Diese Botschaft über mentale Gesundheit, Einsamkeit und Widerstandskraft verpackt Rossdale in kraftvollen, modernen Alternative Rock – zeitgemäß wuchtig und clean produziert. Die elektronischen Soundeffekte entfernen die Band dabei noch weiter von ihren frühen Grunge-Wurzeln. Schon auf den letzten Alben klangen die Briten glaskar und aufgeräumt, doch „I Beat Loneliness" wirkt beinahe steril in seiner Perfektion – wie ein Showroom aus dem Designkatalog. Trotzdem entfaltet diese kühle Atmosphäre ihren Reiz, nur eben anders als früher.
Kühle Perfektion – und doch berührend
BUSH anno 2025 malen stilistisch eine völlig andere Welt als das stürmische „Sixteen Stone", jenes sechsfach mit Platin ausgezeichnete Alternative-Grunge-Ausrufezeichen, das mittlerweile über 30 Jahre alt ist. Keine Ecken und Kanten mehr, kein „handgemachter Rock" mehr, wo es rumpelt und scheppert. Dafür hört man heute einen Kinderchor im Hintergrund („Everyone Is Broken") und hübsch ausgefeilte Soundscapes zwischen Synthesizer und organischen Gitarrenlicks („Don't Be Afraid").
Geblieben sind auch die Melancholie und die feinen Melodien – auch wenn diese heute nicht mehr so nachhaltig im Gedächtnis haften. Ob das an den Songs liegt, die keine „Hits" mehr sind, oder einfach daran, dass auch ich 30 Jahre älter bin? Dabei wäre es einfach, das Album als zu glatt abzustempeln. Nennt mich sentimental, doch es berührt mich wirklich ("Rebel With A Cause").
Neben vor allem im ersten Teil energetisch-packenden Modern-Rock-Riffs – wer BUSH lange nicht gehört hat, mag sich beispielsweise beim Titeltrack an LINKIN PARK oder auch LIMP BIZKIT erinnert fühlen – dominieren nachdenkliche, ruhigere Töne vor allem die zweite Hälfte des Albums. Dabei scheut sich die aktuelle Besetzung um Rossdale, Chris Traynor (Gitarre), Corey Britz (Bass) und Nik Hughes (Schlagzeug) auch nicht vor überraschenden Tonartwechseln innerhalb der Songs ("60 Ways To Forget People", "Love Me Till The Pain Fades"), deren Spannungsbögen immer noch vom trefflich verstandenen Handwerk zeugen.
BUSH 2025 / Credit: Chapman Baehler
„I Beat Loneliness" ist Rossdales jüngst verstorbener Mutter gewidmet – das Cover zieren die Blumen, die sie so liebte ... auch dies eine persönliche Note, die dem Album eine emotionale Tiefe verleiht, die über die technische Perfektion hinausgeht.
Das Leben könne ziemlich schnell schwierig werden – meist dann, wenn man es am wenigsten erwarte, reflektiert Rossdale gegenüber „Today". Umso wichtiger sei es, die schönen Momente zu schätzen: „I just savor the good bits." Und davon hält „I Beat Loneliness" eine Menge bereit.