Virgin Steele - Visions of Eden



Stil (Spielzeit): Sinfonic Metal (79:31)
Label/Vertrieb (VÖ): T&T / Soulfood (08.09.2006)
Bewertung: Schwach (4/10)
Link: www.virgin-steele.com

Wisst ihr, wie es sich anfühlt, wenn man vor seinem inneren Auge Statuen einreissen muß, von denen man dachte, dass die für alle Zeiten an ihrem Platz stehen würden? Erinnert euch an den Tag, als ihr zum ersten Mal "St. Anger" hören musstet, dann habt ihr so etwa eine Vorstellung davon, was ich meine. Und leider gehört für mich nun auch der Tag dazu, als sich das neue Album von VIRGIN STEELE das erste mal auf meinem CD-Player drehte. Selbst die zweite, dritte und vierte Chance, die ich dem Album gegeben habe, hat leider nicht mehr viel genützt - "Visions Of Eden" ist meine persönliche Enttäuschung des Jahres 2006.

Ich habe keine Ahnung, was David DeFeis sich beim Komponieren dieser Scheibe eigentlich gedacht hat - wisse würde ich es allerdings doch gern, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann, dem wir Scheiben wie die beiden "The Marriage Of Heaven And Hell"-Teile oder auch den "The House Of Atreus"-Doppelpack verdanken, ein dermassen dünnes Scheibchen wie "Visions Of Eden" auf die Metal-Gemeinschaft loslässt, ohne dafür einen triftigen Grund zu besitzen. Ja, ich weiss, das Ganze knüpft konzepttechnisch an das "Lilith"-Theaterstück an und mag für sich allein gesehen, sicher eine Daseinsberechtigung besitzen, aber musste es unbedingt unter dem Namen VIRGIN STEELE veröffentlicht werden?

Aber genug der Jammerei: Wenden wir uns dem Objekt der Trauer zu. Stilistisch ist bei "Visions of Eden" zwar durchaus die Ähnlichkeit zu den beiden "Atreus"-Scheiben hör- und spürbar, allerdings versumpft auf der neuen Scheibe jeglicher Metal in einem Brei aus klassischem Ambiente, der sich plätschernd um die Ohren des Rezipienten windet und keinerlei Highlights herausstechen lässt. Jeder Versuch, mal ein bisschen aufs Gaspedal zu treten und ein bisschen rifflastiger zu werden, wird, sobald mal ein bisschen Zug in die Songs kommt, sofort wieder abgebrochen. "Metal-Song-Strukturen" sind so gut wie gar nicht vorhanden. Was es dafür im Überfluss gibt, sind lauschige, keyboardlastige Langsam-Passagen, die sich immer wieder zwischen die Metal-Parts quetschen. Tut mir leid, aber in diesem Übermaß, wie es hier angewandt wird, sind diese Stilmittel tödlich - da kann man seine Musik episch noch und nöcher schimpfen, wenn der Metal unter all zuviel sinfonischer Übermacht erstickt, tut man sich sicherlich keinen Gefallen damit.

Dazu kommt der beinahe schon mitleiderregend schlechte Sound. Herrje, hat sich die Platte vor der Veröffentlichung eigentlich mal jemand angehört? Wohl nicht, anders kann ich mir diesen dünnen Klang wirklich nicht erklären.Die Gitarren sind kaum wahrnehmbar, bei den Drums ist es kaum besser, was den ohnehin schon schwer zu findenden Metal-Änsätzen nicht wirklich zuhilfe kommt. So mischt man keine Metalplatte - aber naja, ob das hier überhaupt noch Metal ist, erscheint ohnehin fraglich.

Und wenn es nach all dem wirklich noch einen Todesstoß gebraucht hätte, dann liegt der in Form des Covers vor - als Bewerbung für einen homosexuellen Reitverein möglicherweise ganz passend, aber Hallo?! Ging es hier nicht mal um METAL?

Fazit: Dieser Schuss ging nach hinten los. Wer sich nicht zu den beinharten VIRGIN STEELE-Jüngern zählt, sollte einen großen Bogen um "Visions Of Eden" machen. Und ehrlich gesagt, graut mir ein wenig, wenn ich daran denke, dass uns vermutlich auch hier mindestens ein thematisch zusammenhängender Nachfolger erwartet.

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