Die Mitglieder des BLACK TWILIGHT CIRCLE haben allesamt einen hispanischen Hintergrund, den sie – zusammen mit Drogenerlebnissen und allgemeiner Wut – in Form von höchst eigenständiger Musik ausdrücken, deren Wurzeln im Black Metal liegen. Die ethnische Herkunft ist dabei nur sporadisch hörbar, das hier ist keine Weltmusik – aber gelegentliche Flöten und andere genrefremde Instrumente gibt es schon.
Die 16 verschiedenen Bands, alle mit je einem Stück vertreten, wählen unterschiedliche Ansätze. KUXAN SUUM klingen rasend proggig, als würden AT THE DRIVE-IN Black Metal spielen. Bei SHATAAN blitzen Post Metal-Elemente auf. AXEMAN hört man den Einfluss des 80er-Metal an. KAMPILAN flechten Doom-Passagen ein.
Doch man hört den Bands sehr wohl auch an, dass sie aus demselben Stall kommen. So gut wie nie hört man auf dem Sampler die Black Metal-typische Melodieführung. Der norwegische Einfluss ist so gering, als hätten die Bands des BLACK TWILIGHT CIRCLE ihre Stilrichtung komplett aus sich selbst heraus entwickelt. Außerdem ist die Freude an Dissonanzen hier viel zu groß, als dass es eingängig episch würde. Eine weitere Gemeinsamkeit: Keines der Stücke klingt produziert. Zwar gibt es Schwankungen in der Aufnahmequalität, mindestens roh klingen aber alle. Trotzdem hört man zu jeder Sekunde, dass hier erfahrene Könner am Werk sind – stümperhaftes Geholze: Fehlanzeige.
Die wichtigste Gemeinsamkeit aber ist: Keine der 16 Bands klingt so selbstherrlich pathetisch, wie es bei vielen, vielen anderen Vertretern des Genres der Fall ist. Kein selbstgefälliges Gepose und Gekreisch, nur ehrliche Emotionen. Für alle Bands auf „Tliltic Tlapoyauak“ glit: Sie sind nicht true, sondern echt.
Das macht „Tliltic Tlapoyauak“ zu einer absoluten Empfehlung. Zumindest für Black Metal-Fans, die nicht nur Extremes suchen, sondern auch Neues.
Den Sampler gibt es entweder als Doppel-CD oder als Drei-LP-Version. Ursprünglich hatte das Kollektiv das Ding als Tape veröffentlicht, die winzige Auflage ist aber vergriffen. Wer mehr über die Geschichte hinter BLACK TWILIGHT CIRCLE wissen will: Es gibt ein sehr interessantes Interview im Netz, das erste, das veröffentlicht wurde.
Tracklist:
-Disc 1-
1. Kuxan Suum - Tzolk'in [11:42]
2. Cempopoloah - En el Obligo de la Luna... [9:30]
3. Blue Hummingbird on the Left - Storm [3:13]
4. The Haunting Presence - Dead Souls Scream [4:45]
5. In LakechAlaKin - Ometeotl [6:22]
6. Muknal - Bringers of Filth [8:26]
7. Dolorvotre - Upward Spiraling [6:03]
8. Tukaaria - Nekaroa [4:34]
-Disc 2-
1. Kampilan - Battleof Mactan [13:08]
2. Volahn - Yaxche [5:47]
3. Kallathon - Universe of Constant Ages and in the Mist of Eternity [7:13]
4. Shataan - Born to the Earth, Return Through the Body [6:30]
5. Blood Play - Screams Transcends [6:59]
6. Acualli - Rites of Mockery [2:39]
7. Arizmenda - Rites of Deconsecration [9:03]
8. Axeman - Ride into the Night [10:54]
Geschrieben von Helge Freitag, 29 August 2014 18:47
Black Twilight Circle - Tliltic Tlapoyauak (V.A.) Tipp
Gräbt man vom Black Metal-Underground aus noch ein Stück tiefer, stößt man irgendwann auf BLACK TWILIGHT CIRLCE. Das kalifornische Kollektiv besteht aus mehr Bands als Menschen und hat mit „Tliltic Tlapoyauak“ eine Werkschau erstellt. Die Compilation ist sehr anstrengend – und höchst interessant.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis