Geschrieben von Mittwoch, 10 Juli 2013 10:13

All That Remains & Are Those Your Friends - Hamburg, Logo


Es ist bereits 20 Uhr an einem heißen, schwülen Sommerabend, als ich mich spontan zur ALL THAT REMAINS und ARE THOSE YOUR FRIENDS Show im Hamburger Logo aufmache, denn wer braucht an so einem Abend schon eine Abkühlung, wenn die Alternative ein Besuch in Hamburgs lautester Sauna ist?

Aufgrund der an solchen Tagen bekanntlich fast tropischen Witterungsbedingungen im Logo, steht um 20:30 Uhr der Großteil des Publikums noch draußen vor dem Club. Erstaunlicherweise konnten ALL THAT REMAINS das kleine Logo offensichtlich nicht ausverkaufen, trotz des großen Erfolgs ihres aktuellen Albums „A War You Cannot Win“, welches in den Staaten Platz 13 der Billboard Charts enterte und bereits in der ersten Woche 30.000 Einheiten verkaufte.

ARE THOSE YOUR FRIENDS aus Soltau eröffnen um kurz vor 9 Uhr den Abend mit einem Gewitter vom Band und zwei riesigen Backdrop-Aufstellern, auf denen ihr Bandname prangt. Für meinen Geschmack etwas „too much“ für eine so junge und weitreichend noch eher unbekannte Band, aber die Deko macht etwas her und erfüllt sicherlich ihren Zweck, sich den ohnehin schon auffälligen Bandnamen einzuprägen. Musikalisch bieten die Jungspunde nichts wirklich Neues und schubladentechnisch würde ich sie eher dem Posthardcore zuordnen. Auffällig sind die vielen elektronischen Einspieler vom Band, die extrem an UNDEROATH erinnern. Außerdem klingen einige Songs nach den frühen ATREYU und die instrumentalen, atmosphärischen  Parts haben etwas von AUGUST BURNS RED. Die Band selbst wirkt absolut sympathisch und versprüht ohne Ende Spielfreude.

Leider lässt sich das Publikum sogar nach einer Aufforderung zum Springen und trotz der zahlreichen hymnenartigen Refrains kaum zum Mitrocken bewegen. Dafür wirkt die Band dann doch noch zu unsicher auf der Bühne und der Sound lässt auch ein wenig zu wünschen übrig. Alle der heute dargebotenen Songs stammen vom Debüt „Lambs Turn Into Lions“, welches es für erschwingliche 10 Euro am Merchandise zu erwerben gibt. Nach einer guten halben Stunde gibt es aber dann doch noch ein Kuscheltier aus dem Publikum – wahrscheinlich als Gag eines befreundeten Mitgereisten – und ATYF verlassen sichtlich glücklich die Bühne des Logos.


Während der Umbaupause füllt sich der Club dann doch noch recht gut und einige ALL THAT REMAINS Mitglieder wie die Bassistin Jeanne Sagan stimmen ihre Instrumente sogar höchstpersönlich und witzeln währenddessen mit den Fans hinter der (ziemlich überflüssigen) Absperrung herum – äußerst sympathisch! Die restlichen Vier der ATR Crew  stürmen dann um 22 Uhr zu Hubschraubergeräuschen die Bühne und eröffnen ihre Show mit  dem mitreißenden „Some People, All Of The Time“. 

Nach einem kurzen „Hamburg, wie geht’s?“ von Frontmann Phil Labonte wird den Hamburgern mit „Stand Up“ und „The Last Time“ weiter eingeheizt und die Luft im kuscheligen Club wird immer knapper. Das bekommen nicht nur wir Fans zu spüren, sondern auch die Band und allen voran Sänger Phil, der bereits jetzt vor Schweiß trieft und zwischen den Songs immer längere Pausen benötigt, um wieder Luft zu holen und singen zu können. „I’m so sweaty and you guys are taking all the oxygen“. Als ihn dann ein Fan auffordert, sein Shirt auszuziehen, meint Phil nur: “I can’t, seriously I can’t. I’m getting fat because of all the vodka I drink“. Seinen Humor hat er definitiv nicht verloren und sowieso wirkt die komplette Band absolut harmonisch. Phils Lieblingsbeschäftigung ist es, seinen Gitarristen Mike mit Wasserflaschen zu bewerfen oder seine Bassistin Jeanne durch wildes Gestikulieren oder andere Aktionen abzulenken. Außerdem präsentiert der drahtige Frontmann immer wieder seine nicht unbeachtlichen Deutschkenntnisse.

Nur in Punkto illegale Downloads wirkt Phil nicht ganz so entspannt: „It does not matter how you got our new record but if you downloaded it illegally and don’t buy a shirt tonight, I’ll come to your fucking house!” Der Sound im Logo ist mittlerweile super und ein Highlight des Abends sind für mich definitiv die vielen im Kreis fliegenden langen Haare in den ersten Reihen, als die Band aus Springfield das Metalcorebrett „Six“ zum besten gibt – herrlich! Das mainstreamige „Forever In Your Hands“ lässt dann die Mädelsherzen noch höher schlagen und als Krönung folgen am Ende des Sets die beiden Hits „Two Weeks“ und „This Calling“.


Auch wenn ich mich nach diesem Besuch im Logo mal wieder wie geduscht fühle, ohne dass ich mich viel verausgabt habe, und das Konzert mit nur einer guten Stunde etwas zu kurz ausgefallen ist, gehe ich glücklich und voller Vorfreude auf den ALL THAT REMAINS Auftritt am Wochenende beim Vainstream Festival nach Hause.