Haste The Day - Pressure The Hinges



Stil (Spielzeit): Disco Metalcore (1:02:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media/EMI (23.03.2007)
Bewertung: 7,5/10


http://www.hastetheday.com, http://www.myspace.com/hastetheday
Hymnische Melodien, Heavy Metal und Hard Rock beeinflusste Gitarren und düstere Breakdowns. Das klingt zunächst wie eine sehr interessante Mixtur. Das klingt allerdings auch so wie Metalcore-Band „XY". Und wenn man den Werdegang von HASTE THE DAY so betrachtet, dann zeigt er auch einen roten Faden direkt in die Massenkompatibilität. Die Debüt-EP „That They May Know" (2002) zeigte die Band noch aggressiv und ohne cleane Vocals. Doch bereits das erste Full-Length „Burning Bridges" (2004) orientierte sich an dem zu der Zeit populär werdendem Disco-Metalcore à la KILLSWITCH ENGAGE oder ATREYU und etablierte cleane Vocals in der Musik von HASTE THE DAY. Der 2005er Nachfolger „When Everything Falls" ließ sie dann endgültig zum Pop-Metalcore wechseln. Allerdings war dieses Album auch das bis dahin erfolgreichste der Band. Sogar eine Europatour Anfang 2006 ergab sich aus den steigenden CD-Verkäufen. Und dann kam der Schock: Sänger Jimmy Ryan warf wenige Wochen vor der Tour das Handtuch. HASTE THE DAY hatten nicht viel Zeit, einen adäquaten Ersatz zu suchen. Aber sie hatten Glück und fanden in Stephen Keech einen mindestens genauso guten Frontmann, der sich zudem traute, ins kalte Wasser zu springen und eine komplette Europatour mitzuspielen.

Auf dem mittlerweile dritten Full-Length kann Stephen Keech nun auch zeigen was er auf Platte drauf hat. Und das, was ich da höre, gefällt mir sehr. Gurgelige Shouts, Screams und die obligatorisch glasklaren und perfekten, cleanen Vocals. Musikalisch sind HASTE THE DAY ihrer Entwicklung folgend noch ein Stück eingängiger und poppiger geworden. Große Refrains mit unwiderstehlichen Hook-Lines, AS I LAY DYING-mäßige Breakdowns und Heavy Metal-Gewichse. Laut eigenen Aussagen will sich das Quintett nicht an den Bands orientieren mit denen sie zusammen spielen sondern ihre Inspirationen aus Bands wie AC/DC und DEF LEPPARD ziehen. Das hört man auf „Pressure The Hinges" absolut, denn die typischen Metalcore-Riffs werden hier garantiert nicht geboten. Stattdessen wirkt das Album zum Teil tatsächlich wie eine Hommage an die guten alten Rock-Zeiten, verbindet diese aber sehr geschickt mit den Charakteristiken des Metalcores.

Insgesamt lässt sich „Pressure The Hinges" gut an einem Stück hören. Es gibt eigentlich keinen Titel, der nicht sofort ins Ohr geht und einen danach pfeifend durch die Gegend gehen lässt. Doch ist das Album auch wirklich deshalb gut? Den Ohrwurm-Faktor haben schließlich viele von diesen Bands. Und wenn ich ganz ehrlich bin, wollte ich HASTE THE DAY mit diesem Album auch zuerst in eine Schublade mit all diesen Disco-Metalcore-Bands stecken. Doch nach mehrmaligem Hören muss ich sagen, dass das Album etwas hat. Gerade die rockige Kante dieser Platte gefällt mir und lässt sie interessant werden. Und auf den 16 Tracks mit über einer Stunde Gesamtspielzeit lässt sich auch nach mehreren Durchgängen immer wieder etwas entdecken. Okay, das Rad haben HASTE THE DAY mit diesem Album auch nicht neu erfunden. Aber ich finde, dass sie ihm einen interessanten Anstrich verpasst haben, der definitiv aus der Masse heraus sticht.