Batushka - Hospodi

Batushka - Hospodi

Nachdem die Polen BATUSHKA 2015 mit ihrem Debüt "Litourgiya" ein dickes Ausrufezeichen im schwarzmetallischen Umfeld setzten, kam es Ende 2018 zum hässlichen Split zwischen Gitarrist/Bassist Krzysztof Drabikowski und Sänger Bartłomiej Krysiuk. Solange um die Rechte am Bandnamen gestritten wird, existieren zwei Bands gleichen Namens. Mit "Hospodi" veröffentlicht nun der bei Metal Blade verbliebene Sänger seine Vision einer neuen BATUSHKA-Scheibe.

Wer neben Drummer Paweł Jaroszewicz zum Line-up gehört und "Hospodi" mit eingespielt hat, ist nicht bekannt – ebenso wenig wie bei Drabikowskis Version von BATUSHKA, die bereits Ende Mai 2019 in Eigenregie das Album "Panihida" via Bandcamp veröffentlicht hat.

Doch schieben wir die Schlammschlacht, bei der durch das Bekanntwerden der Musiker-Identitäten ein großes Stück des BATUSHKA-Mysteriums entzaubert wurde, vorläufig beiseite und widmen uns der Musik auf "Hospodi". Zum Kontext erklärt Krysiuk: "Das Albumkonzept beruht auf der der Totenmesse der Orthodoxen, Gebeten, Liedern und Bräuchen in Gedenken an Verstorbene. Im Mittelpunkt steht ein Ritual um die Toten und Trauernden. Darüber hinaus haben wir uns auf viele Volkslieder und Klagegesänge unserer Heimat berufen."

BATUSHKA läuten zur Totenmesse ...

Nachdem BATUSHKA mit den mystischen Mönchsgesängen in "Wozglas" die passende Atmosphäre aufbauen, startet "Dziewiatyj Czas" mit hypnotischen Gitarren, bevor ein peitschender Rhythmus die Nummer nach vorne treibt. Garniert wird sie von eindringlichen "Halleluja"-Gesängen und starken Gitarren. Sowohl die Harmonien als auch Riffs bekommt man so schnell nicht wieder aus dem Ohr.

"Wieczernia" beginnt mit Glockengeläut und eindringlichen Gitarren, bevor vor einem Doublebass-Gewitter mit schwarzmetallischen Riffs erneut erhabene Chöre im Wechselspiel mit Krysiuks Gekeife erschallen. Tempowechsel und rasende Passagen sorgen für Abwechslung. Verzweifelt-hypnotische Gitarren eröffnen vor shreddernden Riffs das treibende "Powieczerje" mit melancholischen Gitarrenharmnonien und beschwörenden Gesängen, das in die Holzfäller-Gesänge des folgenden "Polunosznica" überleitet.

Der fünfte Albumtrack begeistert mit einer atemberaubend majestätischen Gitarrenharmonie, bevor er sich in ein infernalisches Blastbeat-Gewitter mit schrägen Gitarren verwandelt. Nach einem Tempowechsel im zweiten Drittel wiederholen Krysiuk und die Mönchschöre die eröffnende Melodie, bevor am Schluss mächtige Gitarren die Wände erzittern lassen. Das Highlight auf "Hospodi"!

... die bereits nach der Hälfte aus ist

"Utrenia" beginnt episch und gefällt mit überraschenden Tempowechseln und eindringlichen Chor-Passagen vor monoton, aber zielstrebig riffenden Gitarren. Ab "Pierwyj Czas" geht BATUSHKA dann urplötzlich die Puste aus. Die Nummer klingt gerade im Vergleich zu den ersten Tracks viel zu zerfahren und gewöhnlich. "Tretij Czas" bietet in der ersten Hälfte klagende Gesänge und seltsam misstönende Gitarren und wiederholt sich in der zweiten Hälfte so sehr selbst, dass es beinahe schon nervtötend ist.

"Szestoj Czas" ist viel zu langatmig geraten und ein Skip-Kandidat. Nicht mal der ironischerweise wie das Debüt betitelte Abschluss "Litourgiya" kann als schleppender Doom-Monolith mit tiefschwarzer Atmosphäre mit sehr geringem Gesangsanteil noch etwas heraus reißen. Während die Gitarren leiser werden, erklingen nur noch mächtige Drums, bevor "Hospodi" den Hörer nach etwas mehr als 51 Minuten aus der Totenmesse entlässt, die schon nach der Hälfte hätte vorbei sein können.

Erst top, dann Flop

Während die erste Albumhälfte trotz stilistischer Neuausrichtung zugunsten straighter Black-Metal-Nummern noch eine spannende Atmosphäre aufbaut und sehr gut gefällt, schmeißen BATUSHKA ihre guten Vorsätze spätestens ab der siebten Nummer komplett über Bord. Die zweite Albumhälfte flacht mit abwechslungsarmen, gleichförmigen und glattpolierten Nummern deutlich ab – auch (oder obwohl), wenn die Scheibe richtig fett produziert wurde. Die monotonen Mönchsgesänge klingen nur noch wie ein Mittel zum Zweck. Gleiches gilt für klare Gesänge, während Krysiuks Gekeife und Screams schärfer und brutaler ausfallen als auf dem Debüt. In Sachen Vocals mangelt es aber insgesamt an Abwechslung.

Trotz streckenweise exzellenter Melodien und an NACHTMYSTIUM erinnernder Gitarren macht sich der fehlende Input des ehemaligen Gitarristen bemerkbar, denn in Sachen Atmosphäre kann es das Zweitwerk nicht mit dem Debüt aufnehmen. Einen kleinen Seitenhieb kann sich Krysiuk in der Bandbio, die der Promo beiliegt, dann auch nicht verkneifen: "Was das Gitarrenspiel betrifft, hört man zudem eine Menge Classic-Rock- und frühe 90er-Metal-Elemente."

Wäre Krysiuks Totenmesse nach "Utrenia" beendet, wäre "Hospodi" ein starkes Werk geworden, wenn auch ein gutes Stück schwächer als "Litourgiya". So aber kommt Draibowskis deutlich roher klingendes "Panihida" dem Debüt in Sound, Atmosphäre und Güte deutlich näher.

"Hospodi" Trackliste:

1. Wozglas
2. Dziewiatyj Czas
3. Wieczernia
4. Powieczerje
5. Polunosznica
6. Utrenia
7. Pierwyj Czas
8. Tretij Czas
9. Szestoj Czas
10. Liturgiya

BATUSHKA Line-up

Bartłomiej Krysiuk – Vocals
Paweł Jaroszewicz – Drums