Closterkeller - Nero

Review



Label/Vertrieb: Metal Mind Records
Wabernde Keyboardflächen, hallschwangere Gitarren, einige härtere Riffs zu nahezu durchgängigen Elektrosounds, romantisch-düstere Songbauten ... - liebe Freunde der dunklen Szene, das ist Eure Welt. Einsteigen kann jeder, der sich das Album „Nero" (Metal Mind Records) von Closterkeller zulegt, einer polnischen Band, die bereits seit 1988 besteht und einen amtlichen Backkatalog von nun 13 Veröffentlichungen (darunter auch Wiederveröffentlichungen und Minis) aufweisen kann. In Polen war die fünfköpfige Band Vorreiter der Gothic-Szene, um die 800.000 verkauften Alben zieren bis dato die Bilanz. Lange Rede, kurzer Sinn: Closterkeller sind in ihrem Land bekannt und wissen, was sie tun.
Schade, dass dann ein relativ langweiliges Album wie „Nero" der bislang letzte Akt ihres Schaffens ist, das auch noch in zwei Versionen erscheint: Für den polnischen Markt mit polnischen Lyrics und für den europäischen Markt mit - wer hätte das gedacht - englischen Songtexten. Das kann ungute Gefühle auslösen (welcher Fan befürwortet schon derart kommerzielle Praktiken), soll die Band aber im Grunde dem ein oder anderen hiesigen Fan näher bringen, an sich ja kein verwerfliches Ansinnen. Ein Großteil der Gothic-Fans wird jedoch auf „Nero" verzichten können, egal in welcher Fassung.
74 Minuten sind eine lange Zeit, die am besten mit abwechslungsreichen, interessanten Songs gefüllt werden sollte - nicht so auf vorliegendem Album. Lest noch mal den ersten Satz dieses Reviews und stellt Euch dazu eine gut klingende Frauenstimme vor, nicht überragend aber durchaus gefühlvoll singend. Und dann reiht im Geiste einen Midtempo-Song ohne Höhepunkte und wirkliche Tiefpunkte an den nächsten. Schon nach der Hälfte der Spieldauer werden die seichten Sphärenklänge anstrengend, möchte man den Sound furztrocken pegeln und auf die klebrigen Keyboards ganz verzichten. Zwei, drei ansprechende Nummern sind vorhanden, bezeichnenderweise geben die dann auch mehr Gas.
Fazit: „Nero" ist für ambitionierte Ausdruckstänzer/-innen in nebelgefluteten Gruftidiskos bestens geeignet, dem anspruchsvolleren Schwarzhaupt jedoch vermutlich eine Spur zu seicht.

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