Evanescence - The Open Door


Review

Stil (Spielzeit): Gothic Metal (54:17)
Label/Vertrieb (VÖ): SonyBMG (29.09.06)
Bewertung: 6/10
Link: www.evanescence.com

Metalpop mit Gothiceinschlag, verführerischen Hooks und einer extrem charismatischen Sängerin. - So lautet ziemlich zutreffend die offizielle Presse-Beschreibung der Musik von EVANESCENCE, die seit ihrer im April 2003 erschienenen Single "Bring Me To Life" und vierzehn Millionen verkauften Alben des Major-Debüts "Fallen" einen enormen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Aus der Gothic-Metalszene sind Sängerin Amy Lee und ihre Mitstreiter heute nicht mehr wegzudenken, obwohl mit „The Open Door" nun erst das zweite Album der Amis vorliegt.

"Diese Platte zu machen, war eine sehr intensive Erfahrung", erklärt Lee. "Terry (Gitarrist) erlitt vergangenen Oktober einen Schlaganfall und ist gerade noch dabei, sich davon zu erholen. Wir haben einen neuen Manager, Andy Lurie, und ich habe gerade eine schwierige Trennung hinter mir. Aber alle Erfahrungen, die wir durchmachen mussten, kamen letzten Endes diesem Album zu Gute." War bei „Fallen" noch Songwriter Benn Moody mit von der Partie, fand Amy Lee nun im ehemaligen COLD-Gitarristen einen Mitstreiter, der es erlaubte "uns richtig Zeit zu nehmen, um das Album zu schreiben. Wir hatten auch die Freiheit, eine weitaus breitere Palette von Gefühlen zum Ausdruck zu bringen: Nicht nur Schmerz und Trauer, auch Wut, und, ja, sogar Fröhlichkeit."

Und in der Tat, die Songs bringen alle diese Gefühle auf's Parkett, aber überraschen können sie nicht. EVANESCENCE setzen ein Werk in die Welt, das den guten Standard des Erstlings zwar halten kann, im Gegensatz zu früher aber deutlich ruhiger wirkt und die wirklich großen Momente missen lässt, wie sie mit den Burnern "Bring Me To Life" und "My Immortal" hervorstachen.
Seit 2003 hat sich Einiges im Sektor Goth-Metal getan; viele schlechte Kopien etablierter Bands sind aufgetaucht und wieder verschwunden, in deren Dunstkreis insgesamt ein deutlicher Abnutzungseffekt zu Tage trat. Will heißen: Zarter Frauengesang und leichtes Piano-Spiel, moderne Moll-Riffs, auf Attacke gebürstet, elektronische Beats und Effekte vor sinfonischen Streichern und schwelgerischem Chorgesang - das ist anno 2006 alles nichts Neues mehr.

„The Open Door" wird mit Sicherheit keinen alten Fan verprellen oder ernsthaft enttäuschen. Für mich sind EVANESCENCE heute aber leider nicht viel mehr, als die optimale Musikwahl für längere Autofahrten durch die Nacht bei melancholischer Stimmung. Doch auch das hat seinen Wert.