All That Remains - Overcome



Stil (Spielzeit): Modern Metal (38:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Prosthetic Records/Soulfood (26.09.08)

Bewertung: 6 / 10
Link: http://www.myspace.com/allthatremains
ALL THAT REMAINS, ein bereits bekannter Name im modernen Metal-Geschäft, veröffentlichen mit "Overcome" den Nachfolger zu ihrem umjubelten Vorgänger "The Fall Of Ideals". Der Fünfer aus Massachusetts blieb mir seit 2007 besonders im Gedächtnis, nachdem ich sie live neben den etwas genrefernen MISERY SIGNALS bestaunen durfte. Anders als sein Vorgänger bahnt sich "Overcome" nun viel oldschooliger und wurzelbewusster seinen Weg ins Ohr. Man stellt schnell Analogien zu Genregrößen wie ANNIHILATOR her, könnte den Silberling jedoch auch gleichzeitig neben neuen Veröffentlichungen von TRIVIUM oder LAMB OF GOD einreihen. Was den großen Charme von "Overcome" jedoch ausmacht, ist die Produktion, bei der im Gegensatz zu "The Fall Of Ideals" nicht übertrieben wurde, was Jason Suecof (CHIMAIRA, THE BLACK DAHLIA MURDER) zu verdanken ist. Der Sound hält sich eher gediegen im Mittel und Bassbereich, es wurden keine überproduzierten Höhen rausgekitzelt und alles klingt ein wenig mehr nach einer echten Band, die im Proberaum jammt, ohne auf einen Award für die sterilste Platte des Jahres zu pochen. 

Jedoch braucht es bei "Overcome" einfach noch das gewisse Etwas, das "The Fall Of Ideals" zu einer sehr guten Metalplatte machte. ALL THAT REMAINS hätten sich beim Output vielleicht noch ein jahr Zeit lassen sollen, da die Platte sehr konstruiert und vorallem unabwechslungsreich klingt. Es klingt fast, als wurde beim Songwriting an einem Konzept festgehalten und dieses durch das gesamte Album gezogen, es folgen cleane Gesang-Refrains auf growlende treibende Strophen, das obligatorische Gitarrensolo setzt bei fast jedem Song das ödende Häubchen auf, immer und immer wieder. Wo "The Fall Of Ideals" noch vor Ideen und vorallem Spielwitz glänzte, dudelt "Overcome" dagegen teilweise lustlos vor sich hin, um anschließend endlich einen Kaffee trinken gehen zu können. Das Artwork der Platte unterstreicht diesen Kritikpunkt noch zusätzlich, da auch dieses nicht gerade neu und frisch, sondern eher abgedroschen und eher langweilig wirkt. Das größte Manko jedoch macht der mangelnde Wiedererkennungswert aus, da es zwar etliche cleane Gesangsparts gibt, jedoch keiner davon so signifikant und wiedererkennbar ist wie auf dem Vorgänger. Dieser Punkt kann jedoch gleichermaßen fast positiv ausfallen, da es durchaus vier bis fünf Hördurchgänge benötigt, um sich dem Stoff zu nähern und ALL THAT REMAINS den Weg des Metal-Pop, den vielen Genrekollegen mit ihren fortlaufenden Veröffentlichungen einschlugen, strikt ablehnen und dies auch der Punkt ist, warum auf "Overcome" so gut wie keine Ohrwürmer zu finden sind, die noch nach ein paar Wochen im Lauschorgan hängenbleiben. Die Amis zielen mit dieser Platte nämlich auf astreinen und virtuos eingespielten Metal ab, ohne zu sehr soundmäßig editiert zu wirken oder die Grenze zwischen Mensch und Maschine zu überschreiten und man sich als Hörer fragen muss: Bete ich jetzt den Musiker oder die Drum-Machine an? 

"Overcome" ist sicherlich ein weiterer Leckerbissen für Fans der Band und des Genres, jedoch schwindet der Reiz an einem Output einer Band von solchem Kaliber mit jedem weiteren Song der Platte, da sie zwar musikalisch klasse eingespielt ist aber doch nicht mit dem gewissen Etwas aufwartet, was eine sehr gute Platte von dem Haufen momentaner guter Modern-Metal-Veröffentlichungen abhebt. "Overcome" ist eben eine solche gute Metal-Platte, die zum Headbangen animiert, und mit oldschooliger Produktion überrascht und nun auch als reiner Metal bezeichnet werden kann, nachdem erfolgreich auch die letzten Ausläufer des Hardcore-Genres, die noch auf "The Fall Of Ideals" zu finden waren, eliminiert wurden. Jedoch muss man als Hörer damit rechnen, mit sämtlichen Klischees aus jenem Genre abgespeist zu werden und anschließend erkennen muss, dass man nach dem Hörgang nicht schlauer ist als zuvor.