Kiuas - Lustdriven




Stil (Spielzeit): Queerbeet wildernder Power Metal (48:46)
Label/Vertrieb (VÖ): Spinefarm Rec. (31.03.10)
Bewertung: 7,5 / 10


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Ich hab’s doch so gern „authentisch“. Und alles allzu Gewollte ist mir ein Graus. Gewollt prollig. Gewollt hart. Gewollt intellektuell. Egal! Alles Müll, wenn es konstruiert ist, nicht „von Herzen kommt“. Und jetzt liegt KIUAS’ „Lustdriven“ vor mir: In Sachen „von Herzen kommen“ liegt das auf dem Niveau von MANOWAR oder einer Spendengala der Frankfurter Börse… Uuaargh!!! Das ist so ekelhaft gewollt gut, gewollt vollkommen...  Dumm nur für meine Ressentiments, dass das gesteckte Ziel erreicht wird...

Du magst grundsätzlich Power Metal? Aber gern gepaart mit der Aggression von altem Thrash? Du magst symphonischen Bombast? Zwischen finnischen Klassikern wie Sibelius und NIGHTWISH? Dir fehlen EXODUS-artige Shouts auf wirklich melodischen (manchmal Malmsteen-artigen) Leads? Du wünscht Dir einen Sänger, der beinah so wütend wie der junge Hetfield ist, wenn der nur wirklich singen könnte? Und auch Vergleiche mit den Großen des Heavy Rock nicht scheuen muss? Du magst romantische Pianofolgen, wie sie sonst nur im Goth Metal oder bei Chopin zuhause sind? Du hättest gern die schnellen Finger von Alex Laiho, gepaart mit dem Gespür für tolle Melodieführung von FOREIGNER? Highspeed-Drumming? Gekonnte Folk Einlage ebenfalls gewünscht? Und noch so viel mehr? Etwas angenehm zu konsumierenden, leichten Jazz vielleicht? TESTAMENT- und Melodeath – Riffing? … Ein Spritzer HAMMERFALL hier,  Extreme Metal oder ein orientalisch angehauchtes Lead da? Tolle Chöre zum Mitsingen? In gar nicht doofen, zu glatten Kompositionen? Im Gegenteil, es darf gern progig komplizierter werden, solange es immer eingängig bleibt…? Balladeske Parts, die es beinah mit „The Unforgiven“ oder „Soldier of Fortune“ aufnehmen können? Und so weiter und immer weiter…

So viele Wünsche. Und alles auf einer Platte, von einer einzigen Band? Das geht nun wirklich nicht! --- Geht nicht? Gibt’s nicht mehr.  Das alles und noch viel mehr semmeln nämlich KIUAS auf „Lustdriven“ einem um & in die Ohren. Und zwar in absolut schlüssigen Songs, die fast alle das sämtlich Prädikat „Klasse“ verdient haben. Das Problem (meines? oder das der Band?) ist bloß: eigentlich geht das eben doch nicht: hat notwendig den faden Beigeschmack von Künstlichkeit und der Frage: Fisch oder Fleisch? 

So perfekt, das sieht zwar nach Edelmetall aus, fühlt sich aber wie Plastik an: die Musik gewordene Silikon-Brust. Und ich leg mich fest: ist es letztlich auch. Vielleicht wäre ich nicht ganz so skeptisch, wenn nicht nahezu alles verwurstet worden wäre, was kommerziell erfolgreich war / ist. Oder zumindest nicht nur. Hätte sich wenigsten ein einziges Element mal eingeschlichen, das Otto Normal-Metaller erschrecken könnte: NWoBHM abseits von IRON MAIDEN vielleicht, etwas Doom... Aber nix. Alles rund. Keine Ecken und Kanten. So auch der Sound. Perfekter und künstlicher kann man heute kaum produzieren.

Wie soll ich eine Platte bewerten, die so viele meiner metallischen Wünsche, aber auch alle Vorteile in einer unglaublichen Passgenauigkeit bedient?  Deshalb gibt’s bei der Note mal wieder einen ganz faulen Kompromiss. Wer weniger ideologisch belastet ist, sollte noch 2 Punkte draufrechnen; ich belass es bei sehr sehr emotionalen  7,5 Geizpunkten… und der unbedingten Empfehlung die Band mal anzuschecken.