22.06.07 - Fast ein ganzer Monat war seit meinem letzten Konzerterlebnis verstrichen, und obwohl Denzlingen etwas außerhalb der Stadtmauern liegt, so war es zumindest von den Bands her ein lupenreines Heimspiel. Der Spaß ließ zunächst noch auf sich warten, während ich unter einem geladenen Himmel im Stau stand und mit den Fingern auf dem Lenkrad herum klopfte.
Nach einiger Wartezeit, ein paar kleinen Gewitterchen und ein wenig Abendsonne legten im Untergeschoss der Sporthalle nun DESCEND TO RISE los. Obwohl sie in der Region schon kein ungeschriebenes Blatt mehr sind, musste ich trotzdem, bedingt durch meinen Aufenthalt in Hamburg, den Kaiserstühler Dialekt mehr als ein Jahr missen.
Die Musik hat man sich in etwa so vorzustellen, als würde man nach Süßigkeiten in einem Berg aus Glasscherben kramen. Meistens bitterscharf, wütend und schneidend, doch selten auch melodisch, eingängig und harmonisch. Im Gegensatz zu den etablierten Vertretern dieser Stilrichtung, sind diese harmonischen Parts meistens rar gesät, und so bekommt man meistens eine mit dem wilden, modernen Hardcore-Metal-Teppichklopfer auf die Zwölf, anstatt Zwiebeln zu Akustikgitarren zu schneiden. Eine Spur Chaos, Quantensprung und Unregelmäßigkeit rundeten die Sache zu dem gewohnt guten Cocktail ab, der mir bereits zum wiederholten Male eingeschenkt wurde. "Risen", "The Enemy Inside Me", "This World Doesn't Believe In A Tragedy" und "What A Picture Meant To Me" wurden neben einer Hand voll neuerer Stücke auch gebührend abgefeiert, sodass man auf das Album am Ende des Jahres gespannt sein darf.
Baustellenwechsel war nun angesagt. Atmosphärischer Black Metal aus der Schweiz. KNOWHERE lieferten aber nicht ganz das, was ich mir unter diesem Begriff vorstellte. Statt getragener, hypnotisierender Gitarren schlugen sie die volle Melodikbreitseite ein. Die Zuschauer hielten sich bedeckt und bildeten einen geräumigen Orchestergraben vor der Bühne. Auch wenn mir danach nicht der Kopf stand, so war es doch auf jeden Fall mit Know-How geschmiedet worden.
Besonders das Schlagzeug fiel positiv auf und wirkte beherrscht, sicher und einfallsreich. Ungewöhnlicherweise krächzte der Schlagzeuger auch ausnahmslose alle Texte in sein Headset, wohingegen die zwei Gitarristen und die Bassistin nur die Finger für sich sprechen ließen. Der Auftritt ging trotz der Zurückhaltung aber auf jeden Fall durch, und wer auf melodischen, schnellen und harten Finnenstahl steht, dürfte unter Umständen wirklich Gefallen an den Eidgenossen finden.
Der eigentliche Anlass für diesen bunt gemischten Abend war der neueste Wurf von WORLD TO ASHES. Die Gastgeber spielten nun als dritte und gleichzeitig vorletzte Band einen brettharten Auftritt herunter, der sich sehen und feiern ließ. Wenig einfühlsam, aber bestimmt und eisern bogen sie ab und zu Hardcore-Elemente in ihren modernen Damaststahl. Nach dem der besagte Extended Player vereinzelt gratis an den Mann gebracht wurde und einige Songs auf die überwiegend jugendliche Meute geprügelt wurde, riefen sie den Schreihals der Schwaben von SACRIFICIUM auf die Bühne. Die wären nämlich als nächstes dran gewesen, doch ich verdrückte mich bereits in Richtung Auto, um dem Örtchen und meinen Begleitern den Rücken zu kehren. Müdigkeit, Tatendrang und Hummeln im Gesäß ließen keine weitere Band mehr zu; und das, obwohl der Sänger eigentlich viel versprach.
Fazit: Dancelingens business as usual, aber immer wieder schön!