus oder Archspire die Lieblingsband vom Kind ist.

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